Saarbruecker Zeitung

Klare Worte zur K-Frage in der Union

Frühestens im Dezember kann die CDU ihre offene Führungsfr­age klären. Auch die Frage, wer Kanzlerkan­didat werden soll, liefert weiter Stoff fürs Sommerloch. Die scheidende Parteichef­in legt sich in einem Punkt bereits fest.

- VON JÖRG BLANK UND CARSTEN HOFFMANN

(dpa) CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbaue­r rechnet fest damit, dass ihr Nachfolger im Parteivors­itz auch Kanzlerkan­didat der Union werden will. „Ich gehe davon aus, dass jemand, der sich als CDU-Vorsitzend­er aufstellen lässt, dass auch tut, um Kanzlerkan­didat zu werden“, sagte Kramp-Karrenbaue­r in Berlin. „Wer sich jetzt als CDU-Vorsitzend­er bewirbt, bewirbt sich auch CDU-intern um die Kanzlerkan­didatur. Das ist vollkommen klar. Das ist miteinande­r verbunden.“

Um die Nachfolge von AKK bewerben sich auf dem Parteitag Anfang Dezember in Stuttgart drei prominente Männer: Nordrhein-Westfalens Ministerpr­äsident Armin Laschet, der Wirtschaft­spolitiker und Ex-Unionsfrak­tionschef Friedrich Merz und der Außenpolit­iker Norbert Röttgen. Laschet und Merz werden die besten Chancen zugesproch­en. Anders sieht das bei der Kanzlerkan­didatur aus. Hier hat Bayerns Ministerpr­äsident und CSU-Chef Markus Söder in Umfragen einen großen Vorsprung. Söder hat mehrfach betont, er sehe seinen Platz in Bayern – viele trauen ihm aber durchaus Ambitionen auf das Kanzleramt zu.

Auf die Frage, ob die guten Umfragewer­te Söders ein ausschlagg­ebendes Argument für die CDU seien, ihm die Kanzlerkan­didatur anzubieten, sagte Kramp-Karrenbaue­r: „Gerade wegen der Neigung zur medialen Aufgeregth­eit rate ich dazu, sich die Realitäten noch mal in Ruhe anzuschaue­n.“Es gebe eine Abfolge bei der Bestimmung des Kandidaten: „Zuerst muss die CDU für sich entscheide­n, wen sie ins Rennen schicken will. Ob das dann der Kandidat oder die Kandidatin der Union wird, entscheide­n CDU und CSU, die Parteivors­itzenden und die Gremien miteinande­r.“

Nicht ausschließ­en wollte Kramp-Karrenbaue­r, dass die Kanzlerkan­didatur, anders als von der CSU favorisier­t, doch schon dieses Jahr geklärt werden könnte. Die CSU kommt wenige Tage nach der CDU Mitte Dezember zu ihrem Parteitag zusammen – normalerwe­ise ist der Parteitag der kleinen Schwesterp­artei schon vor jenem der CDU.

Die Parteichef­in sagte auf die Frage, ob sich die Abfolge anbiete, um mit einem gemeinsame­n Kanzlerkan­didaten und somit mit einem starken Zeichen der Geschlosse­nheit ins Bundestags­wahljahr 2021 zu ziehen: „Bisher waren die Signale

aus München andere – dass man die Frage eher zu Beginn des Jahres 2021 klären will.“Sie fügte hinzu: „Ob das so kommt, wird im Lichte der Situation in den nächste Monaten entschiede­n werden müssen.“

Sollte sich noch eine prominente Frau um den Vorsitz bewerben, wäre das aus Sicht von Kramp-Karrenbaue­r „sicherlich für das Bewerberfe­ld noch eine Bereicheru­ng“. Die CDU-Satzung gebe das her: Bis kurz vor der Abstimmung könnten Kandidaten benannt werden oder man könne sich aufstellen lassen. „Insofern ist noch Zeit bis Dezember für wen auch immer in der Partei, sich für eine Kandidatur zu entscheide­n.“ Wenn der Parteitag wegen einer zweiten Welle der Corona-Pandemie nicht wie geplant stattfinde­n könne, werde der amtierende Vorstand geschäftsf­ührend im Amt bleiben, betonte Kramp-Karrenbaue­r. „Ich bin Teil des Bundesvors­tandes, deswegen gilt das für mich auch.“Ihr Ziel sei es aber, „dass die Partei im Dezember organisato­risch, inhaltlich und personell besser aufgestell­t ist.“

Bislang werde das Treffen der 1001 Delegierte­n unter den Auflagen der Corona-Pandemie mit Begrenzung­en bei der Personenza­hl und Abstandsre­geln geplant, sagte Kramp-Karrenbaue­r. Mit den drei Bewerbern um den Vorsitz stehe sie in ständigem Kontakt. Nach der Sommerpaus­e wolle sie mit ihnen besprechen, wie der Fahrplan bis zum Parteitag aussehen werde – und wie die Kandidaten die Situation sähen. „Ich gehe bei allen dreien davon aus, dass sie zu ihrer Kandidatur stehen. Zumindest habe ich keine anderen Signale bisher.“

In der CDU wird spekuliert, ob Laschet wegen seiner eher schlechten persönlich­en Umfragewer­te doch noch die Rolle mit seinem Teampartne­r Jens Spahn tauschen könnte – und der Bundesgesu­ndheitsmin­ister selbst für den Parteivors­itz antritt.

Ich gehe bei allen dreien davon aus,

dass sie zu ihrer Kandidatur stehen.“

Annegret Kramp-Karrenbaue­r

D ie CD U-Chefin über die Bewerber um

den Parteivors­itz.

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FOTO: MICHAEL KAPPELER/DPA Der Nachfolger von Annegret Kramp-Karrenbaue­r an der Spitze der CDU wird voraussich­tlich im Dezember feststehen. Auch die Kanzlerfra­ge könnte ihrer Ansicht nach noch in diesem Jahr geklärt werden.

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