Spezialist für Kräuter, Pilze – und Pilzgerichte
Der 70-jährige Manfred Lissel aus Emmersweiler ist im Vorstand des Nabu Warndt und Naturschutzbeauftragter von Völklingen.
GROSSROSSELN Mit seiner Ehefrau und seinem 15-jährigen Sohn lebt Manfred Lissel (70) am idyllischen Ortsrand von Emmersweiler. Praktisch direkt vor der Tür kann er im Wald Pilze suchen. Im Garten hinterm Haus wachsen Petersilie, Bohnenkraut und Liebstöckel. Heilkräuter fühlen sich in der Blumenwiese des Naturfreundes wohl, im Juli und im Oktober wird sie mit der Sense gemäht.
In der Wohnung stehen nicht nur Gläser mit selbst gekochter Marmelade und getrockneten Pilzen, Lissel hat auch 64 verschiedene Heilkräuter gesammelt. Die Gläser sind beschriftet: Schafgarbe reinigt das Blut, Brombeerblätter helfen bei Husten, ein Tee aus Beifuß beruhigt Magen und Darm.
Schon früh lernte Manfred Lissel die Gaben der Natur zu schätzen. Als Kind suchte er gemeinsam mit den Eltern und Großeltern Pilze. Wenig später wurde sein Interesse für die Kräuter geweckt. Er informierte sich bei Wanderungen mit Experten, las Fachbücher.
„Im Laufe der Jahre wurde es zur Leidenschaft“, erzählt der Rentner. 1985 wurde der gelernte Glasbläser
arbeitslos, bei Saarberg fand er einen neuen Job. Als sogenannter Magaziner kümmerte er sich um das Material der Elektriker.
Lissel ist Vorstandsmitglied beim Nabu Warndt, sein Wissen gibt er bei Pilz- und Kräuterwanderungen weiter. Als Naturschutzbeauftragter der Stadt Völklingen nimmt er zu Bebauungsplänen
Stellung.
Ungeübten Sammlern rät er, mit Schwammpilzen zu beginnen. In dieser Gattung gebe es nur zwei giftige Sorten, und die seien gut zu erkennen. Anfänger sollten die gesammelten Pilze von einem Experten begutachten lassen.
„Man lernt immer noch dazu“, erzählt Lissel. Durch den Klimawandel habe sich auch bei den Pilzen einiges verändert. Den giftigen Teufelsröhrling etwa gebe es erst seit 20 bis 30 Jahren in der Region. Davor sei er nur südlich der Alpen vorgekommen. Im Warndt sind 77 delikate Speisepilze nachgewiesen, hinzu kommen 15 bis 20 Speisepilze mittlerer Qualität.
Lissels persönlicher Favorit – die Totentrompete – fühlt sich im Buntsandstein des Warndts nicht so wohl. Der Pilz bevorzugt den Kalkboden in Lothringen. „Sterneköche bezeichnen ihn als Trüffel über Tage“, schwärmt Lissel.
Die Speisekarte von Pilzliebhabern ist abwechslungsreich, sie lassen sich Dünstpilze, Bratpilze, Panierpilze und Suppenpilze schmecken. Manfred Lissel trocknet viele Exemplare. Der Qualität schadet der Entzug des Wassers nicht, im Gegenteil.
„Das Aroma bei getrockneten Pilzen ist intensiver als bei frischen“, erklärt der Rentner. Ein weiterer Vorteil: Sie sind praktisch unbegrenzt haltbar. Mischgerichte mit mehr als zehn Sorten schmecken Lissel am besten. Er bereitet die Pilze mit Öl, Pfeffer, Salz und Petersilie zu. „Nicht zu stark braten, mindestens 15 Minuten“. Dazu empfiehlt er Pellkartoffeln oder Weißbrot. Und wenn etwas übrig bleibt? Darf man Pilzgerichte aufwärmen? Kommen sie nach dem Abkühlen direkt in den Kühlschrank, sei das kein Problem. „Das mache ich schon seit 60 Jahren“, versichert Lissel.
„Das Aroma bei getrockneten Pilzen
ist intensiver als bei frischen.“
Manfred Lissel