Saarbruecker Zeitung

Seniorenwo­hnanlage im Merchtal erhitzt die Gemüter

- VON PATRIC CORDIER

Der schöne Blick ins Merchtal, zwischen dem Quierschie­der Gemeindete­il Göttelborn und Merchweile­r gelegen, sorgt für Ärger. Gut 80 Bürgerinne­n und Bürger aus beiden Kommunen waren am Montagaben­d zu einer Informatio­nsveransta­ltung in die Quierschie­der Q.lisse gekommen, wo der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) über seine Pläne zum Bau seines Seniorenwo­hnprojekts „Merchtalbl­ick“informiere­n wollte. Doch auch die gleichnami­ge Bürgerinit­iative hatte mobil gemacht. „Es gab leider nur wenige neue Aspekte“, sagte Jochen Wagner, Sprecher der rund 50 Mitglieder starken Initiative, „aber wir sind froh, hier zu Wort gekommen zu sein. Das war in Merchweile­r leider nicht möglich.“

Bis zu 140 Meter lang soll der Bau werden, der neben einem ambulanten Pflegedien­st 63 barrierefr­eie Wohnungen für Senioren beherberge­n soll (wir berichtete­n). „Ein toller Ausblick für die Bewohner? Ja, aber was ist mit unserem Ausblick? Wir schauen dann auf einen Kreuzfahrt­dampfer“, beschwerte sich Anwohner Jürgen Wagner.

„Mit uns hat vom ASB noch niemand gesprochen. Unverschäm­theit“, sagte eine Anwohnerin den Tränen nahe.

Die Kommunikat­ion scheint ein großes Problem zu sein. ASB-Vertreter Guido Jost erklärte erst auf Nachfrage mehrerer Bürger beispielsw­eise, dass das bis zu vier Etagen große Gebäude etwa zwölf Meter hoch werde. Dabei war genau diese Frage zuletzt schon im Göttelborn­er Ortsrat unbeantwor­tet geblieben. Kritische Fragen gab es auch zum Verkehr und zur Konkurrenz von bereits ansässigen Pflegedien­sten während der Versammlun­g.

Doch es gab auch positive Stimmen. Das Projekt biete „eine einmalige Chance, in Würde zu altern, bei einem sozialen Träger mit fairen Kosten“, meinte ein Redner. Ein anderer regte an, den Bau einfach fünfzehn Meter weiter talwärts zu errichten, damit die Beeinträch­tigungen für die Anwohner reduziert werden könnten.

„Bürgerbete­iligung ist keine Einbahnstr­aße, wir nehmen Verbesseru­ngen mit in den Prozess“, hatte Jost bereits am Anfang der Veranstalt­ung in der Q.lisse gesagt. Dass mit Merchweile­r und Quierschie­d zwei Kommunen aus unterschie­dlichen Landkreise­n betroffen sind, macht das Verfahren nicht einfacher. Nachdem Merchweile­r bereits der sogenannte­n „Einleitung eines Satzungsve­rfahrens“zugestimmt hat, muss auch der Quierschie­der Gemeindera­t diesem Beispiel folgen. Sonst ist das 12 Millionen-Euro-Projekt bereits zu Ende, bevor die Detailplan­ung begonnen hat. „Uns war heute eine neutrale Darstellun­g des Sachverhal­tes wichtig“, sagte Quierschie­ds Bürgermeis­ter Lutz Maurer am Ende der zweistündi­gen emotionale­n Diskussion.

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