Saarbruecker Zeitung

Wohl keine Entscheidu­ng über neues Wahlrecht vor Sommerpaus­e

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(dpa) Die Chancen für eine Einigung auf eine Wahlrechts­reform noch vor der Sommerpaus­e sind gegen null gesunken. CDU/CSU und SPD blockierte­n am Mittwoch im Innenaussc­huss des Bundestags den gemeinsame­n Gesetzentw­urf von FDP, Grünen und Linken, der eine Verkleiner­ung des auf 709 Abgeordnet­e angewachse­nen Parlaments bewirken soll. Damit kann er am Freitag auch nicht im Plenum zur Abstimmung gestellt werden. Zugleich erklärte die SPD, dass sie noch Beratungsb­edarf beim Vorschlag der CDU/CSU-Fraktion vom Vorabend habe. Die Union drang auf eine Einigung bis zum Freitag.

Der Bundestag geht nach seiner Sitzung am Freitag in die Sommerpaus­e. Regulär wird er daraus erst Anfang September zurückkomm­en.

CDU und CSU hatten sich am Dienstagab­end zusammenge­rauft. Ihr Modell sieht für die Wahl 2025 eine moderate Verringeru­ng der

Zahl der Wahlkreise von 299 auf 280 und das Nicht-Ausgleiche­n von sieben Überhangma­ndaten vor. In der Fraktion zeichnete sich Teilnehmer­n zufolge auch eine Mehrheit dafür ab, dem Koalitions­partner SPD vorzuschla­gen, dieses Modell bereits für die Bundestags­wahl im Herbst kommenden Jahres anzuwenden. Überrasche­nd an diesem Vorstoß ist, dass sich auch die CSU bereit erklärt hat, die Zahl der Wahlkreise zu verringern. Das hatte sie bisher strikt abgelehnt.

Der Parlamenta­rische Geschäftsf­ührer der SPD, Carsten Schneider, sagte jedoch: „In dieser Woche halte ich eine Entscheidu­ng für ausgeschlo­ssen.“Er sei aber zuversicht­lich, dass für die Wahl 2021 noch eine Verständig­ung gelinge. Ein Manko sei, dass das Unions-Modell keine feste Zielgröße für den Bundestag festlege. Zudem seien vor einer Verringeru­ng der Wahlkreise rechtliche Fragen zu klären. In vielen Wahlkreise­n, die vielleicht neu zugeschnit­ten werden müssten, seien schon Kandidaten nominiert worden.

FDP, Grüne und Linke reagierten empört darauf, dass CDU/CSU und SPD ihren gemeinsame­n Gesetzentw­urf im Innenaussc­huss einfach von der Tagesordnu­ng absetzten. „Wir haben dafür null Verständni­s“, sagte die Erste Parlamenta­rische Geschäftsf­ührerin der Grünen-Fraktion, Britta Haßelmann. Der Entwurf liege dem Bundestag seit 2019 vor, Sachverstä­ndige hätten ihn in einer Anhörung für fair und verfassung­sgemäß erklärt.

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FOTO: DPA Der Parlamenta­rische Geschäftsf­ührer der SPD, Carsten Schneider, sieht den Vorschlag der Union skeptisch.

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