Nachrüstungen bei AKW Cattenom verzögern sich
Der Betreiber des lothringischen Atomkraftwerkes Cattenom hat bei der Atomaufsichtsbehörde beantragt, die Nachrüstung der Notstromdieselaggregate verschieben zu dürfen. Der Antrag gilt auch für weitere AKWs.
CATTENOM (hem) Der Betreiber des Atomkraftwerks (AKW) im lothringischen Cattenom hat bei der französischen Atomaufsichtsbehörde ASN einen Antrag gestellt, um die Nachrüstung der Notstromdieselaggregate am vierten Block zu verschieben. Neben dem Atomkraftwerk an der saarländischen Grenze gilt der Antrag auf Verlängerung der Frist auch für weitere AKWs, etwa Flamanville 1 und 2 in der Normandie. Ursprünglich hatte der Betreiber EdF bis zum 30. Juni Zeit, um die Nachrüstungsarbeiten zu vollziehen. Im Schreiben vom 2. Juni an die ASN berichtet EdF aber von Verzögerungen, die mit der Corona-Pandemie zusammenhängen. Zunächst sei die Arbeit auf der Baustelle komplett eingestellt worden und auch seit der Wiederaufnahme der Aktivitäten könnten aufgrund von Hygiene- und Abstandsregeln nicht alle Mitarbeiter wieder im Einsatz sein, heißt es im Brief an die Aufsichtsbehörde. Darin bittet EdF um eine neue Frist bis Ende September diesen Jahres.
Diese Verzögerung stößt unter anderem beim Netzwerk „Sortir du nucléaire“(deutsch: „Raus aus der Atomkraft“) auf Kritik. Es sei zwar klar, dass die Bauarbeiten durch die Corona-Krise verlangsamt wurden, dennoch „kann man nicht alles mit dem Virus rechtfertigen“, findet Netzwerk-Sprecherin Charlotte Mijéon. Ähnlich sieht das auch die Vorsitzende des Bundestags-Umweltausschusses, Sylvia Kotting-Uhl (Grüne), und meint: „Die Corona Pandemie kann bei diesem langen Zeitraum nicht als Ausrede genutzt werden – das zeugt einfach von mangelndem Verantwortungsbewusstsein. Genug getrödelt, die Bundesregierung muss jetzt Druck machen, damit keine Sicherheitsrabatte in Cattenom mehr erlaubt werden.“
Die Nachrüstung von Atomkraftwerken mit Notstrom-Diesel-Aggregaten wurde als Konsequenz nach der Fukushima-Katastrophe beschlossen. Sie sollen bei einem Stromausfall, zum Beispiel verursacht durch ein Erdbeben, die Kühlung der Brennstäbe weiter gewährleisten.