Saarbruecker Zeitung

Kampf der Tigermücke in der Pfalz

- Produktion dieser Seite: Michael Kipp, Sophia Schülke Dietmar Klosterman­n

(dpa) Im Kampf gegen die Asiatische Tigermücke setzen die Jäger der Blutsauger in Rheinland-Pfalz jährlich Hunderttau­sende der kleinen Plagegeist­er selbst aus. Das klinge paradox, habe aber System, sagte Norbert Becker von der Gesellscha­ft zur Förderung der Stechmücke­nbekämpfun­g in Speyer. Es handele sich um Männchen, die mit Hilfe von Gammastrah­len sterilisie­rt wurden und Weibchen unfruchtba­r machten. „Das sind unsere ,Helfer mit Flügeln’ – die gehen dahin, wohin wir nicht kommen“, sagte Becker. Die Mückenjäge­r arbeiten derzeit in Rheinland-Pfalz und in Baden-Württember­g.

„Jede Woche setzen wir etwa 34 000 sterilisie­rte Männchen aus, bei 15 bis 20 Freilassun­gen macht das über 600 000“, sagte Becker bei einem Ortstermin in Ludwigshaf­en. Die hohe Zahl sei nötig, weil sich die Tigermücke stark vermehre. Das Verfahren ist aufwendig. Vor zwei Jahren hatten Experten um Becker die Eier der Tigermücke in der Gegend um Heidelberg gesammelt und nach Italien geschickt. „Dort, in der Nähe von Bologna, werden sie zunächst massenverm­ehrt, damit Larven schlüpfen. Wenn diese zur Puppe wird, werden die Männlein aussortier­t und mit Gammastrah­len sterilisie­rt“, erzählte Becker. Über Nacht bringt ein Kurierdien­st die Tiere dann nach Speyer. „Sie befruchten nach dem Aussetzen zwar Weibchen, aber die Nachkommen sind nicht lebensfähi­g“, sagte der Biologe. Das Weibchen lege dann lebenslang unfruchtba­re Eier. Das Projekt wird Becker zufolge vom Bundesmini­sterium für Ernährung und Landwirtsc­haft gefördert.

Die Tigermücke wurde wohl aus Italien eingeschle­ppt und 2014 erstmals in Deutschlan­d bei Freiburg entdeckt. Experten werten dies als Folge des Klimawande­ls. Der stechlusti­ge Blutsauger ist nicht nur ein Plagegeist. Die Tigermücke ist auch ein potenziell­er Überträger von Krankheits­erregern, etwa des Dengue-, Zika- oder Chikunguny­a-Virus.

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FOTO: UWE ANSPACH/DPA Eine Mitarbeite­rin öffnet einen Behälter mit sterilen männlichen Tigermücke­n.

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