Geometrische Formen erzeugen Spannung
Die Skulptur „Der Dreipass“von Wolfram Huschens steht auf einem Schulhof in Saarbrücken.
Eine wahre Schatztruhe für Kunstwerke im öffentlichen Raum sind die Saarbrücker Schulen. Jedoch sind diese Kunstwerke nicht öffentlich zugänglich. Eine Ausnahme bildet da die Skulptur „Dreipass“von Wolfram Huschens im Hof des Sozialpflegerischen Berufsbildungszentrums Saarbrücken in der Schmollerstraße. Denn wer von der Egon-Reinert-Straße kommt und durch das stets geöffnete Tor zum Parkplatz der Schule hineinschaut, kann die zwei Meter und fünfzig Zentimeter hohe Skulptur gut sehen.
Seit 1983 steht die Figur an diesem Platz, verbindet sich mit den modernen Schulgebäuden, die sie umgeben. Kreisrunde Formen bestimmen den Charakter der Plastik. Auf einem halbrunden Sandsteinsockel, der in ein kleines Pflaster eingelassen ist, erhebt sich der „Dreipass“. Wolfram Huschens nimmt in dieser Skulptur eine Form auf, die in der mittelalterlichen Architektur der Romanik und insbesondere der Gotik ein beliebtes Ornament war. Denn die Plastik besteht aus drei kreisrunden Formen, die aus Kupferblechbändern gearbeitet sind, die wie bei einem Schneckenhaus ineinander aufgerollt sind.
Die Kupferblechbänder gehen von einer Kreisform in die nächste über, sodass die gesamte Skulptur ineinander verwoben ist. Wolfram Huschens hat die Kupferblechbänder in der Draufsicht aber nicht plan gestaltet, sondern er lässt sie an ihren Rändern plötzlich abbrechen, führt sie schmaler weiter. So ergeben sich in den Bändern Abbrüche und Verbreiterungen. Diese Unregelmäßigkeiten in der Gestaltung überraschen, irritieren sogar von Weitem. Nähert der Betrachter sich aber der Skulptur, wird durch diese Unregelmäßigkeit zusätzliche Spannung
erzeugt. Wolfram Huschens, 1921 in Oberstein geboren, lebte als Kind mit dem Maler Fritz Zolnhofer im gleichen Haus, studierte Kunst in München und engagierte sich später in der saarländischen Kunstszene. Er war langjähriger Kunstlehrer des Ludwigsgymnasiums und hatte sich seit den späten 1950er Jahren der geometrischen Abstraktion zugewandt.
Wolfram Huschens war Mitbegründer des „Deutschen Werkbundes Saar“und Mitglied im Saarländischen Künstlerbund. 1987 erfolgte seine Ernennung zum Professor durch die Regierung des Saarlandes als Auszeichnung für sein Lebenswerk. Er ist 1989 in Saarbrücken gestorben.
Viele seiner Kunstwerke sind im öffentlichen Raum in Saarbrücken zu sehen, insbesondere auf dem Campus der Universität des Saarlandes, wo er ab dem Jahr 1957 einen Lehrauftrag als Zeichenlehrer innehatte. Bekannt sind auch die bleiverglasten Buntfenster im Rathaus St. Johann, ganz prominent am ersten Absatz des großen Treppenhauses zu finden. Und wie all seine anderen abstrakten Arbeiten überzeugt auch der „Dreipass“durch das geometrische Vexierspiel.