Unwürdiges Schauspiel
Dass sich die Gesundheitsministerin und die Krankenhaus-Chefs jetzt gegenseitig den Schwarzen Peter für die Zahlung der Corona-Prämie zuschieben, ist ein unwürdiges Schauspiel vor den Augen der Betroffenen. Es wird das Vertrauen der Pflegekräfte in die Politik und ihre Arbeitgeber sicher nicht stärken. Der Bundesgesundheitsminister hat im April auch den stark belasteten Klinik-Beschäftigten eine Belohnung in Aussicht gestellt. Dann muss er sie auch durchsetzen, egal wie.
Die Diskussion lenkt aber vom Kern ab. Eine Prämie für belastete Pflegekräfte in den Kliniken wäre eine nette Geste, aber nicht mehr. Wenn damit die Aufwertung des Berufes angestrebt würde, wäre sie sogar ein billiger Versuch. Denn dieses Ziel erreicht man nicht dadurch, den Beschäftigten Geld in die Hand zu drücken und dann weiterzumachen wie bisher.
Ob die Krankenpflege nach der Corona-Krise – wie auch von der Politik gefordert – einen größeren gesellschaftlichen Stellenwert erhält, entscheidet sich nicht an einer Einmalzahlung, sondern in der nächsten Tarifrunde an der Frage, ob die Arbeitgeber zu einer spürbaren und dauerhaften Gehaltserhöhung bereit sind. Das kostet Geld, und im Zweifel werden dafür die Krankenkassenbeiträge steigen müssen. Man kann aber nicht ständig die Bedeutung guter Pflege hervorheben und meinen, mit Klatschen sei es getan.