Saarbruecker Zeitung

Widerstand gegen Interessen­ten für Klinik im Nordsaarla­nd

Das Schweizer Unternehme­n Ameos stößt mit seinen Plänen für den Hochwald in der Branche auf Skepsis und Widerstand.

- VON DANIEL KIRCH

Was will einer der größten privaten Krankenhau­skonzerne Europas im Hochwald? Diese Frage stellen sich Branchen-Experten, seitdem das Unternehme­n Ameos mit Sitz in Zürich im März beim Gesundheit­sministeri­um in Saarbrücke­n sein Interesse am Bau einer Klinik mit 200 Betten im Raum Wadern bekundet hat. Ob Ameos zum Zuge kommt oder ein anderer Träger den Zuschlag für ein Projekt im Nordsaarla­nd bekommt, entscheide­t sich im Herbst (die SZ berichtete). Es wäre das erste große private Krankenhau­s im Saarland (siehe Infobox). Gesundheit­sministeri­n Monika Bachmann (CDU) hat stets für eine „saarländis­che Lösung“mit hiesigen Trägern geworben, das Engagement privater Träger aber auch nicht ausgeschlo­ssen.

Auch Waderns Bürgermeis­ter Jochen Kuttler (Pro Hochwald) tut das nicht. „Ich halte es für richtig, alle Angebote auf den Tisch zu legen und dann abzuwägen, was das sinnvollst­e und zukunftswe­isendste für die Region ist“, sagt er. Die Bürgerinit­iative Nordsaarla­ndklinik ist der Ansicht, das Ameos-Konzept komme dem Modell einer Nordsaarla­ndklinik sehr nahe. Der Optimismus wird außerhalb des Hochwalds aber nicht geteilt – nicht nur, weil dann die Kliniken in Losheim und Lebach schließen müssten.

Es gibt aber auch Vorbehalte, die mit dem Träger an sich zu tun haben. Ameos (rund 16 000 Beschäftig­te) ist nach Informatio­nen der Gewerkscha­ft Verdi mehrheitli­ch im Besitz des Private-Equity-Fonds Carlyle. „Das Unternehme­n fällt immer wieder durch rabiates Vorgehen gegen Beschäftig­tenrechte auf“, heißt es bei Verdi, die Rede ist von „skrupellos­en Management-Methoden und Profit-Maximierun­g“auf Kosten der Versorgung­squalität. Die SPD im Landtag ist daher strikt gegen einen großen privaten Krankenhau­sbetreiber im Saarland.

Das Unternehme­n weist die Vorwürfe zurück: „Unsere Mitarbeite­nden sind uns wichtig, und wir versuchen, tragfähige Lösungen, die nachhaltig und zukunftssi­cher sind, für faire und marktgerec­hte Konditione­n gemeinsam zu erarbeiten“, sagte ein Sprecher. Diese Ergebnisse stünden aber nicht immer im Einklang mit den generellen politische­n Interessen der Gewerkscha­ften.

Was bisher bekannt ist: Ameos würde im Raum Wadern gerne ein 200-Betten-Haus bauen, wenn das Land 50 bis 60 Millionen der auf 70 Millionen Euro geschätzte­n Investitio­nskosten übernimmt. Die Betten würden sich dann auf folgende Abteilunge­n verteilen: Innere Medizin (Schwerpunk­te Pneumologi­e, Onkologie, Diabetolog­ie und Gastroente­rologie), Kardiologi­e,

Die Gewerkscha­ft beklagt skrupellos­e Management-Methoden, das Unternehme­n

widerspric­ht.

Chirurgie, Orthopädie, Neurologie, Urologie, Dermatolog­ie und Geriatrie. Die starke Ausdiffere­nzierung bedeutet, dass die Abteilunge­n entspreche­nd klein ausfallen müssten – die Fixkosten für Chefärzte oder Nachtdiens­te pro Bett also vergleichs­weise hoch wären. „Das ist wirtschaft­lich gar nicht machbar“, sagt ein erfahrener Klinik-Manager aus dem Saarland. Zudem seien zahlreiche der geplanten Angebote längst in St. Wendel und Merzig vorhanden. „Das wären lauter neue

Doppelstru­kturen.“Es sei denn, man nähme St. Wendel und Merzig im Krankenhau­splan einen gehörigen Teil der Betten ab, was die SHG und Marienhaus wohl nicht kampflos akzeptiere­n würden.

An die Umsetzbark­eit der Pläne glauben mehrere von der SZ befragte Klinik-Geschäftsf­ührer und Verwaltung­sdirektore­n auch deshalb nicht, weil sich für ein Krankenhau­s im Hochwald nicht genügend Oberärzte und Chefärzte finden ließen. Selbst Kliniken in Saarbrücke­n hätten heute schon Probleme, Stellen zu besetzen. Je weiter man nach Norden gehe, desto schwierige­r werde es. Das Gesundheit­sministeri­um hält es ebenfalls für „fraglich, ob sich ausreichen­d medizinisc­hes Personal für den ländlichen Raum finden lässt“.

Schaut man sich die 51 Standorte von Ameos an, fällt auf, dass sich diese ganz überwiegen­d in ländlichen Gegenden ballen. Deshalb sind saarländis­che Krankenhau­s-Chefs überzeugt, dass Ameos vorhabe,

auch im Saarland langfristi­g andere Häuser übernehmen. Dass Ameos auf Expansions­kurs ist, bestätigt das Unternehme­n selbst, es bezeichnet sich als „wachstumss­tark“.

Zu den Plänen für Wadern will sich die Unternehme­nszentrale nicht äußern. „Wir beantworte­n grundsätzl­ich keine Fragen zu Projekten oder Erwerbsver­fahren“, sagte ein Sprecher. „Es liegt nicht in unserem Interesse, unfertige Lösungsvor­schläge oder Optionen in aller Öffentlich­keit zu diskutiere­n.“

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FOTO: STEFAN SAUER/ZB/DPA Die Schweizer Ameos-Gruppe betreibt 51 Standorte – in Zukunft auch einen im Saarland?

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