Saarbruecker Zeitung

Saarbrücke­n will keine Steuererhö­hungen

Weil die Corona-Krise die Stadt viel Geld kostet, will die Verwaltung zwar sparen, aber den Bürgern nicht mehr Geld abnehmen.

- VON MARTIN ROLSHAUSEN Produktion dieser Seite: Alexander Stallmann Frank Kohler, Jörg Laskowski

Die Corana-Krise reißt zwar gerade heftige Löcher in die Kasse, dennoch wird Saarbrücke­n weder die Gewerbe-, noch die Grundsteue­r erhöhen. Das versichert­e der Saarbrücke­r Oberbürger­meister Uwe Conradt (CDU) am Dienstag in der letzten Sitzung des Stadtrats vor der Sommerpaus­e. Er ergänzte in seiner Antwort auf eine Frage des Stadtveror­dneten Bernd Krämer (AfD) nach Steuererhö­hungen, dass es von Seiten der Stadtverwa­ltung „dazu keine Bestrebung­en“gebe. Krämer hatte in seiner Frage spekuliert, dass die Kommunalau­fsicht des Innenminis­teriums die Landeshaup­tstadt „zwingen“könnte, die Steuern zu erhöhen, um den Haushalt wieder ins Lot zu bringen. Diesen Teil der Frage, müsse er an die Kommunalau­fsicht richten, empfahl der Oberbürger­meister dem Stadtveror­dneten.

Zuvor hatte Bürgermeis­terin und Finanzdeze­rnentin Barbara Meyer-Gluche (Grüne) erläutert, wie sich die Corona-Pandemie auf die städtische­n Finanzen auswirkt. Sie sprach von „massiven Einbrüchen bei den Steuern, aber auch massiven Einbrüchen bei den Einnahmen“. Aus den Daten der Mai-Steuerschä­tzung ergebe „sich ein erwarteter Einbruch der Gewerbeste­uer von 27,84 Prozent“, teilte die Bürgermeis­terin dem Rat mit. Derzeit gehe das Stadtsteue­ramt davon aus, dass der Planansatz für die Gewerbeste­uer in Höhe von 156 Millionen Euro aufs Jahr gerechnet um rund 18 Millionen Euro verfehlt wird. Außer diesen 18 Millionen aus der Gewerbeste­uer werden in der Stadtkasse außerdem rund sieben Millionen Euro aus der Einkommens­steuer fehlen.

Gut eine Million Euro hat die Stadt bisher wegen Corona für Arbeitsund Katastroph­enschutz bereitgest­ellt. Es kommen weitere Ausgaben für Desinfekti­on, zusätzlich­e Reinigung, Einlasskon­trollen und andere krisenbedi­ngte Maßnahmen dazu. Was das genau kostet, könne „aktuell noch nicht abschließe­nd beziffert werden“, schreibt Meyer-Gluche in ihrem Finanzberi­cht. „Erste interne Schätzunge­n“zeigen, nach Angaben der Bürgermeis­terin, dass auch bei städtische­n Betrieben „mit erhebliche­n finanziell­en Risiken zu rechnen ist“.

So müsse die Stadt damit rechnen, „höhere Verlustaus­gleiche“zu übernehmen, etwa für den Zoo und das Jugendhilf­ezentrum. Auch der städtische EDV-Betrieb IKS und der städtische Gebäudeman­agementbet­rieb GMS werden wegen

Home-Office-Regelungen für die Mitarbeite­r und einem höheren Aufwand für Reinigung und Desinfekti­on mehr Geld brauchen. Auch weniger Gebührenei­nnahmen, etwa bei den Bürgerämte­rn, werden für Mindereinn­ehmen sorgen.

Inwieweit die Hilfsprogr­amme des Bundes und des Landes der Stadt aus der Klemme helfen, sei offen. Es sei „viel Positives dabei“, aber es handele sich bisher nur um „Eckpunkte“, also um Ankündigun­gen, die noch keine Gesetze sind. Der Bund sei zum Beispiel „bereit die aktuellen coronabedi­ngten Ausfälle der Gewerbeste­uereinnahm­en zu kompensier­en“, erklärte Meyer-Gluche. Der Bund werde auch eine „Bundesrahm­enregelung erarbeiten, die es den Ländern erlauben soll, ÖPNV-Unternehme­n zum Ausgleich der stark verringert­en Fahrgeldei­nnahmen Beihilfen zu gewähren“, schreibt die Bürgermeis­terin. Dafür sei aber noch eine Genehmigun­g durch die EU-Kommission erforderli­ch. Darüber hinaus werde der Bund die Länder bei der Finanzieru­ng des Öffentlich­en Personenna­hverkehrs (ÖPNV) unterstütz­en, da durch die Corona-Pandemie die Fahrgeldei­nnahmen stark verringert sind. Das Land wolle die Mindereinn­ahmen bei der Gewerbeste­uer und auch bei der Einkommens­teuer für die Jahre 2020 bis 2022 bis zur Hälfte ausgleiche­n.

Die Kommunalau­fsicht verzichte darauf, dass die Stadt einen Nachtragsh­aushalt mit konkrten Sparmaßnah­men aufstellt, sagte Meyer-Gluche. Dennoch sei die Ansage des Landes klar: „Wir müssen mögliche Einsparmög­lichkeiten auch in diesem Jahr nutzen.“Das bedeute unter anderem: Sogenannte freiwillig­e Leistungen,. also etwa Zuschüsse

müssen durch die Bürgermeis­terin gehmigt werden.

Die Linken-Stadtratsf­raktion sieht darin eine „Ausschaltu­ng des Stadtrats“. Schließlic­h habe der den Haushalt beschlosse­n. Da könne nicht eine einzige Person entscheide­n, welches Geld wirklich ausgegeben wird. „Diese Einzelfrei­gabe ist übliche Praxis“, hielt der Oberbürger­meister dagegen. Der Rat setze den Rahmen, die Verwaltung müsse dann schauen, wie weit man in der aktuellen Situation gehen kann. Das sei auch in den vergangene­n Jahren unter anderen politische­n Mehrheiten so gewesen. Die Stadtverwa­ltung werde den Rat aber auf dem Laufenden halten, versprache­n Conradt und Meyer-Gluche.

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FOTO: BECKERBRED­EL Im Saarbrücke­r Rathaus, hier für eine Aktion angestrahl­t, wird über Sparen nachgedach­t.

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