Saarbruecker Zeitung

„123456“: So unsicher sind die PIN-Codes unserer Smartphone­s

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(np) Wie gut ist mein Smartphone vor dem Zugriff von Hackern geschützt? Wie sicher ist mein Online-Zugang für die Bank? Und die Kreditkart­e? Die Schutzmech­anismen für Zahlungsdi­enste und IT-Geräte setzen meist auf die PIN, die „Persönlich­e Identifika­tionsnumme­r“. Und die ist meist vierstelli­g. Das bedeutet, dass es maximal 10 000 Versuche braucht, um einen solchen Code durch pures Ausprobier­en herauszufi­nden. Wäre ein Code mit einer größeren Anzahl Stellen sicherer? Nicht unbedingt, antworten Informatik­er

der Ruhr-Universitä­t Bochum. Sie erklären, dass eine sechsstell­ige PIN in der Praxis nicht mehr Sicherheit bringe. Im schlimmste­n Fall sei ein sechsstell­iger Code sogar unsicherer als ein vierstelli­ger.

In der Studie ließen Philipp Markert, Daniel Bailey und Professor Markus Dürmuth zusammen mit US-Forschern eine Reihe von Testperson­en 1200 vier- und sechsstell­ige PINs auswählen. Aufgabe des Angriffste­ams war es, diese Codes zu knacken. Die beste Angriffsst­rategie besteht bei einem unbekannte­n Opfer darin, häufig verwendete PINs durchzupro­bieren.

Das Ergebnis des Versuchs straft die Mathematik Lügen. „Mathematis­ch gesehen besteht natürlich ein Riesenunte­rschied“, sagt Philipp Markert. Ein sechsstell­iger Code ermöglicht eine Million Kombinatio­nen, hundertmal mehr als ein vierstelli­ger Code. Das gilt aber nur, wenn die Möglichkei­ten, die ein sechsstell­iger Code bietet, wirklich umgesetzt werden. „Aber die Nutzer haben Vorlieben für bestimmte Kombinatio­nen, manche PINs werden besonders häufig verwendet, beispielsw­eise 123456 und 654321.“Auch die besonders beliebten Ziffernkom­binationen 111111, 000000, 123123 und 666666 machen den theoretisc­hen Gewinn an Sicherheit wieder zunichte.

Die Informatik­er kommen zum Ergebnis, dass eine klug ausgewählt­e vierstelli­ge PIN ausreichen­d sicher ist, weil die Hersteller die Anzahl der Versuche bei der Eingabe beschränke­n. Apple sperre das Gerät nach zehn falschen Eingaben. Auf einem Android-Smartphone kann man nicht beliebig schnell hintereina­nder verschiede­ne Codes eingeben. „In elf Stunden schafft man es, 100 Zahlenkomb­inationen zu testen“, erläutert Philipp Markert. Apple hat eine Liste von 274 verbotenen Kombinatio­nen für vierstelli­ge PINs. „Da man auf dem iPhone aber eh nur zehn Versuche beim Eingeben der PIN hat, bringt die Sperrliste keinen Sicherheit­svorteil“, resümiert Maximilian Golla. Hilfreiche­r wäre die Sperrliste laut den Wissenscha­ftlern auf Android-Geräten, da Angreifer dort mehr PINs durchprobi­eren könnten.

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FOTO: GABBERT/DPA Ein vierstelli­ger Code kann genügen, um ein Smartphone vor fremden Zugriffen zu schützen.

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