„Gaga“verpasst nur knapp die nächste Sensation
Saarländischer Dartsprofi Gabriel Clemens verliert im Achtelfinale des World Matchplay denkbar knapp gegen die Nummer 13 der Welt.
Das saarländische Darts-Sommermärchen im englischen Milton Keynes ist zu Ende. Gabriel Clemens aus Saarwellingen verlor am späten Dienstagabend nach einem dramatischen Achtelfinale beim World Matchplay gegen den Polen Krzysztof Ratajski mit 10:12 nach Verlängerung. „Ich habe drei Pfeile nicht genutzt, um mit 11:10 in Führung zu gehen. Im Nachhinein betrachtet war das der Knackpunkt. Aber es war generell sehr schwer, da ich die ganze Zeit nur hinterherlaufen musste“, sagte Clemens nach der Niederlage.
Von Beginn an präsentierten sich beide Spieler beim zweitgrößten Darts-Turnier der Welt in starker Form. „Gaga“leistete sich aber nach seinem sensationellen 10:8-Auftaktsieg gegen Titelverteidiger Rob Cross zu viele Fehler auf die Doppel und kassierte gleich im ersten Spiel ein Break. Danach spielten die Deutsche Nummer zwei und Polens Nummer eins Weltklasse-Darts. Gaga warf insgesamt neun Mal die 180, hatte jedoch lange keine Chance zum Re-Break, da der Pole bei seinem Anwurf eiskalt blieb. Bis zum 18. Spiel. Ratajski verfehlte zwei Pfeile auf ein Doppel, und „Gaga“war zur Stelle und holte sich das Break mit der Doppel-18. Der Saarländer ballte die Faust, jubelte, und die deutschen Fernseh-Kommentatoren bei Sport1 flippten aus.
„The German Giant“, wie Clemens genannt wird, machte auch seinen zweiten Aufritt beim World Matchplay zu einer dramatischen Schlacht für ihn und alle Darts-Fans in Deutschland. „Es fühlt sich auch in der kleinen Halle ohne Zuschauer an wie ein richtiges Topspiel eines ganz großen Turniers. Wir bekommen wie die Zuschauer zu Hause an den Bildschirmen auch den Fan-Jubel in der Halle eingespielt. Bei 180er-Würfen sehen wir auch den Fan-Jubel auf den großen Leinwänden. Das erzeugt wirklich eine richtig gute Stimmung und Anspannung, wie sie einem World Matchplay würdig ist“, lobte Gaga die Organisation der Professional Darts Corporation (PDC).
Der Saarländer war nach Max Hopp erst der zweite Deutsche, der beim prestigeträchtigen Turnier dabei ist und den Einzug ins Achtelfinale geschafft hat. 16 500 Euro Preisgeld und Platz 36 der Weltrangliste hatte sich Gaga mit dem Sieg in der ersten Runde schon gesichert. Für mehr sollte es nicht reichen. Beim
Stand von 10:10 ging es gegen Ratajski in die Verlängerung. Zum Sieg brauchte man nun zwei Punkte Vorsprung. Und hier gelang dem Polen direkt die Vorentscheidung. Gaga verfehlte die Doppel-20 und die Doppel-10, und Ratajski schnappte sich das Break zum 11:10. Danach ließ die Nummer 13 der Welt nichts mehr anbrennen, brachte seinen Anwurf nach Hause und holte sich den 12:10-Sieg.
„Ich bin mit meiner Leistung in diesem Spiel zufrieden. Ich muss auch die Leistung von Krzysztof anerkennen, der wirklich sehr gut gespielt hat“, sagte Clemens. Nach zwei Wochen in England hieß es für den Saarwellinger somit am Mittwoch Koffer packen und ab nach Hause. Dabei war Gaga in guter Gesellschaft. Auch die Nummer eins der Welt, der Niederländer Michael van Gerwen, und der Österreicher Mensur Suljovic verloren ihre Achtelfinalspiele.
Wie es für Gaga weitergeht, ist offen. „Wir müssen alle abwarten, wie die Tour weitergeht. Das entscheidet die PDC. Mit der Sommerserie und dem World Matchplay hat die PDC in den vergangenen zwei Wochen gezeigt, dass Darts trotz Corona auch sehr gut funktionieren kann. Es wurden alle Vorschriften eingehalten. Was fehlte, waren nur die Fans“, erklärte Clemens. Sollte die Corona-Krise im kommenden halben Jahr immer noch nicht in den Griff zu kriegen sein, könnten sich die Darts-Spieler durchaus auch eine WM in Milton Keynes vorstellen. „Der Austragungsort ist perfekt, aber in den nächsten Monaten kann viel passieren. Wir müssen abwarten“, sagte der Saarländer.