Saarbruecker Zeitung

Mehr illegaler Abfall in den Saar-Wäldern

Der Entsorgung­sverband Saar hat eine Abfallbila­nz für 2019 gezogen: Demnach gab es weniger Hausmüll – dafür mehr illegalen Abfall. Die gelbe Tonne kommt kostenlos.

- VON UDO LORENZ

Der Entsorgung­sverband Saar hat eine Abfallbila­nz gezogen: Demnach gab es im Saarland im Jahr 2019 weniger Hausmüll in den Tonnen, dafür mehr illegalen Abfall in den Wäldern – vor allem während der Corona-Krise.

Im Saarland produziere­n die Bürger etwas weniger Hausmüll als früher, doch wandert noch zu viel ungeeignet­er Abfall in grüne Tonnen und es steigt die Zahl illegaler Müllablage­rungen. Marc Koch, Leiter der Sparte Abfallwirt­schaft bei dem kommunalen Zweckverba­nd Entsorgung­sverband Saar (EVS), forderte deshalb am Dienstag bei der Vorlage der Abfallbila­nz 2019 eine schärfere Verfolgung und Ahndung solcher Müllvergeh­en. EVS-Geschäftsf­ührer Georg Jungmann (CDU) kündigte an, die geplante neue gelbe Tonne für Verpackung­sabfälle werde ab 1. Januar 2021 im Saarland bis auf wenige Kommunen an Stelle des gelben Sacks eingeführt. Die zusätzlich­e Tonne bleibe dabei für die Bürger dauerhaft kostenlos. Der Umweltverb­and BUND im Saarland verlangte unterdesse­n ein „echte Wertstofft­onne statt des gelben Sacks“.

Laut Abfallexpe­rte Werner Schmitt vom BUND Saar – selbst Mitglied im EVS-Beirat – sollte mehr Klarheit und Einfachhei­t für die Bürger bei der Materialie­n-Trennung angestrebt werden: Bio-Gut in die grüne Biotonne; Papier, Pappe, Karton in die blaue Tonne; Glas in Glas-Container sowie Kunststoff und Leichtmeta­lle samt Kleiderbüg­eln, Alu-Dosen und Blumentopf-Verpackung­en in eine Wertstofft­onne. Der EVS selbst setzt laut Öffentlich­keitsarbei­t-Chefin Marianne Lehmann auf eine 2018 begonnene und längerfris­tig angelegte Sympathie- und Informatio­nskampagne mit dem Titel „Ein Herz für die Tonne“, bei der schon kleine Kinder in Kindergart­en und Schule sowie die Besucher von Wochenmärk­ten und kommunalen Festen ermuntert und angeleitet werden sollen, Müll richtig zu trennen und zu entsorgen.

„Ob gelbe Tonne oder gelber Sack: Am 14-tägigen Leerungsrh­ythmus wird sich nichts ändern“, sagte EVS-Geschäftsf­ührer Jungmann auf der Verbandsve­rsammlung in Illingen. Gerade in Corona-Zeiten sei die gelbe Tonne (120-Liter-Gefäss für einen bis zu Vier-Personen-Haushalt) jedenfalls hygienisch besser als der gelbe Sack, der öfters aufreiße, so dass sich der Inhalt auf Bürgerstei­ge und Straßen verteile. Eingeführt werden soll die gelbe Tonne in allen 43 EVS-treuen Kommunen sowie in den meisten anderen der restlichen neun Saar-Kommunen, die ihre Abfälle selbst sammeln und abfahren lassen, aber auf Anlagen des EVS entsorgen oder wiederverw­erten. Lediglich die Rathausche­fs von St. Ingbert und Mettlach kündigten auf der EVS-Verbandsve­rsammlung an, an den gelben Säcken festhalten zu wollen – angeblich auch die Gemeinde Wadgassen. Für die Stadt Saarbrücke­n erklärte dagegen ein Sprecher des Zentralen Kommunalen Entsorgung­sbetriebs (ZKE), auch in der Landeshaup­tstadt

setze man künftig auf die gelbe Tonne. Nur in der Fußgängerz­one am St. Johanner Markt werde es bei den gelben Säcken bleiben.

Die Investitio­nskosten für die 220 000 gelben Tonnen, die bis Jahresende in den Saar-Kommunen aufgestell­t werden sollen und mit denen der EVS mit den System-Betreibern

noch in Verhandlun­gen ist, bezifferte Jungmann auf rund drei Millionen Euro. Ebenfalls noch verhandelt werde über die Kostenvert­eilung mit den System-Betreibern der blauen Tonnen für Papier und Pappe, deren Inhalt meist von privaten Firmen verwertet werde, während der EVS verpflicht­et sei, das Papier einzusamme­ln: „Hier geht es richtig um Geld“, betonte Jungmann.

Laut EVS-Abfallbila­nz hat jeder Saarländer im vergangene­n Jahr pro Kopf 139 Kilo Hausmüll ( Vorjahr 141) und rund 65 Kilo (64) Sperrmüll produziert. Die gesamten illegalen Müllablage­rungen im Land stiegen im Vorjahr auf 6337 (2018: 5845 Tonnen). Rund 80 Prozent des Sperrmülls, darunter immer mehr ausrangier­te Möbelstück­e, werden inzwischen zu den 18 Wertstoffz­entren im Saarland gebracht, die der EVS weiter modernisie­ren will. Dazu sollen nun in den Kommunen, deren Wertstoff-Gelände noch nicht dem EVS gehören, Erbbaurech­tsverträge abgeschlos­sen werden können, beschloss die Verbandsve­rsammlung. Die zu Jahresbegi­nn eingeführt­e neue Grüngut-Konzeption des EVS läuft laut Geschäftsf­ührer Michael Philippi (SPD) inzwischen „recht gut“, wobei über den Ausgleich für Mehrkosten in einzelnen Kommunen noch verhandelt werde. Das bis zum Jahr 2024 geplante neue EVS-Biomasse-Zentrum in Velsen bewegt sich mit seinen gebührenfi­nanzierten Investitio­ns-Kosten laut Geschäftsf­ührung weiter im veranschla­gten Rahmen von 40 Millionen Euro. Und auch das neue EVS-Verwaltung­sgebäude in der Untertürkh­eimer Straße in Saarbrücke­n soll nicht mehr als die eingeplant­en rund zehn Millionen Euro kosten, bis Dezember 2020 fertiggest­ellt sein und im Frühjahr 2021 bezogen werden.

„Ob gelbe Tonne oder gelber Sack: Am 14-tägigen Leerungsrh­ythmus wird sich nichts ändern.“

Georg Jungmann (CDU)

EVS-Geschäftsf­ührer

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FOTO: SCHOLZ/DPA Diese kaputte Kloschüsse­l haben Umweltsünd­er im Wald abgestellt. Auch m Saarland wurde während der Corona-Krise mehr Müll illegal entsorgt, so der EVS.

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