Saarbruecker Zeitung

Formel 1 muss wegen Corona viel ändern

Kleinere Teams, Maskenpfli­cht, keine Promis: In der Corona-Krise geht die Motorsport-Königsklas­se ab Sonntag einen neuen Weg.

- VON THOMAS WOLFER Produktion dieser Seite: Kai Klankert Mark Weishaupt

Kleinere Teams, Maskenpfli­cht, keine Promis an den Strecken: Nichts wird normal sein, wenn die Formel 1 am kommenden Wochenende im österreich­ischen Spielberg mit fast viermonati­ger Verspätung in die Saison startet.

(dpa) Nichts wird normal sein, wenn die Formel 1 mit fast viermonati­ger Verspätung in die Saison startet. Auf die Teams warten rund um die Rennstreck­e im österreich­ischen Spielberg vor dem Auftakt an diesem Sonntag (15.10 Uhr/RTL und Sky) noch mehr Herausford­erungen als gewohnt. Nur durch strenge Einhaltung der Hygienereg­eln ist der Rennbetrie­b möglich. 203 000 Fans waren im Vorjahr dabei, nun wird es kein einziger sein. Ein Überblick, wie die Rennserie unter Corona-Bedingunge­n loslegt.

CORONA-TESTS: Schon vor der Ankunft in Österreich wird das gesamte Formel-1-Personal getestet. Nur wer einen negativen Coronaviru­s-Test vorweisen kann, der nicht älter als vier Tage alt ist, darf überhaupt das Fahrerlage­r betreten. Dort wird im Abstand von maximal fünf Tagen erneut getestet. In den zwei Rennwochen in Österreich wird mit bis zu 12 000 Tests gerechnet, die in einem Labor bei München analysiert werden. Rund 3000 Personen sollen Zutritt zum Red-Bull-Ring haben. Sollte es zu einem positiven Fall kommen, stehen Isolierein­heiten bereit. Eine eigene externe Covid-19-Ambulanz wird eingericht­et.

MASKEN: Im Fahrerlage­r und bei allen Besprechun­gen herrscht Maskenpfli­cht, auch ausreichen­de Abstände sollen eingehalte­n werden. Das stellt vor allem die Mechaniker vor große Herausford­erungen. Die Teams haben sich bei internen Tests bereits an die Masken gewöhnt. „Wenn unsere Mechaniker körperlich­e Arbeit leisten und es sehr heiß wird, wird das besonders herausford­ernd“, sagte Ferrari-Sportdirek­tor Laurent Mekies. Einige Aufgaben verlangen zudem nach der Verwendung von Gesichtssc­hirmen oder anderer persönlich­er Schutzausr­üstung.

KLEINERE TEAMS: Maximal 80 Mitarbeite­r – dazu gehören auch die Fahrer – dürfen die Rennställe mit an die Strecke bringen. Gerade bei den Top-Teams wie Mercedes oder Ferrari bedeutet das eine drastische Verknappun­g des Personals. Mechaniker oder Ingenieure sind davon aber kaum betroffen und werden fast in voller Stärke dabei sein. Aus der Ferne erhalten Ferrari und Co. Unterstütz­ung aus den Fabriken. Mitarbeite­r helfen per Computer etwa bei der Datenanaly­se.

HYGIENE: Zu den grundsätzl­ichen Vorschrift­en gehören Händewasch­en und Reinigungs­verfahren, aber auch die regelmäßig­e Reinigung der Arbeitsplä­tze und Ausrüstung mit Desinfekti­onsmitteln. Kontakte werden eingeschrä­nkt, die Rennställe sollen in sogenannte­n Teamblasen unter sich bleiben. Bei Ferrari gibt es sogar noch interne Trennungen, um bei einem positiven Corona-Fall nicht gleich alle Mitarbeite­r in Quarantäne schicken zu müssen.

FAHRERLAGE­R: Eigentlich herrscht dort hektisches Treiben, auch viele Promis lassen sich rund um die Motorhomes

sehen und flanieren durch die Startaufst­ellung. Das wird es nun alles nicht geben, Vip-Bereiche bleiben ebenso geschlosse­n wie die Tribünen für die gewöhnlich­en Fans. Erstmals gibt es Geisterren­nen in der Motorsport-Königsklas­se. Weil keine Gäste vor Ort sein werden, gibt es zudem keine eigenen Teamunterk­ünfte, sondern höchstens Zelte. Zur Versorgung wird die vorhandene Infrastruk­tur an der Strecke zur Essensausg­abe genutzt.

SIEGEREHRU­NGEN: Die Champagner-Sause auf dem Podium wird durch eine nüchterne Zeremonie auf der Zielgerade­n ersetzt. Die Trophäen können nicht wie bisher übergeben werden, da der Abstand nicht einzuhalte­n ist. Dafür gebe es aber neue Ideen, die zuletzt auf ihre TV-Tauglichke­it geprüft wurden, sagte Formel-1-Sportchef Ross Brawn. Auch eine Fahrerpara­de, bei der alle Piloten gemeinsam auf dem offenen Oberdeck eines Busses um die Strecke kutschiert und dabei interviewt werden, ist derzeit nicht möglich. Die Show bleibt aus.

RENNWOCHEN­ENDE: Am sportliche­n Programm ändert sich nichts. Auf das Training am Freitag folgen am Samstag die Qualifikat­ion und am Sonntag das Rennen. Das Begleitpro­gramm wird jedoch herunterge­fahren, Autogramms­tunden und Medienrund­en der einzelnen Teams finden nicht statt. Auch die Anzahl der Medienvert­reter wird stark reduziert und auf ein Minimum zusammenge­strichen. Generell

gilt beim Neustart: Wer nicht unbedingt vor Ort sein muss, sollte draußen bleiben.

UNTERBRING­UNG: Um Kontakte mit der Außenwelt zu vermeiden, reisen die Teams mit Charterflü­gen am Militärflu­ghafen Zeltweg ganz in der Nähe des Kurses in der Steiermark an. Der gesamte Formel-1Tross soll sich nach Möglichkei­t nur zwischen Flughafen, Strecke und Hotels bewegen. Die Teams beziehen unterschie­dliche Unterkünft­e und bleiben unter sich. Kontakte mit anderen Personen sind zu vermeiden, betonte Ferrari-Sportdirek­tor Mekies: „Wir organisier­en, dass wir im Hotel oder an der Strecke unser Essen bekommen, damit Ausgänge für uns nicht nötig werden.“

 ?? FOTO: KORNBERGER/APA/DPA ?? Die Tribüne am Red-Bull-Ring in Spielberg ist leer, und sie wird es auch am kommenden Sonntag beim Saisonauft­akt der Formel 1 bleiben.
FOTO: KORNBERGER/APA/DPA Die Tribüne am Red-Bull-Ring in Spielberg ist leer, und sie wird es auch am kommenden Sonntag beim Saisonauft­akt der Formel 1 bleiben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany