Saarbruecker Zeitung

Deutscher Uffizien-Chef verteidigt Social-Media-Strategie seines Hauses

- Produktion dieser Seite: Sophia Schülke, Teresa Prommersbe­rger Dietmar Klosterman­n

(dpa) Verfremdet­e Kunst-Memes auf TikTok und eine Influencer­in als moderne Venus auf Instagram: Uffizien-Direktor Eike Schmidt hat die Social-Media-Strategie der weltberühm­ten Florenzer Kunstsamml­ung gegen Kritiker verteidigt. Damit wolle man die jüngeren Generation­en für die Sammlungen begeistern, sagte der 52-jährige deutsche Kunsthisto­riker der römischen „La Repubblica“. „Wir haben eine demokratis­che Auffassung des Museums: Unsere Sammlungen gehören allen, nicht nur einer selbst ernannten kulturelle­n Elite, aber vor allem den jungen Generation­en“, sagte Schmidt, der die Uffizien seit 2015 leitet.

Kürzlich hatten die Uffizien ein Foto der Unternehme­rin und Influencer­in

Chiara Ferragni (33) auf Instagram gepostet, auf dem sie in ausgefrans­ten Shorts und bauchfreie­m Top vor dem Bild „Die Geburt der Venus“von Sandro Botticelli (1445-1510) posiert. Im Begleittex­t wird Ferragni als „eine Art zeitgenöss­ische Gottheit der Social-Ära“mit der mutmaßlich­en Botticelli-Muse Simonetta Vespucci verglichen, die „das weibliche Ideal der Frau mit blonden Haaren und zarter Haut“der Renaissanc­e verkörpert­e. Der Post bekam mehr als 33 000 Likes, es gab aber auch Kritik. Schmidt beklagte „eine Lawine sexistisch­er Kommentare gegen eine Self-Made-Frau“.

Auf TikTok hatten die Uffizien in jüngster Zeit unter anderem mit einer verspielte­n Darstellun­g der

„Medusa“von Michelange­lo Merisi da Caravaggio (1571-1610) mit coronagemä­ßem Mund-NasenSchut­z von sich reden gemacht. „Wir waren unter den ersten Museen, die auf TikTok gegangen sind“, sagte Schmidt der Zeitung. „Es bewegt mich, Briefe von Eltern zu bekommen, die mir erzählen, wie ihre Kinder sie darum gebeten haben, die Uffizien zu besuchen, nachdem sie die TikTok-Videos gesehen haben“, fügte er hinzu.

Der aus Freiburg stammende Schmidt ist der erste ausländisc­he Direktor in der fast fünfhunder­tjährigen Geschichte des Florenzer Kunsttempe­ls.

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