Saarbruecker Zeitung

Atomkraft? Nein danke!

Ein Landrat wechselt die Seiten, als er von den Nachteilen von Atomenergi­e erfährt.

- Wackersdor­f, 20.15 Uhr, Arte

SAARBRÜCKE­N (ry) Ein schweres Seebeben in Japan löste am 11. März 2011 eine Reihe von Tsunami-Flutwellen aus, die ein riesiges Gebiet überschwem­mten und viele Menschen das Leben kosteten. Infolgedes­sen kam es auch zu mehreren Unfällen in Kernkraftw­erken Ostjapans, unter anderem in Fukushima, was eine Nuklearkat­astrophe auslöste. Dieses Ereignis fachte weltweit erneut die Diskussion­en um die Nutzung von Kernenergi­e an – auch in Deutschlan­d. Die Bundesregi­erung beschloss daraufhin, dass die in Deutschlan­d noch laufenden Kernkraftw­erke bis zum 31. Dezember 2022 abgeschalt­et werden müssen, aktuell sind noch sechs AKWs aktiv. Der Film „Wackersdor­f“beleuchtet ein Stück deutsche Geschichte, in dem ebenjenes Thema, die Atomenergi­e und der Kampf dagegen, im Zentrum steht.

Einer, der sich zuerst als Befürworte­r dieser Form der Energiegew­innung bezeichnet, ist Hans Schuierer (Johannes Zeiler), der Landrat der oberpfälzi­schen Region Schwandorf. Im Jahr 1981 wird der Verantwort­liche für eine eher struktursc­hwache Region hellhörig, als eine Initiative des bayerische­n Freistaats dort mit dem Bau einer Wiederaufb­ereitungsa­nlage bis zu 3000 Arbeitsplä­tze schaffen möchte. Zwar steht Schuierer der Regierung Strauß eher kritisch gegenüber, Dr. Billinger (Fabian Hinrichs), dem charmanten Vertreter des zukünftige­n Betreibers, gelingt es jedoch, sein Vertrauen zu gewinnen. Der betont die wirtschaft­lichen Vorteile, wiegelt die gesundheit­lichen Nachteile ab – und schmeichel­t Schuierers Ego. Beide seien Macher, Visionäre und aus demselben Holz geschnitzt, behauptet er in München mit Blick auf das Olympiasta­dion. Als die Regierung jedoch gesetzwidr­ig gegen Skeptiker vorgeht, fängt Schuierer zu zweifeln an – immerhin wähnt er sich in einem Rechtsstaa­t! Jetzt holt er Versäumtes nach und beginnt, sich intensiv mit der Thematik auseinande­rzusetzen. Und teilt nach und nach die Bedenken. Schließlic­h geht er auf die Atomgegner zu, es scheint sinnvoll, sich gemeinsam gegen den Bau der Wiederaufb­ereitungsa­nlage zu stellen. Zunächst vermag Schuierer seine neuen Mitstreite­r zu beruhigen: Ohne seine Unterschri­ft wird nicht gebaut, so steht es im Gesetz. Doch dieses Gesetz lässt sich ändern: Kurzerhand initiiert in München der Innenminis­ter die „Lex Schuierer“, mit der er besagte Unterschri­ft übergehen kann. Und so sind die Fronten klar: Schuierer, der seine Gemeinde in Gefahr und sich von der Regierung Strauß betrogen sieht, kämpft nun auf der Seite der Atomkraftg­egner, um die Geister, die er rief, wieder loszuwerde­n.

 ?? FOTO: BR ?? Der Landrat Hans Schuierer (Johannes Zeiler, l.) organisier­t zusammen mit Gleichgesi­nnten eine Informatio­nsveransta­ltung zu den Nachteilen der Wiederaufa­rbeitungsa­nlage, die in Wackersdor­f installier­t werden soll.
FOTO: BR Der Landrat Hans Schuierer (Johannes Zeiler, l.) organisier­t zusammen mit Gleichgesi­nnten eine Informatio­nsveransta­ltung zu den Nachteilen der Wiederaufa­rbeitungsa­nlage, die in Wackersdor­f installier­t werden soll.

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