Wenn ganz Saarbrücken zum Spielfeld wird
Eine Schnitzeljagd mit Action und knackigen Rätseln: Das verspricht „Die Saarbrigge Verschwörung“. Wir haben den Test gemacht.
Eine Verschwörung ist im Gange. Nicht in hohen politischen Kreisen, sondern hier, mitten in Saarbrücken. Das Ziel der Verschwörer ist auch nicht die Weltherrschaft, sondern ein berühmtes Saarbrücker Wahrzeichen. Und nur ein Mensch kann dieses Bauwerk vor seiner Zerstörung retten: ich.
Naja, fast: Unterstützt werde ich von drei Mitstreitern. Zwar hat keiner von uns eine besondere Ausbildung als Geheimagent. Das ist glücklicherweise aber auch gar nicht nötig, denn „Die Saarbrigge Verschwörung“ist nur ein Spiel. Als solches ist es zwar bisher einmalig in Saarbrücken, aber die Regeln sind trotzdem schnell erklärt: Gespielt wird draußen, in der Innenstadt. Vom Startpunkt am St. Johanner Markt aus werden die Spieler kreuz und quer durch die Stadt geschickt, wo sie mit Hilfe von Hinweisen, die sie via Smartphone-App erhalten, diverse Rätsel lösen müssen. Eingebettet ist das Ganze in eine Geschichte um skrupellose Terroristen, die Saarbrücken bedrohen.
Eine moderne Schnitzeljagd, allerdings mit Elementen aus den Escape-Room-Spielen (siehe Infobox). Die Idee zur „Saarbrigge Verschwörung“sei ihnen in Freiburg gekommen, wo es so etwas schon länger gibt, erzählt Luisa Boos. Zusammen mit Julian Lange hat sie die „Saaristen“gegründet und das Spiel Anfang Juli an den Start gebracht. Seither haben die beiden Saarbrücker „extrem viel Feedback“bekommen – überwiegend positives.
Zu Recht? Davon wollte ich mich selbst überzeugen. Da passte es hervorragend, dass sich am vergangenen Wochenende bei mir und meinem Freund ein befreundetes Paar für einen Besuch angekündigt hatte. Mit der „Saarbrigge Verschwörung“, die für zwei bis fünf Spieler ab zehn Jahren ausgelegt ist, stand das Unterhaltungsprogramm fest.
Zuvor mussten allerdings einige Vorbereitungen getroffen werden: Nötig ist ein Smartphone (voll aufgeladen!), auf dem die App der Saaristen (kostenlos erhältlich im Playstore) installiert sein muss. Schnell erledigt. Der Rest gestaltete sich komplizierter. Dummerweise war ich davon ausgegangen, dass über die App auch die Spieler-Tickets gekauft werden können. Tatsächlich ist das „Starterkit“, bestehend aus einem Start-Code und einem Umschlag mit Spielmaterial, aber nur über die Website der Saaristen oder bei der Touristeninformation am Rathaus und am Schloss erhältlich. Mein Fehler: Die Website weist deutlich darauf hin und erklärt zudem, dass die Tickets nicht sofort eingesetzt, sondern „auf Vorrat“gekauft werden können.
Glücklicherweise schafften wir es vor Ende der Öffnungszeit zur Touristeninfo. Für das Starterkit, bei dem zwei Spieler bereits inklusive sind, bezahlten wir 34 Euro, für jeden weiteren Spieler acht Euro. Macht 50 Euro für vier Personen – günstig im Vergleich zu einem Escape Room, zumal die Saaristen satte zwei Stunden Spielspaß versprechen.
Kaum hatten wir die Ticket-Codes in die App eingegeben, startete das Spiel – mit einem „Videoanruf“von Regionalverbandsdirektor Peter Gillo. Etwas holperig warnt er darin vor der drohenden Gefahr durch die Verschwörer. Ein Auftritt, der – bei allem Respekt – einfach brüllend komisch war. „Sehr sympathisch!“urteilten dann auch meine Mitspieler. Von Herrn Gillo erhielten wir auch die ersten Hinweise, die uns auf die Spur der Verschwörer führen sollten.
Woraus diese bestanden, wie unser Weg durch die Stadt aussah und vor allem der Inhalt der Rätsel muss an dieser Stelle natürlich geheim bleiben. Nur so viel: Ja, wir haben das bedrohte Saarbrücker Wahrzeichen gerettet – auch wenn wir dafür eine halbe Stunde länger brauchten als von den Saaristen angegeben. Aber nicht schlimm: Schließlich ist das Spiel nicht als Rennen gegen die Zeit gedacht, und Pausen sind zwischendurch (fast) immer möglich. Wer die nicht in einem Café einlegen will, sollte den Rat der Anbieter beherzigen und sich vor allem bei diesem Wetter Getränke einpacken.
Lohnt sich die Schnitzeljagd der Saaristen? Definitiv ja. Zwar könnte man an der Technik noch nachbessern: So war beispielsweise ein Kartenausschnitt, der uns bei einem Rätsel angezeigt wurde, deutlich zu klein. Kinderkrankheiten wie diese sind aber normal für eine neue App. Wichtiger sind die Rätsel – und die waren kreativ, abwechslungsreich und machten einfach Spaß, auch wenn wir zwischendurch mal auf dem Schlauch standen. In solchen Fällen hilft die App allerdings mit nützlichen Tipps weiter oder erlaubt verzweifelten Spielern sogar, sich die Lösung anzeigen zu lassen.
So weit mussten wir immerhin nicht gehen. Am Ende genügten ein paar Tipps, um etwas verschwitzt und müde, dafür aber glücklich unser Ziel zu erreichen. Da wir das jetzt aber bereits kennen, ist eine zweite Runde leider sinnlos. Die Saaristen schließen jedoch nicht aus, dass es weitere „Missionen“geben wird. Und dann werde ich sicher wieder dabei sein. www.saaristen.de