Bürger laufen Sturm gegen Windräder
Das höchste Windrad des Landes (247 Meter) soll im Krughütter Wald zwischen Klarenthal und Schoeneck entstehen. Bei einer Versammlung machten Saarländer und Franzosen ihrem Ärger Luft.
Stattliche 247 Meter hoch soll eines der beiden Windräder im Krughütter Wald bei Klarenthal werden. Es wäre damit das höchste von allen 202 Windrädern im Saarland. Die Saarbrücker Zeitung hat von den exakten Koordinaten des geplanten Windrades aus ein Foto geschossen, um die Dimension der Anlage zu verdeutlichen (Bild oben).
Die Entfernung zu den Häusern in Klarenthal auf der linken Seite beträgt 930 Meter. Das teilte der Projektierer, die Firma Duno Air aus Trier, mit. Die Häuser auf der rechten Seite gehören zum französischen Schoeneck und haben etwa die gleiche Entfernung zum größten der beiden geplanten Windräder.
„Die Bundesregierung hat erst in diesem Jahr entschieden, dass Windräder mindestens 1000 Meter von Wohnhäusern entfernt stehen sollen. – Wieso machen Sie das bei uns trotzdem anders?“, fragte Anwohner Luitpold Rampeltshammer am Dienstag in der Mehrzweckhalle in Klarenthal und bekam von etwa 100 Gästen Applaus.
„Das ist kein Gesetz, das die Bundesregierung erlassen hat, sondern es sind Richtwerte“, antwortete Marc Wiemann von Duno Air. Bezirksbürgermeisterin Isolde Ries hatte zu der Informationsveranstaltung eingeladen.
Vor vier Jahren wurden drei geplante Windräder im Krughütter Wald nicht genehmigt. Jetzt gibt es einen neuen Antrag, über den in einem sogenannten vereinfachten Verfahren ohne Öffentlichkeitsbeteiligung entschieden wird.
Bürger aus Klarenthal, Gersweiler, aus anderen Teilen des Saarlandes und aus Frankreich kamen und machten ihrem Ärger Luft. „Ein Windrad von dieser Dimension wirft einen enormen Schatten, der sich negativ auf unsere Photovoltaikanlagen auswirken wird. Wir hätten damit einen echten wirtschaftlichen Schaden“, sagte Alfred Berlich aus der Straße Am Bruch. Edith Reichert, die stellvertretende Bürgermeisterin aus dem französischen Schoeneck, macht sich wie viele andere Bürger Sorgen wegen der Lautstärke der Windräder. Diese darf per Gesetz 35 Dezibel nicht überschreiten. Für viele Anwesenden sind selbst 35 Dezibel noch viel zu laut.
Joachim Sartorius vom Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz (LUA) des Saarlandes hatte die Rolle des neutralen Erklärers. „35 Dezibel können nachts nerven wie ein alter brummender Kühlschrank. Aber 35 Dezibel sind die Vorgabe des Gesetzgebers,
und daran haben wir uns bei der Prüfung zu halten“, erklärte Sartorius.
Auch die Umweltkomponente spielte eine große Rolle. Die Kraniche fliegen jedes Jahr zweimal über das Waldgebiet, und der Eingriff in die Natur zum Bau der Windräder sei eine Katastrophe, hieß es aus der Halle.
Viele Lkw sollen täglich über die schmalen Feld- und Waldwege fahren. „Ein vereinfachtes Verfahren heißt nicht, dass wir es uns einfacher machen. Im Gegenteil: Wir werden alles bis ins Detail prüfen lassen“, sagte Sartorius.
In einer Studie hat der Regionalverband
Isolde Ries,
vor fünf Jahren festgelegt, wo Windräder aufgestellt werden können. Darunter fällt auch der Krughütter Wald. Dort, wo die Windräder hin sollen, gehört der Wald dem Stift St. Arnual, und das braucht Geld. „Vor einigen Jahrzehnten wurde bei uns festgelegt, dass die Einnahmen der Waldwirtschaft für Projekte des Stiftes genutzt werden sollen. Mittlerweile ist der Wald aber ein großer Kostenfaktor. Mit den Windrädern können wir wieder Geld verdienen“, sagte Rolf
Kiderle, der Vorsitzende des Verwaltungsrates des Evangelischen Stiftes St. Arnual. Wie viel das Stift für die Verpachtung der Waldfläche bekommt, wurde der SZ nicht mitgeteilt.
Das Stift stützt sich auf die Pläne des Regionalverbandes und hat das ganze Windräderprojekt offiziell ausgeschrieben. Duno Air hat den Zuschlag bekommen und setzt nun den Auftrag um. Allerdings wesentlich abgeklärter und wohl auch wasserdichter als noch vor vier Jahren.
Klar ist aber auch, dass die Bevölkerung und auch die lokale Politik den Kampf gegen die nächsten Windräder gerade erst aufgenommen haben. „Wir reden hier über einen historischen Waldbestand mit Buchen und Eichen im Alter von mehr als 130 Jahren, die abgeholzt werden sollen. Bei der Planung des Regionalverbandes vor vier Jahren war auch nie die Rede von 247 Metern Höhe. Der Eiffelturm ist ja nur 50 Meter höher. Ich bin auch gegen diese Windräder“, sagte Bezirksbürgermeisterin Isolde Ries.
Noch in diesem Jahr soll eine Entscheidung darüber fallen, ob die beiden Windräder im Krughütter Wald gebaut werden oder nicht. Dabei hat aber weder der Bezirksrat West noch der Saarbrücker Stadtrat ein Mitspracherecht. Das LUA entscheidet in diesem Fall alleine. Das teilte das LUA mit.
„Bei der Planung war auch nie die Rede von
247 Metern Höhe. Der Eiffelturm ist ja nur
50 Meter höher.“
Bezirksbürgermeisterin