Finanz-Planungen beim FCS sind schwierig
Komplexes Wirtschaften für den 1. FC Saarbrücken in der 3. L iga. DFB-Pokal-Geld wird weniger. Weller geht von Manns Verbleib aus.
Nicht nur wegen der Corona-Pandemie und einer Ausweich-Spielstätte gestalten sich die wirtschaftlichen Planungen des 1. FC Saarbrücken für die 3. Liga schwierig. Auch vom DFB gibt es wohl weniger Geld für die Pokal-Erfolge des FCS.
Dieter Weller nippt noch einmal an seinem Wasser, dann sagt der Schatzmeister des 1. FC Saarbrücken bedeutungsschwer: „Ziel unserer Arbeit war und ist es, dass dieser wunderbare Verein auch in Zukunft wettbewerbsfähig bleibt. Wenn ich nur an morgen denke, darf ich mich den Wünschen des Trainers und Sportdirektors anschließen. Wenn wir den Verein mittelund langfristig ausrichten, müssen wir Verantwortliche auch das Übermorgen im Blick haben.“
Der Erfolg mit dem Aufstieg in die 3. Fußball-Liga und besonders dem Erreichen des Halbfinales im DFB-Pokal hat Weller die Arbeit nicht unbedingt vereinfacht: „Das Wirtschaften auf dem Gebiet unserer Kernkompetenz Fußball ist per se schwierig, weil der Erfolg des Produkts naturgemäß sehr launisch und schwer planbar ist. Mit weiteren Umweltfaktoren wie Corona, Ausweichspielstätte oder dem jetzt vom DFB außer Kraft gesetzten Nachweis der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit wird vernünftiges Wirtschaften sehr komplex.“
Dazu kommt, dass die angekündigten 2,8 Millionen Euro für das Spiel gegen Bayer Leverkusen wohl nicht in Gänze ausgezahlt werden. „Der DFB streitet mit seinem Vermarkter Infront. Der wiederum hat Probleme mit Partnern, die ihren finanziellen Zusagen nicht nachkommen, weil durch die Geisterspiele verschiedene Leistungen nicht erbracht worden sind“, erklärt Weller, „es wird Kürzungen geben. Wir haben noch keine Zahlung vom DFB erhalten, es wird aber bereits bis zum 10. Juli eine halbe Million Euro Umsatzsteuer fällig.“
So weist die wirtschaftliche Bilanz der abgelaufenen Spielzeit noch einige Risiken auf, die in die Planungen der kommenden Spielzeit miteinfließen müssen. „Aus der Schule kennt man Gleichungen mit zwei Unbekannten. Das hier ist eine Rechnung mit gut einem Dutzend Unbekannten“, sagt Weller, seit 2000 Schatzmeister des FCS. „Folglich gibt es bei uns mehrere Planungsszenarien. Jedes mit unterschiedlichem wirtschaftlichen Risiko. Wir dürfen allerdings in keinem Fall nur wegen einmaliger Pokaleinnahmen die Kostenstrukturen nach oben korrigieren. Im übernächsten Jahr wäre das nicht mehr bezahlbar.“Wie viel Risiko gegangen wird, müssen Präsidium und Aufsichtsrat nun abstimmen.
Der „Normalplan“geht von einem Drittliga-Saisonstart Mitte September aus. Die Miete für das Stadion am Bornheimer Hang in Frankfurt sei laut Weller ähnlich hoch wie die notwendigen Investitionen für Flutlicht und Rasenheizung im Hermann-Neuberger-Stadion in Völklingen. Zuschauer hat man erst ab 2021 eingeplant, dann aber wieder im heimischen Ludwigsparkstadion. Nicht wenige sagen, auch das sei ein unkalkulierbares Planungsrisiko. Das Trauerspiel der Landeshauptstadt um die Spielstätte macht die positiven Gespräche des Vereins mit Sponsoren nicht leichter.
