Konzertbesuch für Singles tabu?
Schwierige Zeiten: In den Kulturbahnhof kommt man besser in „Tisch-Stärke“. Gastronomie „wirft niemanden raus“.
In Krisenzeiten soll man bekanntlich zusammenrücken – was aber in dieser speziellen Corona-Krise keineswegs wörtlich verstanden werden sollte. So dürfen Veranstalter derzeit (Stand vom vorigen Freitag) nicht willkürlich einander fremde Menschen an einen Tisch setzen, zudem müssen Plätze vorbestellt werden. Und das, so die Ansicht eines Lesers, führe womöglich zur „Diskriminierung“von Singles. Hintergrund: Eine Bekannte des Lesers wollte im Kulturbahnhof Püttlingen eine einzelne Karte für ein Konzert des musikalischen Sommerfahrplans bestellen, habe jedoch erfahren müssen, besser nicht nach einer einzelnen Karte zu fragen – wodurch dann unser Leser ins Spiel kam. „Es ist eine schwierige Situation“, sagt Heike Kolling-Krumm, Geschäftsführerin des Kulturforums Köllertal, „da nur eine begrenzte Zuschauerzahl zugelassen ist, müssen wir leider vielen absagen, die gerne zu einem Konzert kommen würden“, und es sei „für uns einfacher“Karten für Gruppen zu vergeben, die zu den Tischen passen; auf dem Kulturbahnsteig gibt es wenige Zweier- etliche Vierer- und auch – als Biertisch-Garnituren – ein paar Achter-Tische. Und Singles bekommen derzeit keine Karten? „Wir versuchen es“, sagt, wenn auch mit einem gewissen Zögern, die Geschäftsführerin.
Neuerdings gibt es ja auch eine Konzertreihe an der Konzertmuschel im Deutsch-Französischen Garten. Sind dort eher Gruppen erwünscht? „Selbstverständlich können sich Singles bei uns anmelden“, so Thomas Blug von der Pressestelle der Stadt Saarbrücken, „der Eintritt zu den Veranstaltungen ist übrigens frei, es ist lediglich eine Anmeldung mit Namen, Adresse, Telefonnummer oder Mail erforderlich.“Es gibt sowohl Einzelsitze als auch Tische und Stehplätze an Stehtischen, man richte sich „je nach Anmeldungen jeweils neu ein“. (Was erlaubt ist, kann sich auch schnell ändern.)
Und wie sieht es in der Gastronomie
aus? Restaurantinhaber dürften ja auch lieber einen voll besetzten Tisch haben? „Also mir ist jedenfalls nichts bekannt, dass es da irgendwelche Probleme gab“, sagt in Saarbrücken Frank Hohrath, Hauptgeschäftsführer im saarländischen Landesverband des Deutscher Hotelund Gaststättenverbandes (Dehoga). Weder hätten sich bei ihm „wütende Gäste“gemeldet, um sich zu beschweren, noch habe es Anfragen von Gastronomen gegeben, ob man jetzt größere Gruppen bevorzugen könne, „Gastronomen sind ja Gastgeber, die werfen keinen raus“. Zudem könne man auch beobachten, dass es, trotz reduzierter Tische und Stühle, in vielen Restaurants noch Platzreserven gebe, was also die Frage gar nicht aufkommen lässt, wem auch immer abzusagen.