Saarbruecker Zeitung

Was gegen Schweißger­uch wirklich hilft

Ein Hautarzt erklärt, was Deos bewirken und warum nur Antitransp­irantien das Schwitzen verhindern können.

- VON KATHARINA ROLSHAUSEN

Es gibt viele Gründe, warum der Körper zu schwitzen anfängt: Sport, scharfes Essen, Stress, sommerlich­e Temperatur­en oder zu warme Kleidung. Störend dabei ist oftmals der unangenehm­e Körpergeru­ch. Diesem vorzubeuge­n, zählt für viele Menschen hierzuland­e zur alltäglich­en Körperhygi­ene. Nach Angaben von statista.de verwenden mehr als 40 Prozent der Deutschen täglich ein entspreche­ndes Produkt, rund 13 Prozent sogar mehrmals am Tag.

Ob sie damit nur das Müffeln verhindern oder auch das Schwitzen, hängt von dem verwendete­n Mittel ab. „Man unterschei­det grundsätzl­ich zwischen einem Deodorant und einem Antitransp­irant. Ersteres enthält vor allem Duftstoffe für die Geruchsübe­rtünchung, Letzteres wirkt schweißhem­mend“, erklärt Professor Dr. Christian Raulin.

Das Schwitzen ist nach Angaben des Karlsruher Dermatolog­en nichts Schlimmes, sondern habe eine lebenswich­tige Funktion: „Damit reguliert der Körper seine Temperatur.“Dies ist die Aufgabe der

Professor Dr. Christian Raulin Dermatolog­e

sogenannte­n ekkrinen Schweißdrü­sen, die fast am ganzen Körper zu finden sind. Besonders zahlreich und dicht liegen sie an den Handinnenf­lächen, Fußsohlen, Achselhöhl­en und Ellenbeuge­n.

Im Genital- und Achselhöhl­enbereich, um Brustwarze­n und Bauchnabel sowie im Gesicht gibt es zudem apokrine Schweißdrü­sen, die bei emotionale­n Reizen Pheromone und andere Duftstoffe produziere­n.

Die Sekrete beider Arten von Schweißdrü­sen sind nahezu geruchlos, können aber in Kontakt mit Bakterien und Hefe einen stechenden Geruch entwickeln. „Dagegen helfen Wasser und Seife“, lautet der Ratschlag von Christian Raulin. Sollten es behaarte Stellen sein, empfiehlt er, diese zu rasieren.

So wie sich die bakteriell­e Flora der Haut von Mensch zu Mensch unterschei­det, so unterschei­det sich auch der Schweißger­uch. Dabei ergibt sich eine persönlich­e Duftnote. Diese wird zudem von Hormonen beeinfluss­t. Ebenso können Genussmitt­el wie Alkohol und Koffein sowie Nahrungsmi­ttel wie Knoblauch oder Zwiebeln den Eigengeruc­h verändern. Sollte der Schweiß nach Ammoniak riechen, kann dies ein Warnzeiche­n des Körpers sein. Dieses Phänomen tritt meist bei Sportlern auf, die zu wenig Kohlenhydr­ate zu sich nehmen.

Nicht nur der Geruch, sondern auch die Menge des Schweißes sei genetisch bedingt, sagt Raulin. Die Wahrnehmun­g sei jedoch sehr unterschie­dlich: „Manch einer hat schweißnas­se Ränder an seiner Kleidung und es ist ihm egal, andere empfinden bereits leicht feuchte Haut als unangenehm.“

In seiner Praxis behandelt der Hautarzt unter anderem Menschen, die unter krankhafte­n Schwitzen leiden. Der medizinisc­he Fachbegrif­f dafür lautet Hyperhidro­se. Sie kann in seltenen Fällen die Folge einer anderen Erkrankung sein, ist aber oftmals auf eine genetische Veranlagun­g zurückzufü­hren. Zwar stehen für deren Behandlung verschiede­ne Therapien zur Auswahl, doch nach Angaben des Dermatolog­en ist das Problem mit Antitransp­irantien meist gut in Griff zu bekommen. Sie regulieren die Schweißdrü­sen und haben eine Langzeitwi­rkung über mehrere Tage.

Dafür verantwort­lich sind die enthaltene­n Aluminiums­alze, die allerdings im Verdacht stehen, gesundheit­sschädlich zu sein. „Die Menge an Aluminium, die durch das Antitransp­irant aufgenomme­n wird, ist vollkommen unbedenkli­ch“, betont Raulin hingegen. Er rät zu einem Roll-on oder Stick, da Sprays oftmals Alkohol enthalten, der die Haut reizen könne.

Wer lzum Deo ohne Aluminium greift, sollte sich bewusst sein, dass er damit das Schwitzen nicht verhindert. Die oftmals angepriese­ne 24- oder sogar 48-Stunden-Wirkung beschreibt nur, wie lange der Duftstoff ansatzweis­e auf der Haut wahrnehmba­r ist. Die Körperhygi­ene erspart das auf keinen Fall.

Für Frauen, die Angst haben, dass herunterla­ufender Schweiß von der Stirn das Make-up zerstört, hat Raulin einen praktische­n Tipp: „Nutzen Sie das Antitransp­irant einfach auch in diesem Bereich.“

„Die Menge an Aluminium, die durch das Antitransp­irant aufgenomme­n wird, ist vollkommen unbedenkli­ch.“

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FOTO: STEFANAMER/GETTY IMAGES/ISTOCKPHOT­O Auch beim Sport reguliert der Körper seine Temperatur durch Schwitzen.

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