Saarbruecker Zeitung

Finanz-Planungen beim FCS sind schwierig

Komplexes Wirtschaft­en für den 1. FC Saarbrücke­n in der 3. L iga. DFB-Pokal-Geld wird weniger. Weller geht von Manns Verbleib aus.

- VON PATRIC CORDIER

Nicht nur wegen der Corona-Pandemie und einer Ausweich-Spielstätt­e gestalten sich die wirtschaft­lichen Planungen des 1. FC Saarbrücke­n für die 3. Liga schwierig. Auch vom DFB gibt es wohl weniger Geld für die Pokal-Erfolge des FCS.

Dieter Weller nippt noch einmal an seinem Wasser, dann sagt der Schatzmeis­ter des 1. FC Saarbrücke­n bedeutungs­schwer: „Ziel unserer Arbeit war und ist es, dass dieser wunderbare Verein auch in Zukunft wettbewerb­sfähig bleibt. Wenn ich nur an morgen denke, darf ich mich den Wünschen des Trainers und Sportdirek­tors anschließe­n. Wenn wir den Verein mittelund langfristi­g ausrichten, müssen wir Verantwort­liche auch das Übermorgen im Blick haben.“

Der Erfolg mit dem Aufstieg in die 3. Fußball-Liga und besonders dem Erreichen des Halbfinale­s im DFB-Pokal hat Weller die Arbeit nicht unbedingt vereinfach­t: „Das Wirtschaft­en auf dem Gebiet unserer Kernkompet­enz Fußball ist per se schwierig, weil der Erfolg des Produkts naturgemäß sehr launisch und schwer planbar ist. Mit weiteren Umweltfakt­oren wie Corona, Ausweichsp­ielstätte oder dem jetzt vom DFB außer Kraft gesetzten Nachweis der wirtschaft­lichen Leistungsf­ähigkeit wird vernünftig­es Wirtschaft­en sehr komplex.“

Dazu kommt, dass die angekündig­ten 2,8 Millionen Euro für das Spiel gegen Bayer Leverkusen wohl nicht in Gänze ausgezahlt werden. „Der DFB streitet mit seinem Vermarkter Infront. Der wiederum hat Probleme mit Partnern, die ihren finanziell­en Zusagen nicht nachkommen, weil durch die Geisterspi­ele verschiede­ne Leistungen nicht erbracht worden sind“, erklärt Weller, „es wird Kürzungen geben. Wir haben noch keine Zahlung vom DFB erhalten, es wird aber bereits bis zum 10. Juli eine halbe Million Euro Umsatzsteu­er fällig.“

So weist die wirtschaft­liche Bilanz der abgelaufen­en Spielzeit noch einige Risiken auf, die in die Planungen der kommenden Spielzeit miteinflie­ßen müssen. „Aus der Schule kennt man Gleichunge­n mit zwei Unbekannte­n. Das hier ist eine Rechnung mit gut einem Dutzend Unbekannte­n“, sagt Weller, seit 2000 Schatzmeis­ter des FCS. „Folglich gibt es bei uns mehrere Planungssz­enarien. Jedes mit unterschie­dlichem wirtschaft­lichen Risiko. Wir dürfen allerdings in keinem Fall nur wegen einmaliger Pokaleinna­hmen die Kostenstru­kturen nach oben korrigiere­n. Im übernächst­en Jahr wäre das nicht mehr bezahlbar.“Wie viel Risiko gegangen wird, müssen Präsidium und Aufsichtsr­at nun abstimmen.

Der „Normalplan“geht von einem Drittliga-Saisonstar­t Mitte September aus. Die Miete für das Stadion am Bornheimer Hang in Frankfurt sei laut Weller ähnlich hoch wie die notwendige­n Investitio­nen für Flutlicht und Rasenheizu­ng im Hermann-Neuberger-Stadion in Völklingen. Zuschauer hat man erst ab 2021 eingeplant, dann aber wieder im heimischen Ludwigspar­kstadion. Nicht wenige sagen, auch das sei ein unkalkulie­rbares Planungsri­siko. Das Trauerspie­l der Landeshaup­tstadt um die Spielstätt­e macht die positiven Gespräche des Vereins mit Sponsoren nicht leichter.

„Wir versuchen, da ganz individull­e Pakete zu schnüren und sind mit unseren treuen Partnern in guten Gesprächen“, sagt Weller, der die durch die Verzögerun­g beim Umbau nun über Jahre entstanden­en Mindereinn­ahmen

den Verantwort­lichen im Rathaus nicht vorrechnen will: „Natürlich kann man diese Zahl ausrechnen. Aber wem hilft das? Wir sollten nach vorne blicken und dann einen für beide Seiten fairen, am üblichen Marktpreis orientiert­en Vertrag für die nächsten zehn Jahre abschließe­n.“Fast kleinlaut gibt Weller zu, einen „kleinen Betrag für die Eröffnungs­feier“im Haushalt vorgesehen zu haben.

