Rätsel um totes Baby in Kleinblittersdorf
Die Hintergründe des Todes eines Säuglings, dessen Leiche vor sieben Jahren in einem Gebüsch gefunden wurde, bleiben wohl ungeklärt.
Passanten machten am 16. Juli 2013 gegen 9 Uhr in einem Brachgelände in der Nähe eines Verkehrskreisels an einem Drogeriemarkt in der Elsässer Straße in Kleinblittersdorf eine grausame Entdeckung. Dort war die Leiche eines Neugeborenen abgelegt worden. Der Kopf des Jungen war mit einem Geschirrtuch, der Körper mit einer Karstadt-Einkaufstüte abgedeckt. Unter der Leiche lag eine Plastiktüte mit der Aufschrift „Place Media.com“. Die schockierende Nachricht vom Tod des Neugeborenen verbreitete sich an diesem Sommertag wie ein Lauffeuer im gesamten Saarland und im angrenzenden Lothringen.
Sieben Jahre später sind die Hintergründe des Säuglingstods immer noch weitgehend unklar. Die damals eigens eingerichtete Mordkommission „Kreisel“musste Monate später den Fall als „Verfahren gegen Unbekannt“unerledigt und ungeklärt zu den Akten legen. Von der Mutter des Säuglings fehlt trotz groß angelegten Suchaktionen – auch im benachbarten Lothringen – jede Spur. Ursprünglich vermuteten die Ermittler Mutter oder Vater des Kindes in einem Umkreis von drei bis fünf Kilometern um den Fundort. Ein Polizeisprecher verwies im Sommer 2013 in diesem Zusammenhang auf Erfahrungswerte von Fallanalytikern aus Nordrhein-Westfalen.
Gingen die Ermittler der „Moko Kreisel“nach den ersten Ergebnissen der Obduktion des Leichnams davon aus, dass der kleine Junge kurz nach seiner Geburt erdrosselt oder erwürgt wurde, liegen mittlerweile andere Informationen zur Todesursache vor. Demnach besteht „zumindest die Möglichkeit, dass der Säugling bereits tot geboren wurde“, teilte Dominik Degel, Pressesprecher der Staatsanwaltschaft, auf Anfrage unserer Zeitung mit. Denn nach dem Ergebnis eines gasanalytischen Gutachtens des Institut für Rechtsmedizin der Universität des Saarlandes, das vom März 2016 datiere, sei ein
„Es besteht zumindest die Möglichkeit, dass der Säugling bereits tot geboren wurde.“
Dominik Degel
Staatsanwalt
Beweis, dass das Baby gelebt habe, „nicht mit der für ein Strafverfahren erforderlichen Sicherheit zu führen“. Da es keine weiteren Ansätze für Ermittlungen mehr gab, wurde das Verfahren letztlich von der Staatsanwaltschaft eingestellt. Die Polizei führt den traurigen Fall heute auch nicht mehr als ungeklärtes Mordverfahren.
Seine letzte Ruhe fand der namenlose Junge auf dem Waldfriedhof in
Kleinblittersdorf. Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung wurde er am 23. Juli 2013 nach einer Trauerfeier in der Pfarrkirche St. Agatha in einem kleinen, weißen Sarg zu Grabe getragen. Pastor Peter Sens sagte bei der Feier zu dem verstorbenen Baby: „Wir wissen nicht, wer dich getötet hat. Wir kennen noch nicht einmal deinen Namen.“In seine Fürbitten schloss der Priester dann auch die mutmaßlichen Täter ein. Er betete, Gott möge ihnen die Einsicht geben in das, was sie getan haben, dass sie sich ihrer Verantwortung stellen.
Am Rande der Trauerfeier und der Beisetzung in Kleinblittersdorf waren an jenem heißen Sommertag auch mehrere Teams der „Moko Kreisel“im Einsatz. Autokennzeichen wurden notiert und die Insassen mehrerer Fahrzeuge wurden überprüft. Vergebens.