Zweckgerechte Nutzung
Zum Artikel „Nachvollziehbares Unbehagen“, SZ vom 25. Juni – und zum Leserbrief von Wolfgang Edlinger, SZ vom 27./28. Juni
Der Leserbrief des Herrn Edlinger kann nicht unwidersprochen bleiben. Aus der sicheren Fernsicht Riegelsbergs stellen sich die Dinge wohl etwas anders dar als aus der Sicht derer, die 24 Stunden am Tag mit der Alkohol- und Drogenszene konfrontiert sind. „Menschengerechte Lösungen“für diese vom Schicksal hart getroffenen Personen müssen an anderer Stelle und nicht gerade in der Innenstadt an einem zentralen Personendrehkreuz gefunden werden. „Beleidigungen und Pöbeleien gegenüber Passanten“sind nicht „die absolute Ausnahme“. Es ist nebenbei bemerkt vollkommen lebensfremd zu glauben, dass jede einzelne Beleidigung und Bedrohungssituation der Polizei oder dem Ordnungsamt gemeldet werden würde. Muss erst ein Vorfall – wie die Messerattacke am Staatstheater
– auch an der Johanneskirche stattfinden, damit etwas unternommen wird?
Die zahlreichen unmittelbar Betroffenen haben sich inzwischen zu einer Interessengemeinschaft zusammengeschlossen, um sich gegen die Widrigkeiten, denen sie täglich ausgesetzt sind, zur Wehr zu setzen. Dies hat weniger mit „Arroganz“als vielmehr mit Notwehr zu tun. Die Saarbahnhaltestelle ist kein „Platz für alle Bürger“, sondern für diejenigen, die die Saarbahn nutzen wollen. Die Bürgersteige sind keine Aufenthaltsplätze für Personen, die ihre Suchtkrankheiten ausleben, und kein Drogenhandelsplatz, sondern sie dienen der ungehinderten Passage von Fußgängern. Um diese zweckgerechte Nutzung der Innenstadtflächen wiederherzustellen, müssen an erster Stelle die Unterstände an der Haltestelle abgebaut und die Sitzmöglichkeiten auf der Kirchgartenmauer beseitigt werden.
Diese Maßnahmen sind ein erster, zwingend erforderlicher Schritt, um eine Grundlage für die Sicherheit der Bürger zu schaffen und um zu verhindern, dass Sozialarbeit von bereits langjährig bestehenden Einrichtungen an diesem Ort weiter konterkariert wird. Die einfache Duldung dieser Zustände an der Johanneskirche/Kirchgarten ist keine soziale Hilfeleistung. Die überraschende Wahl des Oberbürgermeisters basiert meines Erachtens unter anderem darauf, dass er im Wahlkampf zu diesen Fragen den Nerv der Innenstadtwähler getroffen hat. Er steht im Wort bei seiner Wählerschaft, die nun auf die Erfüllung seiner Wahlkampfversprechen wartet.