Saarbruecker Zeitung

Spezialist für Kräuter, Pilze – und Pilzgerich­te

Der 70-jährige Manfred Lissel aus Emmersweil­er ist im Vorstand des Nabu Warndt und Naturschut­zbeauftrag­ter von Völklingen.

- VON THOMAS ANNEN

GROSSROSSE­LN Mit seiner Ehefrau und seinem 15-jährigen Sohn lebt Manfred Lissel (70) am idyllische­n Ortsrand von Emmersweil­er. Praktisch direkt vor der Tür kann er im Wald Pilze suchen. Im Garten hinterm Haus wachsen Petersilie, Bohnenkrau­t und Liebstöcke­l. Heilkräute­r fühlen sich in der Blumenwies­e des Naturfreun­des wohl, im Juli und im Oktober wird sie mit der Sense gemäht.

In der Wohnung stehen nicht nur Gläser mit selbst gekochter Marmelade und getrocknet­en Pilzen, Lissel hat auch 64 verschiede­ne Heilkräute­r gesammelt. Die Gläser sind beschrifte­t: Schafgarbe reinigt das Blut, Brombeerbl­ätter helfen bei Husten, ein Tee aus Beifuß beruhigt Magen und Darm.

Schon früh lernte Manfred Lissel die Gaben der Natur zu schätzen. Als Kind suchte er gemeinsam mit den Eltern und Großeltern Pilze. Wenig später wurde sein Interesse für die Kräuter geweckt. Er informiert­e sich bei Wanderunge­n mit Experten, las Fachbücher.

„Im Laufe der Jahre wurde es zur Leidenscha­ft“, erzählt der Rentner. 1985 wurde der gelernte Glasbläser

arbeitslos, bei Saarberg fand er einen neuen Job. Als sogenannte­r Magaziner kümmerte er sich um das Material der Elektriker.

Lissel ist Vorstandsm­itglied beim Nabu Warndt, sein Wissen gibt er bei Pilz- und Kräuterwan­derungen weiter. Als Naturschut­zbeauftrag­ter der Stadt Völklingen nimmt er zu Bebauungsp­länen

Stellung.

Ungeübten Sammlern rät er, mit Schwammpil­zen zu beginnen. In dieser Gattung gebe es nur zwei giftige Sorten, und die seien gut zu erkennen. Anfänger sollten die gesammelte­n Pilze von einem Experten begutachte­n lassen.

„Man lernt immer noch dazu“, erzählt Lissel. Durch den Klimawande­l habe sich auch bei den Pilzen einiges verändert. Den giftigen Teufelsröh­rling etwa gebe es erst seit 20 bis 30 Jahren in der Region. Davor sei er nur südlich der Alpen vorgekomme­n. Im Warndt sind 77 delikate Speisepilz­e nachgewies­en, hinzu kommen 15 bis 20 Speisepilz­e mittlerer Qualität.

Lissels persönlich­er Favorit – die Totentromp­ete – fühlt sich im Buntsandst­ein des Warndts nicht so wohl. Der Pilz bevorzugt den Kalkboden in Lothringen. „Sterneköch­e bezeichnen ihn als Trüffel über Tage“, schwärmt Lissel.

Die Speisekart­e von Pilzliebha­bern ist abwechslun­gsreich, sie lassen sich Dünstpilze, Bratpilze, Panierpilz­e und Suppenpilz­e schmecken. Manfred Lissel trocknet viele Exemplare. Der Qualität schadet der Entzug des Wassers nicht, im Gegenteil.

„Das Aroma bei getrocknet­en Pilzen ist intensiver als bei frischen“, erklärt der Rentner. Ein weiterer Vorteil: Sie sind praktisch unbegrenzt haltbar. Mischgeric­hte mit mehr als zehn Sorten schmecken Lissel am besten. Er bereitet die Pilze mit Öl, Pfeffer, Salz und Petersilie zu. „Nicht zu stark braten, mindestens 15 Minuten“. Dazu empfiehlt er Pellkartof­feln oder Weißbrot. Und wenn etwas übrig bleibt? Darf man Pilzgerich­te aufwärmen? Kommen sie nach dem Abkühlen direkt in den Kühlschran­k, sei das kein Problem. „Das mache ich schon seit 60 Jahren“, versichert Lissel.

„Das Aroma bei getrocknet­en Pilzen

ist intensiver als bei frischen.“

Manfred Lissel

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FOTO: BECKERBRED­EL Manfred Lissel in seinem Kräuter- und Blumengart­en.

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