Der „Faltenrocker“geht in Rente
Im Deutsch-Französischen Gymnasium hat Rektor Hans Bächle viel bewegt. Nun freut er sich auf seine Rentnerband.
Hans Bächle kann als Lehrer stolz sein. Darauf, dass seine Schule mehr Cambridge-Sprachzertifikate in Englisch ausstellt, als alle übrigen Gymnasien des Saarlandes zusammen. Darauf, dass von seinen 116 Abiturienten im Jahr 2020 ganze 25 die Note 1,0 und weitere 54 ein Abitur bis 1,9 erreicht haben. Oder darauf, dass keine andere Schule im Saarland eine vergleichbar hohe Sprachkompetenz in Französisch erreicht. Der 65-jährige Schulleiter des Deutsch-Französischen-Gymnasiums (DFG), der mit diesen Ferien die Schule verlassen wird, hat noch etwas, worauf er
„Es tut weh aufzuhören, aber es ist ein guter Zeitpunkt.“
Hans Bächle
Der Rektor des DFG geht mit 65 in Rente.
stolz sein kann: einen emotionalen Abschiedsabend, bei dem Tränen flossen – und im Vorfeld hatten sowohl das Kollegium als auch Eltern gefragt, ob er seine Zeit an der Schule nicht noch etwas verlängern könne. Mehr Anerkennung gibt es nicht.
DFG-Direktor Bächle bleibt aber nicht länger: „Mit 65 kann man ruhig aufhören. Wenn man verlängert, zögert man es nur hinaus. Es tut weh aufzuhören, aber es ist ein guter Zeitpunkt“, sagt der Pädagoge. Zwei Enkel würden auf ihn warten, auch seine 90-jährige Mutter sei froh, wenn er etwas Zeit für sie habe. Und dann sei da noch „die Band“. Bächle macht Musik in einer Rentnerband, in der er – bisher – der einzige ohne Rente gewesen sei. Selbstironisch nennen sich die Musiker „Faltrenrock“. Mit der Band wird Bächle in der Region zu sehen und zu hören sein.
Im DFG endet seine Zeit am 31.
Juli. Momentan sind schon Ferien, Bächle ist aber in seinem Büro, regelt noch letzte Dinge. Und so ganz werde er der Schule nicht verloren gehen, denn er bleibe noch bis Jahresende im Trägerverein der Nachmittagsbetreuung und habe die Redaktion für die Festschrift zum 60-jährigen Bestehen des DFG im kommenden Jahr übernommen. „Beim jährlichen Spendenlauf werde ich ebenfalls starten“, kündigte er an. Hier laufen die Kinder und Jugendlichen aus dem DFG jährlich auf dem Leinpfad für Unicef, tausende Euro sind da schon für das Kinderhilfswerk zusammengekommen.
Das DFG, wo er nun 13 von 40 Lehrer-Dienstjahren verbrachte, war Leidenschaft für ihn. Er hatte sich gezielt beworben, die Aufgabe angenommen, aus einer Schule mit zwei Sparten ein integratives Deutsch-Französisches-Gymnasium zu formen. Mit neuen Ansätzen sei es gut gelungen, die Zweige zusammenzuführen. Heute hätte man im DFG eine „echte tägliche interkulturelle Begegnung.“Und dabei sei das DFG einmalig. Die französischen Lehrkräfte seien Lehrer im Auslandsschuldienst, von den 90 DFG-Pädagogen seien nur 57 deutsche Beamte. „So begegnen sich auch unterschiedliche Unterrichtskulturen. Wir haben Trimester, es gibt dreimal im Jahr Zeugnisse, die Sommerferien dauern acht Wochen. Konferenzen sind zweisprachig, meine stellvertretende Schulleiterin wird vom französischen Außenministerium bezahlt. Das alles gibt uns ein einmaliges Gepräge. Für die Schülerinnen und Schüler schafft es den idealen Kontekt, um Sprache zu lernen. Auch die Englische, was kaum einer weiß“, sagt Bächle.
Das Wort „Elite“fällt im Interview nie. Das Wort „anders“gleich mehrfach. Anders war auch Bächles letztes Jahr – sein 13.: „Man könnte abergläubisch werden. In meinem
13. Jahr gab es die riesige Überschwemmung nach einem Rohrbruch, und an einem Freitag, dem
13. März, mussten wir wegen der Corona-Grenzsperren den Unterricht einstellen. Das hätte ich in meinem letzten Jahr alles nicht gebraucht.“Hinzu kam ein Streit, ob man Abiturprüfungen ablegen müsse. Frankreich habe die Prüfungen abgesetzt, Deutschland auf Prüfungen bestanden; Ergebnis: „Der Standort entscheidet. Da das DFG in Deutschland liegt, gab es Prüfungen. Das waren heftige Debatten. Jetzt sind alle froh, dass sie sie gemacht haben. Es wäre sonst in Deutschland als „Corona-Abi“für ewig gebrandmarkt worden“, so der Direktor. Der „Faltenrocker“ist auch darauf stolz: „Ich hab den Druck zum Wohle meiner Schülerinnen und Schüler ausgehalten. In der Rückschau war das gut und wichtig“, sagt er und blickt jetzt nach vorn. Aufs Rentnerleben freut er sich.