Seniorenwohnanlage im Merchtal erhitzt die Gemüter
Der schöne Blick ins Merchtal, zwischen dem Quierschieder Gemeindeteil Göttelborn und Merchweiler gelegen, sorgt für Ärger. Gut 80 Bürgerinnen und Bürger aus beiden Kommunen waren am Montagabend zu einer Informationsveranstaltung in die Quierschieder Q.lisse gekommen, wo der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) über seine Pläne zum Bau seines Seniorenwohnprojekts „Merchtalblick“informieren wollte. Doch auch die gleichnamige Bürgerinitiative hatte mobil gemacht. „Es gab leider nur wenige neue Aspekte“, sagte Jochen Wagner, Sprecher der rund 50 Mitglieder starken Initiative, „aber wir sind froh, hier zu Wort gekommen zu sein. Das war in Merchweiler leider nicht möglich.“
Bis zu 140 Meter lang soll der Bau werden, der neben einem ambulanten Pflegedienst 63 barrierefreie Wohnungen für Senioren beherbergen soll (wir berichteten). „Ein toller Ausblick für die Bewohner? Ja, aber was ist mit unserem Ausblick? Wir schauen dann auf einen Kreuzfahrtdampfer“, beschwerte sich Anwohner Jürgen Wagner.
„Mit uns hat vom ASB noch niemand gesprochen. Unverschämtheit“, sagte eine Anwohnerin den Tränen nahe.
Die Kommunikation scheint ein großes Problem zu sein. ASB-Vertreter Guido Jost erklärte erst auf Nachfrage mehrerer Bürger beispielsweise, dass das bis zu vier Etagen große Gebäude etwa zwölf Meter hoch werde. Dabei war genau diese Frage zuletzt schon im Göttelborner Ortsrat unbeantwortet geblieben. Kritische Fragen gab es auch zum Verkehr und zur Konkurrenz von bereits ansässigen Pflegediensten während der Versammlung.
Doch es gab auch positive Stimmen. Das Projekt biete „eine einmalige Chance, in Würde zu altern, bei einem sozialen Träger mit fairen Kosten“, meinte ein Redner. Ein anderer regte an, den Bau einfach fünfzehn Meter weiter talwärts zu errichten, damit die Beeinträchtigungen für die Anwohner reduziert werden könnten.
„Bürgerbeteiligung ist keine Einbahnstraße, wir nehmen Verbesserungen mit in den Prozess“, hatte Jost bereits am Anfang der Veranstaltung in der Q.lisse gesagt. Dass mit Merchweiler und Quierschied zwei Kommunen aus unterschiedlichen Landkreisen betroffen sind, macht das Verfahren nicht einfacher. Nachdem Merchweiler bereits der sogenannten „Einleitung eines Satzungsverfahrens“zugestimmt hat, muss auch der Quierschieder Gemeinderat diesem Beispiel folgen. Sonst ist das 12 Millionen-Euro-Projekt bereits zu Ende, bevor die Detailplanung begonnen hat. „Uns war heute eine neutrale Darstellung des Sachverhaltes wichtig“, sagte Quierschieds Bürgermeister Lutz Maurer am Ende der zweistündigen emotionalen Diskussion.