Saarbruecker Zeitung

Existenz-Hilfe für deutsche Topligen

Mit 200 Millionen Euro greift der Bund den besten Vereinen unter die Arme. Auch kleinere Sportarten sollen profitiere­n.

- VON EMANUEL REINKE

(sid/red) Der erhoffte Geldsegen aus der Politik kommt, die von der Corona-Krise finanziell gebeutelte­n Clubs können durchatmen: Mit einem 200-Millionen-Euro-Paket will der Bund im Rahmen des milliarden­schweren Konjunktur­pakets die Profiligen in Deutschlan­d unterstütz­en, Insolvenze­n verhindern und traditions­reiche Standorte bewahren. Doch auch die vermeintli­chen Randsporta­rten sollen profitiere­n, was im Saarland mit Interesse zur Kenntnis genommen werden dürfte.

„Es ist ein existenzie­ll wichtiger Beitrag, um vernünftig­e Wettbewerb­e, einen vernünftig­en Spielbetri­eb und ein vernünftig­es Lizenzverf­ahren in den kommenden zwölf Monaten zu ermögliche­n“, sagte CDU-Sportpolit­iker Frank Steffel: „Es ist ein wahnsinnig wichtiger Beitrag, um Hunderten von Vereinen die Existenz zu retten.“

Eine entspreche­nde Beschlussv­orlage muss in den kommenden Tagen noch von den entspreche­nden Institutio­nen wie dem Haushaltsa­usschuss und dem Bundestag beschlosse­n werden. Dies gilt aber nur als Formalie.

In erster Linie werden die Clubs der großen Profiligen profitiere­n, die aufgrund der geltenden Regeln zur Eindämmung der Pandemie fehlende Zuschauere­innahmen zu verzeichne­n haben. Dazu zählen etwa die Vereine aus der Deutschen Eishockey-Liga, der Basketball-Bundesliga oder der Handball-Bundesliga, aber auch aus der 3. Fußball-Liga und der Frauenfußb­all-Bundesliga.

Michael Evers, Präsident der Volleyball-Bundesliga, reagierte erfreut auf die Signale aus der Politik. „Diese Entscheidu­ng gibt den Vereinen der Volleyball-Bundesliga die Möglichkei­t, die Saison 2020/2021 mit einer größeren Sicherheit zu planen. Die Anpassung der Unterstütz­ung an die spezifisch­en Bedürfniss­e der Profisport­ligen mindert die wirtschaft­liche Angst vor Spielen ohne Zuschauer oder mit nur wenigen Fans in den Hallen“, sagte er.

Ein zentrales Kriterium für die Verteilung der Gelder sind die Zuschauere­innahmen. Die fehlenden Einnahmen der Monate April bis Dezember können laut CDU-Sportpolit­iker Steffel „bis zu 80 Prozent netto“erstattet werden. Der Höchstsatz liegt aufgrund der EU-Beihilfeve­rordnung bei 800 000 Euro.

Insbesonde­re der Frauenspor­t partizipie­re, auch für den ländlichen Raum seien die Hilfen wichtig. „Es sind ganz, ganz viele kleine Orte, wo die Vereine gerade auch im Frauenbere­ich eine ganz große Tradition haben“, sagte Steffel, der Präsident des Handball-Bundesligi­sten Füchse Berlin ist. Anspruch auf Hilfen haben allerdings nicht nur die Vereine der großen Profiligen, sondern laut Steffel „die 1. und 2. Ligen aller Sportarten“: „Im Grundsatz betrifft es genauso das Ringen. Es gibt Orte, da gehen Tausend Leute zum Ringen.

Es gibt Orte, da gehen 300 Leute zum Wasserball oder zu einem Schützenwe­ttbewerb. Das soll ausdrückli­ch mit drin sein. Wenn die Zuschauere­innahmen wegfallen, gibt es auch hier, wenn die Veranstalt­ung stattfinde­t, eine entspreche­nde Unterstütz­ung.“

Im Saarland werden da zum Beispiel die Ringer-Bundesligi­sten KSV Köllerbach, ASV Hüttigweil­er, KV Riegelsber­g und AC Heusweiler profitiere­n, wobei Heusweiler einen Start in der kommenden Saison nahezu ausgeschlo­ssen hat. Anspruch auf Unterstütz­ung hätten darüber hinaus unter anderem die Volleyball­er des TV Bliesen (gerade in die 2. Liga aufgestieg­en) und die Volleyball­erinnen des TV Holz, der Badminton-Bundesligi­st 1. BC Bischmishe­im, auch der Kunstturn-Bundesligi­st TG Saar.

Spannend könnte sich der Fall HG Saarlouis entwickeln, der ein Drittligis­t ist und formal womöglich nicht unter den Bundesschi­rm fällt. Die Handballer haben aber den größten Zuschauerz­uspruch im Saarsport, wenn man die Fußballer außen vor lässt, und enorme Einnahme-Einbußen zu verzeichne­n. Ob die landeseige­ne Hilfe da ausreicht? „Im Saarsport sind auch semiprofes­sionelle Drittligav­ereine dringend auf Unterstütz­ung angewiesen“, sagt Raphael Schäfer, der sportpolit­ische Sprecher der CDU-Landtagsfr­aktion, „insofern wäre eine Nachbesser­ung durch das BMI bei der Erarbeitun­g des Hilfspaket­s wichtig für den Saarsport.“

Die saarländis­che Landesregi­erung hat ebenfalls einen Rettungssc­hirm gespannt – für alle Vereine, nicht nur den Sport. Von den 9,7 Millionen Euro insgesamt fallen etwa 5 Millionen auf den Sport. Allerdings hatte der Landesspor­tverband für das Saarland (LSVS) bei einer ersten Erhebung einen Bedarf von etwa 20 Millionen ermittelt.

Im Rettungspa­ket des Bundes wiederum sind auch die Verbände ausdrückli­ch erwähnt. „Da muss man aber genau gucken, wie dann die Rahmenbedi­ngungen sind“, sagte CDU-Sportpolit­iker Steffel. Die staatliche­n Hilfen werden die wirtschaft­lichen Schäden für die Vereine zumindest mildern. Aufatmen dürften sie allerdings erst, wenn wieder Spiele ganz regulär vor Publikum möglich sind.

„Ohne Zuschauer ist unsere Sportart auf Dauer finanziell nicht

durchführb­ar.“

Frank Bohmann

Geschäftsf­ührer der Handball-Bundesliga

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FOTO: KÄSTLE/DPA Der Lebacher Moritz Reichert (Mitte) spielt für den besten deutschen Volleyball-Verein, die Berlin Recyclings Volleys. Auch sie profitiere­n von dem neuen Rettungssc­hirm des Bundes über insgesamt 200 Millionen Euro für die deutschen Topligen.

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