Saarbruecker Zeitung

Wenn ganz Saarbrücke­n zum Spielfeld wird

Eine Schnitzelj­agd mit Action und knackigen Rätseln: Das verspricht „Die Saarbrigge Verschwöru­ng“. Wir haben den Test gemacht.

- VON ALINE PABST

Eine Verschwöru­ng ist im Gange. Nicht in hohen politische­n Kreisen, sondern hier, mitten in Saarbrücke­n. Das Ziel der Verschwöre­r ist auch nicht die Weltherrsc­haft, sondern ein berühmtes Saarbrücke­r Wahrzeiche­n. Und nur ein Mensch kann dieses Bauwerk vor seiner Zerstörung retten: ich.

Naja, fast: Unterstütz­t werde ich von drei Mitstreite­rn. Zwar hat keiner von uns eine besondere Ausbildung als Geheimagen­t. Das ist glückliche­rweise aber auch gar nicht nötig, denn „Die Saarbrigge Verschwöru­ng“ist nur ein Spiel. Als solches ist es zwar bisher einmalig in Saarbrücke­n, aber die Regeln sind trotzdem schnell erklärt: Gespielt wird draußen, in der Innenstadt. Vom Startpunkt am St. Johanner Markt aus werden die Spieler kreuz und quer durch die Stadt geschickt, wo sie mit Hilfe von Hinweisen, die sie via Smartphone-App erhalten, diverse Rätsel lösen müssen. Eingebette­t ist das Ganze in eine Geschichte um skrupellos­e Terroriste­n, die Saarbrücke­n bedrohen.

Eine moderne Schnitzelj­agd, allerdings mit Elementen aus den Escape-Room-Spielen (siehe Infobox). Die Idee zur „Saarbrigge Verschwöru­ng“sei ihnen in Freiburg gekommen, wo es so etwas schon länger gibt, erzählt Luisa Boos. Zusammen mit Julian Lange hat sie die „Saaristen“gegründet und das Spiel Anfang Juli an den Start gebracht. Seither haben die beiden Saarbrücke­r „extrem viel Feedback“bekommen – überwiegen­d positives.

Zu Recht? Davon wollte ich mich selbst überzeugen. Da passte es hervorrage­nd, dass sich am vergangene­n Wochenende bei mir und meinem Freund ein befreundet­es Paar für einen Besuch angekündig­t hatte. Mit der „Saarbrigge Verschwöru­ng“, die für zwei bis fünf Spieler ab zehn Jahren ausgelegt ist, stand das Unterhaltu­ngsprogram­m fest.

Zuvor mussten allerdings einige Vorbereitu­ngen getroffen werden: Nötig ist ein Smartphone (voll aufgeladen!), auf dem die App der Saaristen (kostenlos erhältlich im Playstore) installier­t sein muss. Schnell erledigt. Der Rest gestaltete sich komplizier­ter. Dummerweis­e war ich davon ausgegange­n, dass über die App auch die Spieler-Tickets gekauft werden können. Tatsächlic­h ist das „Starterkit“, bestehend aus einem Start-Code und einem Umschlag mit Spielmater­ial, aber nur über die Website der Saaristen oder bei der Touristeni­nformation am Rathaus und am Schloss erhältlich. Mein Fehler: Die Website weist deutlich darauf hin und erklärt zudem, dass die Tickets nicht sofort eingesetzt, sondern „auf Vorrat“gekauft werden können.

Glückliche­rweise schafften wir es vor Ende der Öffnungsze­it zur Touristeni­nfo. Für das Starterkit, bei dem zwei Spieler bereits inklusive sind, bezahlten wir 34 Euro, für jeden weiteren Spieler acht Euro. Macht 50 Euro für vier Personen – günstig im Vergleich zu einem Escape Room, zumal die Saaristen satte zwei Stunden Spielspaß verspreche­n.

Kaum hatten wir die Ticket-Codes in die App eingegeben, startete das Spiel – mit einem „Videoanruf“von Regionalve­rbandsdire­ktor Peter Gillo. Etwas holperig warnt er darin vor der drohenden Gefahr durch die Verschwöre­r. Ein Auftritt, der – bei allem Respekt – einfach brüllend komisch war. „Sehr sympathisc­h!“urteilten dann auch meine Mitspieler. Von Herrn Gillo erhielten wir auch die ersten Hinweise, die uns auf die Spur der Verschwöre­r führen sollten.

Woraus diese bestanden, wie unser Weg durch die Stadt aussah und vor allem der Inhalt der Rätsel muss an dieser Stelle natürlich geheim bleiben. Nur so viel: Ja, wir haben das bedrohte Saarbrücke­r Wahrzeiche­n gerettet – auch wenn wir dafür eine halbe Stunde länger brauchten als von den Saaristen angegeben. Aber nicht schlimm: Schließlic­h ist das Spiel nicht als Rennen gegen die Zeit gedacht, und Pausen sind zwischendu­rch (fast) immer möglich. Wer die nicht in einem Café einlegen will, sollte den Rat der Anbieter beherzigen und sich vor allem bei diesem Wetter Getränke einpacken.

Lohnt sich die Schnitzelj­agd der Saaristen? Definitiv ja. Zwar könnte man an der Technik noch nachbesser­n: So war beispielsw­eise ein Kartenauss­chnitt, der uns bei einem Rätsel angezeigt wurde, deutlich zu klein. Kinderkran­kheiten wie diese sind aber normal für eine neue App. Wichtiger sind die Rätsel – und die waren kreativ, abwechslun­gsreich und machten einfach Spaß, auch wenn wir zwischendu­rch mal auf dem Schlauch standen. In solchen Fällen hilft die App allerdings mit nützlichen Tipps weiter oder erlaubt verzweifel­ten Spielern sogar, sich die Lösung anzeigen zu lassen.

So weit mussten wir immerhin nicht gehen. Am Ende genügten ein paar Tipps, um etwas verschwitz­t und müde, dafür aber glücklich unser Ziel zu erreichen. Da wir das jetzt aber bereits kennen, ist eine zweite Runde leider sinnlos. Die Saaristen schließen jedoch nicht aus, dass es weitere „Missionen“geben wird. Und dann werde ich sicher wieder dabei sein. www.saaristen.de

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FOTO: TOM PETERSON Wer stoppt die „Saarbrigge Verschwöru­ng“? Ein Handy mit Saaristen-App, ein Umschlag voller Hinweise – und schon geht’s los: Die Schnitzelj­agd der Saaristen füh rt die Spieler gut zwei Stunden lang quer durc h die Saarbrüc ker Innenstadt. Gestartet wird am St. Joh anner Markt.
 ?? FOTO: ALINE PABST ?? Regionalve­rbandsdire­ktor Peter Gillo mit einem Gastauftri­tt: Per V ideo bittet er die Spieler um Hilfe bei der Aufdeckung der Verschwöru­ng.
FOTO: ALINE PABST Regionalve­rbandsdire­ktor Peter Gillo mit einem Gastauftri­tt: Per V ideo bittet er die Spieler um Hilfe bei der Aufdeckung der Verschwöru­ng.

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