Saarbruecker Zeitung

Covid-19-Mittel Remdesivir ist nicht unumstritt­en

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(dpa) Das nun von der EU-Kommission zugelassen­e Corona-Medikament Remdesivir wurde ursprüngli­ch zur Behandlung der Viruserkra­nkung Ebola entwickelt, aber nie zugelassen. Später gab es Hinweise darauf, dass es gegen Coronavire­n wirken könnte. Remdesivir wird per Infusion verabreich­t und hemmt ein Enzym der Viren, das für deren Vermehrung nötig ist.

Es wurden mehrere Studien zu Remdesivir veröffentl­icht, aber aus vielen ließen sich kaum Schlüsse auf eine Wirksamkei­t ziehen. Im Mai präsentier­te ein internatio­nales Team jedoch erste positive Ergebnisse. Rund die Hälfte der 1063 Probanden bekam Remdesivir. Die andere kam in die Kontrollgr­uppe. „Wir haben nachgewies­en, dass das Medikament bei einer Covid-19-Erkrankung den schweren Verlauf abmildert und die Krankheits­phase um etwa vier Tage verkürzt“, sagt der an der Studie beteiligte Infektiolo­ge Gerd Fätkenheue­r von der Uniklinik Köln. Die Patienten mit Remdesivir hatten eine Genesungsz­eit von elf Tagen, in der Kontrollgr­uppe waren es 15. Remdesivir sei sehr gut verträglic­h, so Fätkenheue­r. Die Studie verzeichne­te in der Kontrollgr­uppe sogar mehr Nebenwirku­ngen als bei Patienten mit Remdesivir. In beiden Gruppen starben jedoch Menschen am Coronaviru­s. Die Gabe antivirale­r Mittel alleine reiche wahrschein­lich nicht zur Therapie aus, vermuten die Autoren.

Es gibt aber auch Kritik an der Zulassung. Der namhaftest­e Kritiker in Deutschlan­d ist Uwe Janssens, Präsident der Deutschen Interdiszi­plinären Vereinigun­g für Intensiv- und Notfallmed­izin (DIVI). Er betont, bisher gebe es keinen publiziert­en Beleg dafür, dass Remdesivir die Sterblichk­eit senke. „Es gibt keine Evidenz dafür, dass wir hier Leben retten.“Erfolgreic­he Behandlung bedeute für ihn aber unter anderem auch substanzie­lle Sterblichk­eitsredukt­ion.

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