Saarbruecker Zeitung

Supertalen­t Lena Oberdorf trifft mit der SGS Essen im Pokalfinal­e auf ihren neuen Club Wolfsburg.

Supertalen­t Lena Oberdorf auf der Überholspu­r: Im DFB-Pokal-Endspiel an diesem Samstag trifft sie mit der SGS Essen auf ihren künftigen Verein.

- Produktion dieser Seite: Kai Klankert Mark Weishaupt

(sid) „Supertalen­t“, „Juwel“, „das große Verspreche­n“– Lena Oberdorf kann mit der Aufregung um ihre Person wenig anfangen. „Ich gehe selten ins Internet und schaue Artikel über mich an“, sagt die Nationalsp­ielerin: „Ich achte auf das, was auf dem Fußball-Platz passiert. Alles andere ist Bonus, da lege ich nicht so viel Wert drauf.“

Mit dieser gesunden Bodenhaftu­ng geht die 18-Jährige vom Bundesligi­sten SGS Essen auch das DFB-Pokalfinal­e an diesem Samstag (16.45 Uhr/ARD) in Köln an. Dabei geht es ausgerechn­et gegen ihren zukünftige­n Club: den Serienmeis­ter und -pokalsiege­r VfL Wolfsburg. „Es ist natürlich ein komisches Gefühl, jetzt noch mal gegen den neuen Verein zu spielen“, gibt Oberdorf zu: „Aber mein Herz schlägt im Moment noch ganz klar für die SGS.“

Eine hohe fünfstelli­ge Ablösesumm­e – im Frauenfußb­all noch immer nicht alltäglich – zahlt der VfL dem Vernehmen nach für die Allrounder­in,

die als Innenverte­idigerin und im zentralen Mittelfeld einsetzbar ist. Dass sie im Endspiel in Köln noch für ihren bisherigen Verein spielen darf, wurde bei der Vertragsge­staltung extra berücksich­tigt.

Sonst aber hat es die Überfliege­rin extrem eilig. Im DFB-Team löste Oberdorf im vergangene­n Sommer im Alter von 17 Jahren und 171 Tagen eine gewisse Birgit Prinz als jüngste deutsche WM-Spielerin der Geschichte ab, zwischendu­rch schrieb sie Klausuren im Teamhotel. Bis zur Europameis­terschaft in England, die ins Jahr 2022 verschoben wurden, möchte Bundestrai­nerin Martina Voss-Tecklenbur­g „Obi“zur Abwehrchef­in aufbauen.

Bis 2018 spielte die Gevelsberg­erin, deren Bruder Tim (23) bei Fortuna Düsseldorf II kickt, noch bei der TSG Sprockhöve­l bei den Jungs. Nach zwei Bundesliga-Jahren in Essen fühlt sie sich nun reif für den Auszug aus dem Elternhaus, für die Herausford­erung Wolfsburg, um Titel

zu sammeln und in der Champions League zu spielen.

„Lena hat eine enorme Präsenz in den Zweikämpfe­n, ist körperlich sehr robust und kann ein sehr hohes Tempo gehen“, sagt VfL-Trainer Stephan Lerch über seine Neuverpfli­chtung. Er lässt auch durchblick­en, wie heiß begehrt der Teenager ein Jahr vor Vertragsen­de in Essen war. „Sie war nicht nur national auf einigen Zetteln zu finden, sondern auch internatio­nal.“

Die Coolness, die Oberdorf ausstrahlt, ist auch der besten Bundesliga-Stürmerin nicht verborgen geblieben. „Sie ist sehr talentiert, gut am Ball, eine clevere Spielerin. Mit der richtigen Mentalität hat sie eine große Zukunft vor sich“, schwärmt die dänische Torschütze­nkönigin Pernille Harder über ihre zukünftige Teamkolleg­in.

Doch die will dem VfL nun erst einmal die erhoffte Double-Party verderben und einen schönen Abschied haben (übrigens verlassen auch die Nationalsp­ielerinnen Lea Schüller, Martina Hegering und Turid Knaak die SGS Essen nach dem Pokalspiel). Was Feierlichk­eiten angeht, hat Oberdorf ohnehin Nachholbed­arf: Den improvisie­rten AbiBall und die Zeugnisver­gabe am Gymnasium Gevelsberg verpasste sie im Juni, ein Auswärtssp­iel beim SC Freiburg ging vor.

Das Abitur hat die Überfliege­rin zwischen Corona-Krise und Bundesliga-Restart nämlich auch noch ganz nebenbei gemacht. Das Ergebnis verrät Lena Oberdorf („Ich bin eher die Stress-Lernerin“) ganz lässig, aber mit breitestmö­glichen Grinsen: „Ich habe einen Schnitt von 2,5. Das ist in Ordnung, finde ich. Kann man mit leben.“Das Zeugnis soll per Post folgen. Auch eine Senkrechts­tarterin muss sich eben manchmal ein wenig gedulden.

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FOTO: VENNENBERN­D/DPA Die Essenerin Lena Oberdorf fiebert dem DFB-Pokalfinal­e gegen Wolfsburg entgegen. Nach der Partie wechselt Oberdorf zum VfL.

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