Land lässt Beschäftigte in Fleischindustrie testen
Die Saar-Groko will keine Ausbrüche wie in NRW. Tests für alle Bürger sähe der Virologe Jürgen Rissland aber kritisch.
(gö/ulb) Nach NRW und Rheinland-Pfalz plant nun auch das Saarland breit angelegte Corona-Testes in seiner Fleischindustrie, um einen möglichen Ausbruch früh zu erkennen. Das kündigten gestern Saar-Gesundheitsministerin Monika Bachmann (CDU) und Verbraucherschutzminister Reinhold Jost (SPD) an. Nach Angaben des Umweltministeriums sollen die Tests im Laufe der nächsten Woche starten, Details würden noch von den Staatssekretären der Ministerien geklärt. Getestet würden alle rund 600 Beschäftigten der drei großen fleischverarbeitenden Betriebe im Saarland – die Stammbelegschaft und Personen mit Werkverträgen. „Die vermehrten Ausbrüche in der Fleischindustrie in anderen Bundesländern haben uns gezeigt, dass wir hierauf ein besonderes Augenmerk richten müssen“, erklärte Bachmann. Jost sagte, es habe bereits vor Wochen in den Betrieben engmaschige Arbeitsschutz- und Hygienekontrollen gegeben. Die Testung schließe nun „eine Lücke im
System“. In der Fleischindustrie war es weltweit zu Corona-Ausbrüchen gekommen, offenbar auch weil die Arbeitsbedingungen eine Verbreitung des Virus fördern. In NRW ist der Kreis Gütersloh nach einem Ausbruch bei Tönnies mit weit über 1000 Infizierten im Lockdown.
Flächendeckende landesweite Tests aller Bürger, wie sie in Bayern geplant sind, sollte es nach Einschätzung des Homburger Virologen Jürgen Rissland im Saarland nicht geben. Weil sie nur eine Momentaufnahme lieferten, hätten sie nur eine sehr begrenzte Aussagekraft, sagte Rissland. Außerdem seien sie teuer und es müsse erst einmal die nötige Kapazität vorhanden sein, um sie durchzuführen. Für sinnvoller hält Rissland, effizient und geplant in kritischen Bereichen wie der Fleischindustrie zu testen.
In weiten Teilen Englands könnte wieder eine Verschärfung der Kontaktbeschränkungen in der Corona-Krise drohen. In insgesamt 36 Städten und Regionen stiegen die Covid-19-Fälle wieder an, berichtete am Dienstag der Telegraph. In Leicester sind – als erste Stadt in England – bereits Lockerungen der Pandemie-Maßnahmen wieder zurückgenommen worden. Um die Maßnahmen durchzusetzen, ist auch eine Gesetzesänderung geplant. Den genauen Ursachen für den Anstieg müsse noch auf den Grund gegangen werden, sagte der britische Gesundheitsminister Matt Hancock am Dienstag der BBC. Die Neuinfektionen in der Stadt mit etwa 350 000 Einwohnern machten laut Hancock in der vergangenen Woche zehn Prozent aller Fälle in England aus. Großbritannien ist mit mehr als 43 500 Todesfällen bei nachweislich mit dem Coronavirus infizierten Menschen das am schwersten von der Pandemie betroffene Land in Europa.