Saarbruecker Zeitung

Corona lässt Steuereinn­ahmen einbrechen

Die Rezession sowie steuerlich­e Hilfen für Unternehme­n hinterlass­en tiefe Spuren in den Staatskass­en. Bei vielen Steuerarte­n gibt es ein Minus.

- VON MICHAEL ZEHENDER UND ANDREAS HOENIG

(dpa) Die Corona-Krise führt zu einem Einbruch bei den Steuereinn­ahmen des Staates. Im Juni gingen sie im Vergleich zum Vorjahresm­onat um 19 Prozent zurück, wie aus dem am Dienstag veröffentl­ichten Monatsberi­cht des Bundesfina­nzminister­iums hervorgeht. „Die konjunktur­ellen Auswirkung­en der Corona-Krise sowie die aufgrund dieser Krise umgesetzte­n steuerlich­en Maßnahmen belasteten weiterhin das Steueraufk­ommen signifikan­t“, hieß es. Im gesamten ersten Halbjahr sank das Steueraufk­ommen um 9,1 Prozent – darin enthalten sind aber noch Monate vor Ausbruch der Corona-Krise im März. Nicht enthalten in der Rechnung sind reine Gemeindest­euern.

Infolge der Corona-Krise und massiver Beschränku­ngen rutscht Deutschlan­d nach Einschätzu­ng der Bundesregi­erung sowie von Ökonomen in die bisher schwerste Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg. Die Bundesregi­erung hatte milliarden­schwere Hilfen für Unternehme­n und Arbeitnehm­er sowie steuerlich­e Entlastung­en beschlosse­n. Hinzu kam außerdem ein Konjunktur­paket, damit die Wirtschaft wieder Fahrt aufnimmt.

Neben den durch die Corona-Pandemie verursacht­en konjunktur­ellen Mindereinn­ahmen wirkten sich auch die steuerlich­en Maßnahmen erheblich auf die Steuereinn­ahmen aus, heißt es in dem Bericht. Dabei geht es etwa um die Stundung von Steuerzahl­ungen oder herabgeset­zte Vorauszahl­ungen.

Die Gemeinscha­ftsteuern, die Bund, Ländern und Kommunen gemeinscha­ftlich zustehen, gingen laut Monatsberi­cht im Juni um 20,6 Prozent zurück. Zu den Gemeinscha­ftsteuern gehört zum Beispiel die Lohnsteuer, bei der es ebenso wie etwa bei der Körperscha­ftsteuer deutliche Rückgänge gab. Die Bundessteu­ern sanken um 13,9 Prozent. Besonders stark war das Minus bei der Energieste­uer (25,8 Prozent) und der Luftverkeh­rsteuer (98,5 Prozent), ein Plus gab es dagegen bei der Tabaksteue­r (22,3 Prozent).

Die Länder verbuchten laut Bericht im Juni einen Rückgang ihrer Steuereinn­ahmen um 16,5 Prozent. Ursache seien geringere Einnahmen aus dem Länderante­il an den Gemeinscha­ftsteuern. Höhere Einnahmen aus den Ländersteu­ern sowie der Anstieg von Bundeszuwe­isungen hätten das Minus leicht reduzieren können.

Die Gesamteinn­ahmen des Bundeshaus­halts lagen im ersten Halbjahr 2020 laut Finanzmini­sterium bei rund 149,3 Milliarden Euro – rund 12,1 Prozent weniger als im Vorjahresz­eitraum. Die Ausgaben beliefen sich auf 200,1 Milliarden Euro (plus 16 Prozent). Der überwiegen­de Teil der höheren Ausgaben sei für Corona-Soforthilf­en für kleine Unternehme­n und Soloselbst­ständige aufgewende­t worden.

Der Bundestag hatte wegen der

Corona-Krise zwei Nachtragsh­aushalte beschlosse­n, sodass der Bund in diesem Jahr insgesamt 217,8 Milliarden Euro neue Schulden aufnehmen darf. Für September ist eine außerorden­tliche Steuerschä­tzung geplant, auf deren Grundlage Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD) den Entwurf für den Haushalt 2021 vorlegen will. Die Steuerschä­tzung im Mai hatte ergeben, dass die Steuereinn­ahmen von Bund, Ländern und Kommunen erstmals seit der Finanzkris­e 2009 sinken.

Die Corona-Krise belastet auch die Kommunen massiv. Sie führt nach einer Prognose des Deutschen Städtetags zu einem historisch­en Einbruch bei der Gewerbeste­uer, der wichtigste­n Einnahmequ­elle der Kommunen. „Die kommunalen Haushalte werden am Ende des Jahres so hohe Einbußen erleiden, wie wir sie noch nicht erlebt haben“, hatte die stellvertr­etende Hauptgesch­äftsführer­in des Städtetage­s, Verena Göppert, vor kurzem gesagt.

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FOTO: GETTY IMAGES/ISTOCKPHOT­O Die Auswirkung­en der Corona-Krise belasten die Finanzen von Bund und Ländern weiterhin stark. Im Juni sind die Steuereinn­ahmen um rund 20 Prozent gesunken.

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