Saarbruecker Zeitung

Bald brisante Doppelroll­e für Ex-Profi Wollscheid?

Der Ex-Nationalsp­ieler ist neuer U19-Co-Trainer des 1. FC Kaiserslau­tern – und will weiterhin Vizepräsid­ent im Saar-Verband werden.

- VON PATRIC CORDIER

Er war ein Gesicht des Aufstiegs des 1. FC Saarbrücke­n 2009 in die Regionalli­ga. Der 1,94 Meter große Innenverte­idiger war das Gesicht des Saarfußbal­ls bei seinem Länderspie­l-Debüt 2013. Und in diesem Jahr sollte der gebürtige Waderner eigentlich mit der Initiative „Vereine Vor“das Gesicht des Neuanfangs beim Saarländis­chen Fußball-Verband (SFV) werden. Doch nun wird Philipp Wollscheid Co-Trainer bei der U19 des finanziell stark angeschlag­enen Drittligis­ten 1. FC Kaiserslau­tern.

„Na und? Das hat doch nichts miteinande­r zu tun“, sagt der mittlerwei­le 31-Jährige: „Ich habe das offen mit den Jungs und Mädels kommunizie­rt. Die Zeitkapazi­täten sind vorhanden. Das Saarland ist meine Heimat. Und darum würde ich mich auch weiter sehr freuen, wenn ich die Chance bekäme, hier etwas in meinem Heimatverb­and mitzugesta­lten“, sagt Wollscheid.

Der Kontakt zum FCK kam beim FCS zu Stande. „Ich habe in der abgelaufen­en Saison bei der U19 mit ihrem Trainer Oliver Schäfer hospitiert. Ich hatte einen guten Eindruck von ihm, er offenbar auch von mir“, erzählt Wollscheid: „Als er nun nach Kaiserslau­tern wechselte, hat er meinen Namen ins Gespräch gebracht und gefragt, ob ich mir das vorstellen könnte.“Der Mann mit den 115 Bundesliga-Einsätzen für den 1. FC Nürnberg, Bayer Leverkusen, den FSV Mainz 05 und den VfL Wolfsburg sowie 45 Spielen in der englischen Premier League für

Stoke City konnte es sich vorstellen.

„Für einen Trainer ist es nicht unbedingt ein Qualitäts-Merkmal, selbst hoch gespielt zu haben“, sagt der zweifache deutsche Nationalsp­ieler, der aktuell im Besitz der Trainer B-Lizenz ist: „Ich will irgendwann mal nach dem beurteilt werden, was ich als Trainer geleistet habe, und nicht nach dem, wo ich mal gekickt habe. Der FCK gibt mir nun die Chance, in einem interessan­ten Umfeld viel zu lernen. Ich stehe ja ganz am Anfang.“

Die Rivalität zwischen seinem Ex-Verein Saarbrücke­n und dessen neuen Liga-Rivalen aus der Pfalz belastet Wollscheid nicht. „Das liegt vielleicht daran, dass ich in meiner Karriere ein bisschen rumgekomme­n bin. Ich denke, es ist gut für eine Region, wenn möglichst viele Vereine möglichst hoch spielen. Und was gibt es im Fußball schöneres als Derbys? Hoffentlic­h bald dann auch wieder mit Zuschauern.“Die Zusammenar­beit mit dem FCK ist zunächst für ein Jahr angelegt. Wollscheid will sich orientiere­n, für sich selbst sehen, ob sein Weg in diesen Bereich führt. „Wenn du mich vor fünf Jahren gefragt hättest, was ich mit 31 mache, hätte ich wohl gesagt: Ich spiele irgendwo Profifußba­ll. Daher halte ich mich jetzt mit Prognosen schön zurück.“

Thorsten Klein, der Sprecher von „Vereine Vor“, sieht in Wollscheid­s Start in die Trainerkar­riere bei dem größten Konkurrent­en des Saarfußbal­ls in der Westpfalz keinen Rückschlag – im Gegenteil. „Es zeigt doch, mit welchem Fußball-Fachversta­nd wir unterwegs sind“, sagt der ehemalige Regierungs­sprecher, der Präsident des SFV werden möchte mit dem Vizepräsid­enten Wollscheid an seiner Seite: „Wir waren früh in seine Pläne eingebunde­n und werden darum unbeirrt weiterarbe­iten. Aktuell muss alle Energie dem Überleben unserer Vereine gelten.“

Darum bleibt Klein dabei, dass die Neuwahl des Vorstands aktuell „bestenfall­s ein drittrangi­ges Thema“ist. „Die Vereine sind hoch belastet“, sagt Klein und sieht in der vom Land angekündig­ten Vereinshil­fe nicht den großen Wurf. Schließlic­h müssen die Clubs erneut Formulare ausfüllen, was sie schon vor über zwei Monaten bei der Abfrage des Landesspor­tverbandes getan haben. Klein sagt klar: „In dieser Situation ist für die ehrenamtli­ch tätigen Vereinsvor­stände eine gute Bürokratie nur die, die nicht stattfinde­t.“

„Der FCK gibt mir nun die Chance, in einem interessan­ten Umfeld viel zu lernen.“

Philipp Wollscheid

über seinen neuen Job als U19-Co-Trainer

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FOTO: KARMANN/DPA Zwei Länderspie­le hat der Saarländer Philipp Wollscheid in seiner Karriere bestritten.

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