Prozess gegen mutmaßliche Ghosn-Fluchthelfer beginnt
(dpa) Sieben mutmaßliche Fluchthelfer des Ex-Automanagers Carlos Ghosn müssen sich in der Türkei vor Gericht verantworten. Der Prozess gegen vier Piloten, zwei Flugbegleiterinnen und einen Verantwortlichen einer Cargo-Firma habe am Freitag in Istanbul begonnen, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu. Den Piloten und dem Geschäftsmann, die in Untersuchungshaft sitzen, werde Teilnahme an Menschenhandel vorgeworfen. Darauf stünden bis zu acht Jahre Haft. Den Flugbegleiterinnen werde vorgeworfen, die mutmaßliche Straftat nicht gemeldet zu haben.
Der frühere Vorstandschef des französisch-japanischen Autobündnisses Renault-Nissan-Mitsubishi war 2018 in Tokio unter anderem wegen Verstoßes gegen Börsenauflagen festgenommen und angeklagt worden. Er kam unter strengen Auflagen auf Kaution frei und floh in einem Privatjet nach Beirut. Er soll in einer Kiste versteckt gewesen sein, die am Flughafen als Gepäck für Musikinstrumente deklariert war und nicht durchleuchtet wurde.
Ghosn besitzt neben der französischen auch die libanesische und brasilianische Staatsbürgerschaft. Japan bemüht sich bei der libanesischen Führung um die Auslieferung des geflohenen früheren Autobosses. Japan hat mit dem Libanon kein Auslieferungsabkommen.
Die Bezirksstaatsanwaltschaft in Tokio forderte zudem die US-Justiz auf, zwei mutmaßliche Fluchthelfer auszuliefern. Der Antrag basiere auf dem gegenseitigen Auslieferungsabkommen zwischen beiden Ländern, berichteten japanische Medien am Freitag. Die zwei Verdächtigen, ein 27-Jähriger und dessen 59 Jahre alter Vater, waren Ende Mai in Harvard im US-Bundesstaat Massachusetts festgenommen worden. Ihnen wird vorgeworfen, Ghosn geholfen zu haben, Japan zu verlassen.