Bald brisante Doppelrolle für Ex-Profi Wollscheid?
Der Ex-Nationalspieler ist neuer U19-Co-Trainer des 1. FC Kaiserslautern – und will weiterhin Vizepräsident im Saar-Verband werden.
Er war ein Gesicht des Aufstiegs des 1. FC Saarbrücken 2009 in die Regionalliga. Der 1,94 Meter große Innenverteidiger war das Gesicht des Saarfußballs bei seinem Länderspiel-Debüt 2013. Und in diesem Jahr sollte der gebürtige Waderner eigentlich mit der Initiative „Vereine Vor“das Gesicht des Neuanfangs beim Saarländischen Fußball-Verband (SFV) werden. Doch nun wird Philipp Wollscheid Co-Trainer bei der U19 des finanziell stark angeschlagenen Drittligisten 1. FC Kaiserslautern.
„Na und? Das hat doch nichts miteinander zu tun“, sagt der mittlerweile 31-Jährige: „Ich habe das offen mit den Jungs und Mädels kommuniziert. Die Zeitkapazitäten sind vorhanden. Das Saarland ist meine Heimat. Und darum würde ich mich auch weiter sehr freuen, wenn ich die Chance bekäme, hier etwas in meinem Heimatverband mitzugestalten“, sagt Wollscheid.
Der Kontakt zum FCK kam beim FCS zu Stande. „Ich habe in der abgelaufenen Saison bei der U19 mit ihrem Trainer Oliver Schäfer hospitiert. Ich hatte einen guten Eindruck von ihm, er offenbar auch von mir“, erzählt Wollscheid: „Als er nun nach Kaiserslautern wechselte, hat er meinen Namen ins Gespräch gebracht und gefragt, ob ich mir das vorstellen könnte.“Der Mann mit den 115 Bundesliga-Einsätzen für den 1. FC Nürnberg, Bayer Leverkusen, den FSV Mainz 05 und den VfL Wolfsburg sowie 45 Spielen in der englischen Premier League für
Stoke City konnte es sich vorstellen.
„Für einen Trainer ist es nicht unbedingt ein Qualitäts-Merkmal, selbst hoch gespielt zu haben“, sagt der zweifache deutsche Nationalspieler, der aktuell im Besitz der Trainer B-Lizenz ist: „Ich will irgendwann mal nach dem beurteilt werden, was ich als Trainer geleistet habe, und nicht nach dem, wo ich mal gekickt habe. Der FCK gibt mir nun die Chance, in einem interessanten Umfeld viel zu lernen. Ich stehe ja ganz am Anfang.“
Die Rivalität zwischen seinem Ex-Verein Saarbrücken und dessen neuen Liga-Rivalen aus der Pfalz belastet Wollscheid nicht. „Das liegt vielleicht daran, dass ich in meiner Karriere ein bisschen rumgekommen bin. Ich denke, es ist gut für eine Region, wenn möglichst viele Vereine möglichst hoch spielen. Und was gibt es im Fußball schöneres als Derbys? Hoffentlich bald dann auch wieder mit Zuschauern.“Die Zusammenarbeit mit dem FCK ist zunächst für ein Jahr angelegt. Wollscheid will sich orientieren, für sich selbst sehen, ob sein Weg in diesen Bereich führt. „Wenn du mich vor fünf Jahren gefragt hättest, was ich mit 31 mache, hätte ich wohl gesagt: Ich spiele irgendwo Profifußball. Daher halte ich mich jetzt mit Prognosen schön zurück.“
Thorsten Klein, der Sprecher von „Vereine Vor“, sieht in Wollscheids Start in die Trainerkarriere bei dem größten Konkurrenten des Saarfußballs in der Westpfalz keinen Rückschlag – im Gegenteil. „Es zeigt doch, mit welchem Fußball-Fachverstand wir unterwegs sind“, sagt der ehemalige Regierungssprecher, der Präsident des SFV werden möchte mit dem Vizepräsidenten Wollscheid an seiner Seite: „Wir waren früh in seine Pläne eingebunden und werden darum unbeirrt weiterarbeiten. Aktuell muss alle Energie dem Überleben unserer Vereine gelten.“
Darum bleibt Klein dabei, dass die Neuwahl des Vorstands aktuell „bestenfalls ein drittrangiges Thema“ist. „Die Vereine sind hoch belastet“, sagt Klein und sieht in der vom Land angekündigten Vereinshilfe nicht den großen Wurf. Schließlich müssen die Clubs erneut Formulare ausfüllen, was sie schon vor über zwei Monaten bei der Abfrage des Landessportverbandes getan haben. Klein sagt klar: „In dieser Situation ist für die ehrenamtlich tätigen Vereinsvorstände eine gute Bürokratie nur die, die nicht stattfindet.“
„Der FCK gibt mir nun die Chance, in einem interessanten Umfeld viel zu lernen.“
Philipp Wollscheid
über seinen neuen Job als U19-Co-Trainer