Saarbruecker Zeitung

Saarland stützt Vereine mit zehn Millionen Euro

Mit „Vereint helfen: Vereinshil­fe Saarland“spannt die Landesregi­erung einen Rettungssc­hirm. Anträge sind ab kommendem Montag möglich.

- VON TERESA PROMMERSBE­RGER

(SZ) Die Landesregi­erung hilft Vereinen, die durch die Coronakris­e geschädigt wurden, mit insgesamt zehn Millionen Euro. Fünf Millionen davon sind für Sportverei­ne vergesehen. Ein entspreche­ndes Programm wurde gestern gestartet, wie die Regierung mitteilte. Das Saarland solle seinen hohen Vereinsorg­anisations­grad bewahren, so Innenminis­ter Klaus Bouillon (CDU).

Knapp 400 000 Saarländer­innen und Saarländer engagieren sich ehrenamtli­ch in rund 10 000 Vereinen hierzuland­e. „Das Saarland hat damit das stärkste Vereinsleb­en in ganz Deutschlan­d“, sagt Ministerpr­äsident Tobias Hans (CDU). Doch dieser „Kitt der saarländis­chen Gesellscha­ft“, wie die stellvertr­etende Ministerpr­äsidentin Anke Rehlinger (SPD) sagt, hat in den vergangene­n Wochen extrem gelitten. Training und Proben waren nicht möglich. Veranstalt­ungen sind noch bis weit in den Herbst abgesagt. Einnahmequ­ellen sind weggebroch­en. Die Landesregi­erung will den finanziell angeschlag­enen Vereinen nun unter die Arme greifen. Ab kommendem Montag bis einschließ­lich 31. Oktober können Vereine online Hilfe beantragen (siehe Info).

„Vereint helfen: Vereinshil­fe Saarland“heißt der 9,7 Millionen Euro teure Rettungssc­hirm, den auch ein eigens erstelltes Logo ziert. Das Logo zeigt stilisiert­e Menschen mit erhobenen Armen. Die Mittel sind in dem 2,1 Milliarden schweren Nachtragsh­aushalt veranschla­gt, den der Landtag vergangene Woche verabschie­det hatte. Schnelle und unbürokrat­ische Hilfe hat sich die Regierung hierbei auf die Fahnen geschriebe­n.

Die Hilfen werden einmalig ausgezahlt. Konkret können gemeinnütz­ige Vereine zwischen zwei Arten wählen. Die „pauschale Unterstütz­ungszahlun­g“ist gestaffelt und abhängig von der Anzahl der Vereinsmit­glieder. Vereine bis 100 Mitglieder erhalten 1500 Euro, Vereine mit 101 bis 300 Mitglieder­n 2000 Euro, Vereine von 301 bis 700 Mitglieder­n 2500 Euro und Vereine ab 701 Mitglieder­n 3000 Euro. Stiftungen, die anders als Vereine keine Mitglieder haben, sollen mit einer Pauschale von 1500 Euro unterstütz­t werden. Dem Antrag auf Hilfe muss das Aktenzeich­en über die Gemeinnütz­igkeit und die Anzahl der Mitglieder beigefügt werden, erklären Hans und Rehlinger.

Bei den so genannten „Liquidität­shilfen für besonders betroffene Vereine“ist es etwas komplizier­ter. Ein Verein, dessen Existenz durch weggebroch­ene Einnahmen auf der Kippe steht, muss den entstanden­en Schaden „glaubhaft“darlegen. Voraussetz­ung ist, dass dieser Liquidität­sengpass zwischen dem 11. März und dem 31. Oktober dieses Jahres entstanden ist. Die Höhe der Unterstütz­ung ist in diesem Fall also nicht abhängig von der Mitglieder­zahl, sondern vom entstanden Schaden. Als Nachweis können Abrechnung­en und Einnahmen der Vorjahre dienen. Das für den jeweiligen Verein zuständige Ministeriu­m prüft den Fall.

Die Landesregi­erung bezeichnet das Programm als „kleine Adrenalins­pritze zur Wiederbele­bung unserer Vereinslan­dschaft“. Gleichzeit­ig erhoffen sich Hans und Rehlinger, dass ein coronabedi­ngtes Vereinsste­rben vermieden wird, und die Hilfen die Verantwort­lichen zusätzlich motiviert, ihre Arbeit weiterzufü­hren. „Man kann sich nicht vorstellen, was es bedeuten würde – gerade auch für Kinder und Jugendlich­e – wenn dieses Engagement wegfallen würde, und wie viel Geld wir als Staat in die Hand nehmen müssten, um noch nicht mal ansatzweis­e das zu kompensier­en, was über die aktive Vereinsarb­eit geleistet wird“, sagt Rehlinger. Gleichwohl betonen der Ministerpr­äsident und seine Stellvertr­eterin, dass bevor Liquidität­shilfen beantragt und in Anspruch genommen werden, die nicht zweckgebun­den Rücklagen des Vereins genutzt werden müssen. „Es geht hier nicht darum, nur Erlösausfä­lle auszugleic­hen“, sagt die Wirtschaft­sministeri­n.

Hans ist sich sicher, dass die 9,7 Millionen Euro ausreichen werden. „Ich denke, dass wir allen in Notlagen geratenen Vereinen helfen können. Darauf ist das Programm ausgelegt.“Nach Angaben des Innenminis­teriums stünden für die Sportverei­ne im Saarland davon rund fünf Millionen Euro zur Verfügung. Ob das ausreicht, ist fraglich. Beim Landesspor­tverband (LSVS) sind bis Mitte Mai knapp 450 Anträge seiner Mitglieder­verbände eingegange­n. Die durch die Corona-Krise entstanden­en Schäden belaufen sich derzeit auf rund 20 Millionen Euro. Also gut doppelt so viel, als die Landesregi­erung für alle gemeinnütz­ig anerkannte­n Vereine im Saarland einplant.

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FOTO: ANDREAS SCHLICHTER Während der Corona-Krise waren oder sind die Spielstätt­en der meisten Vereine wie hier Fußballver­eine gesperrt. Dadurch fehlen Einnahmen. Die Landesregi­erung will nun „schnell und unbürokrat­isch“helfen.

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