Saarbruecker Zeitung

Geometrisc­he Formen erzeugen Spannung

Die Skulptur „Der Dreipass“von Wolfram Huschens steht auf einem Schulhof in Saarbrücke­n.

- VON NICOLE BARONSKY-OTTMANN Produktion dieser Seite: Michael Emmerich Frank Kohler

Eine wahre Schatztruh­e für Kunstwerke im öffentlich­en Raum sind die Saarbrücke­r Schulen. Jedoch sind diese Kunstwerke nicht öffentlich zugänglich. Eine Ausnahme bildet da die Skulptur „Dreipass“von Wolfram Huschens im Hof des Sozialpfle­gerischen Berufsbild­ungszentru­ms Saarbrücke­n in der Schmollers­traße. Denn wer von der Egon-Reinert-Straße kommt und durch das stets geöffnete Tor zum Parkplatz der Schule hineinscha­ut, kann die zwei Meter und fünfzig Zentimeter hohe Skulptur gut sehen.

Seit 1983 steht die Figur an diesem Platz, verbindet sich mit den modernen Schulgebäu­den, die sie umgeben. Kreisrunde Formen bestimmen den Charakter der Plastik. Auf einem halbrunden Sandsteins­ockel, der in ein kleines Pflaster eingelasse­n ist, erhebt sich der „Dreipass“. Wolfram Huschens nimmt in dieser Skulptur eine Form auf, die in der mittelalte­rlichen Architektu­r der Romanik und insbesonde­re der Gotik ein beliebtes Ornament war. Denn die Plastik besteht aus drei kreisrunde­n Formen, die aus Kupferblec­hbändern gearbeitet sind, die wie bei einem Schneckenh­aus ineinander aufgerollt sind.

Die Kupferblec­hbänder gehen von einer Kreisform in die nächste über, sodass die gesamte Skulptur ineinander verwoben ist. Wolfram Huschens hat die Kupferblec­hbänder in der Draufsicht aber nicht plan gestaltet, sondern er lässt sie an ihren Rändern plötzlich abbrechen, führt sie schmaler weiter. So ergeben sich in den Bändern Abbrüche und Verbreiter­ungen. Diese Unregelmäß­igkeiten in der Gestaltung überrasche­n, irritieren sogar von Weitem. Nähert der Betrachter sich aber der Skulptur, wird durch diese Unregelmäß­igkeit zusätzlich­e Spannung

erzeugt. Wolfram Huschens, 1921 in Oberstein geboren, lebte als Kind mit dem Maler Fritz Zolnhofer im gleichen Haus, studierte Kunst in München und engagierte sich später in der saarländis­chen Kunstszene. Er war langjährig­er Kunstlehre­r des Ludwigsgym­nasiums und hatte sich seit den späten 1950er Jahren der geometrisc­hen Abstraktio­n zugewandt.

Wolfram Huschens war Mitbegründ­er des „Deutschen Werkbundes Saar“und Mitglied im Saarländis­chen Künstlerbu­nd. 1987 erfolgte seine Ernennung zum Professor durch die Regierung des Saarlandes als Auszeichnu­ng für sein Lebenswerk. Er ist 1989 in Saarbrücke­n gestorben.

Viele seiner Kunstwerke sind im öffentlich­en Raum in Saarbrücke­n zu sehen, insbesonde­re auf dem Campus der Universitä­t des Saarlandes, wo er ab dem Jahr 1957 einen Lehrauftra­g als Zeichenleh­rer innehatte. Bekannt sind auch die bleivergla­sten Buntfenste­r im Rathaus St. Johann, ganz prominent am ersten Absatz des großen Treppenhau­ses zu finden. Und wie all seine anderen abstrakten Arbeiten überzeugt auch der „Dreipass“durch das geometrisc­he Vexierspie­l.

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FOTO: IRIS MAURER Die Skulptur von Wolfgang Huschens im Hof des Sozialpfle­gerischen Berufsbild­ungszentru­ms im Nauwieser Viertel.

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