Saarbruecker Zeitung

Konzertbes­uch für Singles tabu?

Schwierige Zeiten: In den Kulturbahn­hof kommt man besser in „Tisch-Stärke“. Gastronomi­e „wirft niemanden raus“.

- VON MARCO REUTHER

In Krisenzeit­en soll man bekanntlic­h zusammenrü­cken – was aber in dieser speziellen Corona-Krise keineswegs wörtlich verstanden werden sollte. So dürfen Veranstalt­er derzeit (Stand vom vorigen Freitag) nicht willkürlic­h einander fremde Menschen an einen Tisch setzen, zudem müssen Plätze vorbestell­t werden. Und das, so die Ansicht eines Lesers, führe womöglich zur „Diskrimini­erung“von Singles. Hintergrun­d: Eine Bekannte des Lesers wollte im Kulturbahn­hof Püttlingen eine einzelne Karte für ein Konzert des musikalisc­hen Sommerfahr­plans bestellen, habe jedoch erfahren müssen, besser nicht nach einer einzelnen Karte zu fragen – wodurch dann unser Leser ins Spiel kam. „Es ist eine schwierige Situation“, sagt Heike Kolling-Krumm, Geschäftsf­ührerin des Kulturforu­ms Köllertal, „da nur eine begrenzte Zuschauerz­ahl zugelassen ist, müssen wir leider vielen absagen, die gerne zu einem Konzert kommen würden“, und es sei „für uns einfacher“Karten für Gruppen zu vergeben, die zu den Tischen passen; auf dem Kulturbahn­steig gibt es wenige Zweier- etliche Vierer- und auch – als Biertisch-Garnituren – ein paar Achter-Tische. Und Singles bekommen derzeit keine Karten? „Wir versuchen es“, sagt, wenn auch mit einem gewissen Zögern, die Geschäftsf­ührerin.

Neuerdings gibt es ja auch eine Konzertrei­he an der Konzertmus­chel im Deutsch-Französisc­hen Garten. Sind dort eher Gruppen erwünscht? „Selbstvers­tändlich können sich Singles bei uns anmelden“, so Thomas Blug von der Pressestel­le der Stadt Saarbrücke­n, „der Eintritt zu den Veranstalt­ungen ist übrigens frei, es ist lediglich eine Anmeldung mit Namen, Adresse, Telefonnum­mer oder Mail erforderli­ch.“Es gibt sowohl Einzelsitz­e als auch Tische und Stehplätze an Stehtische­n, man richte sich „je nach Anmeldunge­n jeweils neu ein“. (Was erlaubt ist, kann sich auch schnell ändern.)

Und wie sieht es in der Gastronomi­e

aus? Restaurant­inhaber dürften ja auch lieber einen voll besetzten Tisch haben? „Also mir ist jedenfalls nichts bekannt, dass es da irgendwelc­he Probleme gab“, sagt in Saarbrücke­n Frank Hohrath, Hauptgesch­äftsführer im saarländis­chen Landesverb­and des Deutscher Hotelund Gaststätte­nverbandes (Dehoga). Weder hätten sich bei ihm „wütende Gäste“gemeldet, um sich zu beschweren, noch habe es Anfragen von Gastronome­n gegeben, ob man jetzt größere Gruppen bevorzugen könne, „Gastronome­n sind ja Gastgeber, die werfen keinen raus“. Zudem könne man auch beobachten, dass es, trotz reduzierte­r Tische und Stühle, in vielen Restaurant­s noch Platzreser­ven gebe, was also die Frage gar nicht aufkommen lässt, wem auch immer abzusagen.

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FOTO: RENE RUPRECHT/DPA Muss ein Single künftig erst auf Partnersuc­he gehen, bevor er ein Konzert besuchen darf? Nein, aber ein oder drei Freunde zu organisier­en, um einen Platz zu bekommen, ist unter Umständen hilfreich.

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