TBS setzt in der Krise auf Fitness im Freien
Der Turnerbund St. Johann kämpft mit neuen Angeboten gegen weitere Austritte. Und er hofft auf Hilfe vom L and.
Diese Nachricht dürfte am Dienstag für Aufatmen in vielen saarländischen Sportvereinen gesorgt haben. „Die Landesregierung hat heute das knapp Zehn-Millionen-Euro-Programm ,Vereint helfen: Vereinshilfe Saarland’ gestartet, das durch die Coronakrise geschädigten oder sogar in ihrer Existenz bedrohten Vereinen hilft. Für die saarländischen Sportvereine gibt es davon knapp fünf Millionen Euro.“Eine Geldspritze aus diesem Programm ist auch bei einem der größten saarländischen Sportvereine der Stadt hoch willkommen, dem Turnerbund St. Johann (TBS).
Vor dieser Nachricht hatte der TBS Alarm geschlagen. Die Corona-Krise vergraule Mitglieder und sei mit existenzbedrohenden Einbußen verbunden, teilte der Vorstand der SZ mit. Denn bis dahin war ein Hilfeersuchen bei der Landesregierung erfolglos geblieben. Das saarländische Wirtschaftsministerium hatte dem TBS mitgeteilt, der Antrag auf die Corona-Kleinunternehmerhilfe werde abgelehnt. Der Verein könne nicht mit einem Zuschuss rechnen.
Der TBS sei ein Sportverein und dem Vereinszweck nach kein Wirtschaftsbetrieb.
„Aber wir haben Angestellte, wir haben Immobilien zu verwalten, zahlen Steuern und müssen den Wirtschaftsbetrieb beim Finanzamt anmelden und separat ausweisen“, sagte der Vorsitzende Rudi Adams. Der TBS werde steuerlich wie ein Wirtschaftsbetrieb geführt, in der Krise aber im Stich gelassen, obwohl er objektiv alle Kriterien für die Beihilfe erfülle. Der TBS habe weniger als zehn Mitarbeiter, sei von Corona wirtschaftlich sehr betroffen und habe Kurzarbeit angemeldet.
Vom angeschlagenen Landessportverband komme auch nichts, und so stehe der Verein allein da, hieß es im Gespräch mit der SZ. Dabei verwies der TBS auf ein typisches Problem von Großstadtvereinen. Im Dorf würden die Mitglieder in Corona-Zeiten ihre Beiträge weiterbezahlen und ihre Vereine stützen. In der Stadt hätten viele Mitglieder diese Verbundenheit nicht. „Wenn das Training ausfällt, kündigen sie sofort die Mitgliedschaft“, sagte Sportwartin Karin Rech. Von 1700 Mitgliedern habe der TBS schon 100 verloren. „Das nimmt immer mehr an Fahrt auf. Wenn der Betrieb über Sommer weiter ruht, rechnen wir mit einem Mitgliederverlust von 25 Prozent“,
Rudi Adams sagte Adams mit Blick auf die offenbar schwindende Geduld.
Obwohl Pressewartin Karin Rech sich bemühe, auf der TBS-Internetseite und via Facebook die Mitglieder aktuell zu informieren, lasse sich der Trend nicht stoppen. Zu viele Kurse fielen aus.
Und selbst die Angebote unter freiem Himmel seien auf zehn Personen
beschränkt, Kurse müssten geteilt, Übungsleiter zusätzlich bezahlt werden. Der Kasse tue dies nicht gut. Es komme hinzu, dass der TBS mit dem Waldhaus und den Tennisplätzen im Meerwieser Tal eigene Immobilien unterhalte. „Konstante Kosten – sinkende Einnahmen“, resümiert Vorstandsmitglied Walter Wendling. Der Finanz-Puffer sei aufgebraucht. „Die Politik muss Vereine wie unseren unterstützen, sonst schaffen wir das nicht“, fordert Adams. Aktuell sei der Breitensport auf der ganzen Linie verlassen, das müsse erkannt werden.
Selbst wenn im Waldhaus und in der Neikeshalle die Aktivitäten ruhen, ist der TBS nicht untätig. Er baut den ehemaligen Biergarten des Waldhauses in Eigenleistung zu einer Freiluft-Anlage für Parkour, Akrobatik, Turnen und Crosstraining um. Zu den Sommerferien soll alles fertig sein. Vor allem die Jugendarbeit kommt dann auch mal ohne Halle aus. An die Mitglieder appelliert der Vorstand, dem Verein treu zu bleiben. Nach der Krise lege der TBS mit allen Angeboten sofort wieder los. Auch daher habe er sich bisher von keinem Mitarbeiter oder Übungsleiter getrennt.
Das Wirtschaftsministerium begründete auf SZ-Anfrage, warum der TBS nicht von Fördermöglichkeiten profitiert habe. In erster Linie eben, weil der Verein nicht den Zweck habe, Gewinne zu erzielen. Sprecher Dennis Kollmannsperger erklärte weiter, ein Eigenbetrieb – beispielsweise eine Vereinsgaststätte – wäre womöglich förderfähig gewesen. „Hierfür liegt uns allerdings kein Antrag vor.“Kollmannsperger fügte hinzu, die Regierung wisse um die schwierige Lage der Vereine. „Die Landesregierung hat daher mit dem Nachtragshaushalt ein Hilfsprogramm für Vereine beschlossen, das derzeit ausgearbeitet wird.“Dieses Programm ist ja – siehe oben – jetzt fertig. Fragt sich nur, wie viel davon beim TBS ankommt.
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„Wenn der Betrieb über Sommer weiter ruht, rechnen wir mit einem Mitgliederverlust von
25 Prozent.“
Vorsitzender des TBS Saarbrücken