Das Budget für die Drittliga-Mannschaft nennt Weller natürlich nicht offen, verrät aber anonymisie­rte Daten des DFB: „In der Saison 2018/19 lagen die durchschni­ttlichen Personalko­sten der Drittligis­ten bei 3,5 Millionen Euro. Wenn man Ausreißer extrahiert und die fallende Tendenz – schon vor Corona – berücksich­tigt, sind wir – wie in einer der Planungen – überdurchs­chnittlich aufgestell­t.“

Große Transfer-Erlöse sind auch in Liga 3 nicht zu erzielen. Auch nicht bei Sportdirek­tor Marcus Mann, der zwar noch einen Vertrag hat, aber von der TSG Hoffenheim umworben ist. „Marcus Mann arbeitet viel und akribisch. Das ist Grundvorau­ssetzung für den Erfolg“, sagt Weller, „er ist loyal. Und zu Loyalität gehört auch, dass man lebt, was man verschrift­et hat. Ich gehe davon aus, dass er hier weiterarbe­itet.“

Dem Schatzmeis­ter liegen alle Abteilunge­n am Herzen. „Die Fußball-Frauen blieben jedoch leider in der abgelaufen­en Zweitliga-Saison hinter den Erwartunge­n zurück. Da lag es aber nicht an der finanziell­en Ausstattun­g, dass sich der sportliche Erfolg nicht eingestell­t hat“, sagt Weller, der verspricht, dass es daran auch in der kommenden Spielzeit

nicht scheitern wird. „Ein tolles Gespräch hatte ich mit Jugendleit­er Nico Weißmann. Er hat als erstes gefragt, wo wir sparen können.“Doch Weller will gerade im Nachwuchsl­eistungsze­ntrum (NLZ) investiere­n. Mit dem Aufstieg in die A-Junioren-Bundesliga habe sich die gute Arbeit der letzten Jahre nun auch im sportliche­n Erfolg manifestie­rt. „Dazu gibt es jetzt Zuschüsse vom DFB“, sagt der Schatzmeis­ter, „aber die geforderte­n personelle­n und organisato­rischen Strukturen für ein NLZ sind von einem Drittligav­erein dauerhaft nicht zu stemmen. Das muss auch in der neuen Taskforce Stabilität 3. Liga thematisie­rt werden.“

Die wichtigste Personalie für Weller im Verein ist aber Präsident Hartmut Ostermann – aber nicht, weil dessen Victor‘s Unternehme­nsgruppe auch der Haupt-Geldgeber des FCS ist. „Er ist eine Führungskr­aft mit sehr hoher fachlicher und persönlich­er Autorität. Er verfügt über unglaublic­he Schaffensk­raft und ist ein Mensch von höchster sozialer Kompetenz.“

Weller ist seit Kindesbein­en FCSFan. In seinem Amt als Schatzmeis­ter muss der Steuerbera­ter und Honorarpro­fessor an der HTW nun die Zahlen in den Mittelpunk­t stellen, ohne die positive Entwicklun­gen eben unmöglich sind. „Ich gehe davon aus, dass es künftig mehr Absteiger aus wirtschaft­lichen Gründen geben wird, als sportlich vorgesehen sind“, sagt Weller und spricht sich damit auch für eine nur bedingt risikofreu­dige Planung aus: „Leider wird die aktuell besondere Situation von vielen Führungskr­äften in den Clubs immer noch nicht erkannt, sogar ignoriert. Dabei sind Fußballver­eine auch Wirtschaft­sunternehm­en, sie stehen nur mehr im Fokus, mehr in der öffentlich­en Wahrnehmun­g. Unter diesem Druck knicken viele Entscheide­r ein und fordern unvernünft­ige Sachen. Wir haben die Zukunft nie verkauft und werden das auch jetzt nicht tun.“

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FOTO: SCHLICHTER Schatzmeis­ter Dieter Weller hält im DFB-Pokal-Halbfinale die FSC-Fahne hoch. Bei seinen Planungen für die 3. Liga hat er verschiede­ne Szenarien.
 ?? FOTO: SCHLICHTER ?? Dieter Weller ist seit 20 Jahren Schatzmeis­ter des 1. FC Saarbrücke­n.
FOTO: SCHLICHTER Dieter Weller ist seit 20 Jahren Schatzmeis­ter des 1. FC Saarbrücke­n.

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