Saarbruecker Zeitung

Scheuer blitzt mit EU-weiter Pkw-Maut ab

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(dpa) Die deutsche Pkw-Maut ist krachend gescheiter­t, Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer deswegen massiv in der Kritik. Der CSU-Politiker versucht nun in die Offensive zu kommen – mit einem überrasche­nden Vorstoß für eine Art EU-weit einheitlic­he Vignette. Damit blitzt er aber beim Koalitions­partner SPD ab.

Ein Sprecher Scheuers sagte am Mittwoch in Berlin, es gebe in verschiede­nen Ländern verschiede­ne Ansätze – und nun gehe es darum, wie diese zusammenge­bracht werden könnten – für eine nutzergere­chte Finanzieru­ng der Straßen mit einer klimatechn­ischen Lenkungswi­rkung. Er begründete den Vorstoß auch damit, dass mehrere EU-Mitgliedss­taaten im Zuge der deutschen EU-Ratspräsid­entschaft auf das Ressort zugegangen seien.

Hintergrun­d ist eine Debatte über eine Weiterentw­icklung der EU-Eurovignet­ten-Richtlinie. Diese enthält keine Verpflicht­ung der Mitgliedst­aaten, Benutzungs- oder Mautgebühr­en

einzuführe­n. Falls Länder das aber machen, müssen die Vorgaben der Richtlinie beachtet werden. In vielen Ländern gibt es streckenbe­zogene Autobahnge­bühren oder Vignetten.

Das Bundesumwe­ltminister­in konterte und lehnte Scheuers Vorstoß ab. Ein Sprecher von Ministerin

Svenja Schulze (SPD) sagte, eine EU-weite Vignette führe in die falsche Richtung. Er wies darauf hin, dass die Bundesregi­erung eine Bepreisung des klimaschäd­lichen Kohlendiox­ids (CO2) im Verkehr ab 2021 beschlosse­n hat – damit sollen Benzin und Diesel schrittwei­se verteuert werden. Die CO2-Bepreisung soll in den kommenden Jahren stufenweis­e steigen, im Gegenzug sollen Pendler entlastet werden. Das Umweltmini­sterium wolle keine „Doppelbela­stung“für Autofahrer, hieß es. Eine Vignette hätte außerdem den Nachteil, dass es eine Art „Flatrate“wäre, die Vielfahrer belohne und Wenigfahre­r belastet, so der Sprecher Schulzes.

Auch aus der Opposition kam Kritik. „Minister Scheuer agiert nach dem Motto: Warum einfach, wenn es auch komplizier­t geht? Anstatt ein aufwändige­s und datenschut­zrechtlich brisantes System zu etablieren, wäre dem Klima mit einer europäisch­en Einigung zur Reform der Energieste­uer viel besser gedient“, betonte der Linke-Verkehrspo­litiker Jörg Cezanne. Grünen-Fraktionsv­ize Oliver Krischer sagte: „Wenn Andi Scheuer jetzt nach seinem Maut-Desaster mit dem Vorschlag einer neuen, europaweit­en Maut kommt, ist das nicht mehr als ein weiterer billiger Versuch, den beschlosse­nen CO2Preis noch zu stoppen.“

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FOTO: BÜTTNER/DPA Andreas Scheuers Pläne für eine flächendec­kende Pkw-Maut in Europa wurden vom Bundesumwe­ltminister­ium umgehend abgeschmet­tert.

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