Entsetzen über Fluchtversuch des Attentäters von Halle
(dpa) Die Jüdische Gemeinde in Halle hat mit Entsetzen auf die Nachricht vom Fluchtversuch des Synagogen-Attentäters aus dem Gefängnis reagiert. „Das ist unfassbar, dass er es fast geschafft hat. Mir fehlen die Worte“, sagte der Vorsitzende der Gemeinde, Max Privorozki, am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Es sei kaum vorstellbar, was alles hätte passieren können, wenn er es geschafft hätte. Er erwarte, „dass sich das nicht wiederholt“. Das Gefängnis Roter Ochse befindet sich inmitten von Halle.
In der „Jüdischen Allgemeine“forderte Privorozki Konsequenzen des Vorfalls. „Welche, darüber muss die Landesregierung entscheiden“, sagte er. „Es ist wie ein Wunder, dass es wieder eine Tür war, die zum richtigen Zeitpunkt verschlossen war, die verhindert hat, dass der Attentäter flieht“, sagte der Gemeindevorsitzende mit Blick auf das, was bisher über die Tat bekannt ist.
Stephan B. war am Pfingstsamstag nach Behördenangaben während eines Hofgangs im Gefängnis über einen 3,40 Meter hohen Zaun geklettert. Er hatte sich den Angaben nach für rund fünf Minuten unbeobachtet im Gefängnis bewegt, bevor er von Bediensteten bemerkt worden sein soll. Er soll in dieser Zeit in ein Gefängnisgebäude gelaufen und nach Fluchtmöglichkeiten gesucht haben, alle Türen bis auf den Eingang des Gebäudes seien aber verschlossen gewesen. Er wurde nach dem Vorfall in das Hochsicherheitsgefängnis nach Burg bei Magdeburg verlegt.
Der Rechtsextremist hatte am 9. Oktober 2019 – am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur schwer bewaffnet versucht, in die Synagoge in Halle einzudringen. Er schoss auf eine Holztür und warf Sprengsätze. Als er es nicht schaffte, in die Synagoge zu gelangen, erschoss er auf der Straße eine 40 Jahre alte Frau und in einem nahen Döner-Imbiss einen 20 Jahre alten Mann. Am 21. Juli soll der Prozess gegen ihn beginnen.