„Wir versuchen, da ganz individulle Pakete zu schnüren und sind mit unseren treuen Partnern in guten Gesprächen“, sagt Weller, der die durch die Verzögerung beim Umbau nun über Jahre entstandenen Mindereinnahmen
den Verantwortlichen im Rathaus nicht vorrechnen will: „Natürlich kann man diese Zahl ausrechnen. Aber wem hilft das? Wir sollten nach vorne blicken und dann einen für beide Seiten fairen, am üblichen Marktpreis orientierten Vertrag für die nächsten zehn Jahre abschließen.“Fast kleinlaut gibt Weller zu, einen „kleinen Betrag für die Eröffnungsfeier“im Haushalt vorgesehen zu haben.
Das Budget für die Drittliga-Mannschaft nennt Weller natürlich nicht offen, verrät aber anonymisierte Daten des DFB: „In der Saison 2018/19 lagen die durchschnittlichen Personalkosten der Drittligisten bei 3,5 Millionen Euro. Wenn man Ausreißer extrahiert und die fallende Tendenz – schon vor Corona – berücksichtigt, sind wir – wie in einer der Planungen – überdurchschnittlich aufgestellt.“
Große Transfer-Erlöse sind auch in Liga 3 nicht zu erzielen. Auch nicht bei Sportdirektor Marcus Mann, der zwar noch einen Vertrag hat, aber von der TSG Hoffenheim umworben ist. „Marcus Mann arbeitet viel und akribisch. Das ist Grundvoraussetzung für den Erfolg“, sagt Weller, „er ist loyal. Und zu Loyalität gehört auch, dass man lebt, was man verschriftet hat. Ich gehe davon aus, dass er hier weiterarbeitet.“
Dem Schatzmeister liegen alle Abteilungen am Herzen. „Die Fußball-Frauen blieben jedoch leider in der abgelaufenen Zweitliga-Saison hinter den Erwartungen zurück. Da lag es aber nicht an der finanziellen Ausstattung, dass sich der sportliche Erfolg nicht eingestellt hat“, sagt Weller, der verspricht, dass es daran auch in der kommenden Spielzeit
nicht scheitern wird. „Ein tolles Gespräch hatte ich mit Jugendleiter Nico Weißmann. Er hat als erstes gefragt, wo wir sparen können.“Doch Weller will gerade im Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) investieren. Mit dem Aufstieg in die A-Junioren-Bundesliga habe sich die gute Arbeit der letzten Jahre nun auch im sportlichen Erfolg manifestiert. „Dazu gibt es jetzt Zuschüsse vom DFB“, sagt der Schatzmeister, „aber die geforderten personellen und organisatorischen Strukturen für ein NLZ sind von einem Drittligaverein dauerhaft nicht zu stemmen. Das muss auch in der neuen Taskforce Stabilität 3. Liga thematisiert werden.“
Die wichtigste Personalie für Weller im Verein ist aber Präsident Hartmut Ostermann – aber nicht, weil dessen Victor‘s Unternehmensgruppe auch der Haupt-Geldgeber des FCS ist. „Er ist eine Führungskraft mit sehr hoher fachlicher und persönlicher Autorität. Er verfügt über unglaubliche Schaffenskraft und ist ein Mensch von höchster sozialer Kompetenz.“
Weller ist seit Kindesbeinen FCSFan. In seinem Amt als Schatzmeister muss der Steuerberater und Honorarprofessor an der HTW nun die Zahlen in den Mittelpunkt stellen, ohne die positive Entwicklungen eben unmöglich sind. „Ich gehe davon aus, dass es künftig mehr Absteiger aus wirtschaftlichen Gründen geben wird, als sportlich vorgesehen sind“, sagt Weller und spricht sich damit auch für eine nur bedingt risikofreudige Planung aus: „Leider wird die aktuell besondere Situation von vielen Führungskräften in den Clubs immer noch nicht erkannt, sogar ignoriert. Dabei sind Fußballvereine auch Wirtschaftsunternehmen, sie stehen nur mehr im Fokus, mehr in der öffentlichen Wahrnehmung. Unter diesem Druck knicken viele Entscheider ein und fordern unvernünftige Sachen. Wir haben die Zukunft nie verkauft und werden das auch jetzt nicht tun.“