Steigt die Rente vorerst zum letzten Mal?
Mit dem Juli steigen auch in diesem Jahr die Bezüge – trotz Corona-Krise. Doch schon im kommenden Jahr droht Ruheständlern im Westen eine Nullrunde.
Die deutschen Rentner bekommen mehr Geld. Zum 1. Juli steigen die Ruhegelder im Westen um 3,45 Prozent und im Osten um 4,2 Prozent. Im kommenden Jahr könnte eine Nullrunde bevorstehen.
(dpa) Trotz Wirtschaftskrise in Folge der Corona-Pandemie steigen die Bezüge der 21 Millionen Rentner in Deutschland mit dem Juli erneut spürbar an. Die jährliche Rentenanpassung bringt im Westen ein Plus von 3,45 und im Osten von 4,2 Prozent. Die sogenannte Standardrente steigt damit nach Angaben der Bundesregierung auf 1538,55 Euro im Westen (plus 51,37 Euro) und 1495,35 Euro im Osten (plus 60,30 Euro).
Die Standardrente ist eine Vergleichsgröße, die rechnerisch derjenige bekäme, der 45 Jahre lang als Durchschnittsverdiener Beiträge in die Rentenkasse eingezahlt hat.
Die Anhebung in diesem Juli ist die zehnte Rentenerhöhung in Folge. Wegen der Corona-Krise rechnet die Deutsche Rentenversicherung im nächsten Jahr – dem Jahr der Bundestagswahl – zum ersten Mal seit 2010 wieder mit einer Nullrunde, zumindest im Westen. Im Osten könnte es nur einen Mini-Anstieg um 0,7 Prozent geben.
Doch kommt es wirklich dazu? Die sozialpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion Kerstin Tack sagte: „Die Folgen der Krise lassen sich momentan nur schwer vorhersagen. Die endgültige Entscheidung über die Rentenanpassung 2021 fällt erst im Frühjahr nächsten Jahres. Bis dahin bleibt abzuwarten, wie sich die wirtschaftliche Lage in der zweiten Jahreshälfte entwickelt.“
Grundlage für die jährliche Rentenanpassung im Juli ist unter anderem die Lohnentwicklung des vergangenen Jahres. Durch die Corona-Krise steigen Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit. Die Durchschnittslöhne dürften sinken, heißt es bei der Rentenversicherung. Auf Basis dieser und anderer Daten legt die Bundesregierung per Verordnung im Frühjahr fest, wie stark die Rente steigt oder auch nicht. Kürzungen sind gesetzlich ausgeschlossen.
In den vergangenen Jahren hatte es kräftige Anstiege von mehr als drei bis fast sechs Prozent gegeben, wobei der Anstieg im Osten jeweils deutlicher ausfiel, weil noch ein Anpassungsprozess läuft. Der Rentenwert wird bis 2024 schrittweise an den im Westen angeglichen.
Den Anstieg von 3,45 bzw. 4,2 Prozent in diesem Juli bezeichnet der Präsident des Sozialverbands Deutschland, Adolf Bauer, als unzureichend: „Angesichts der Altersarmut in Deutschland ist die Erhöhung ein Tropfen auf den heißen Stein“, sagte er.
Die Deutsche Rentenversicherung sieht in Folge der Corona-Pandemie dagegen nicht nur keine Möglichkeit für Rentensteigerungen im kommenden Jahr, sie befürchtet auch, dass die Beitragszahler früher und mehr belastet werden. „Die Rentenversicherung wird von den negativen Auswirkungen der Corona-Krise nicht ausgenommen bleiben“, hatte der Vorstandsvorsitzende Alexander Gunkel vor wenigen Tagen gesagt.