Widerstand gegen Interessenten für Klinik im Nordsaarland
Das Schweizer Unternehmen Ameos stößt mit seinen Plänen für den Hochwald in der Branche auf Skepsis und Widerstand.
Was will einer der größten privaten Krankenhauskonzerne Europas im Hochwald? Diese Frage stellen sich Branchen-Experten, seitdem das Unternehmen Ameos mit Sitz in Zürich im März beim Gesundheitsministerium in Saarbrücken sein Interesse am Bau einer Klinik mit 200 Betten im Raum Wadern bekundet hat. Ob Ameos zum Zuge kommt oder ein anderer Träger den Zuschlag für ein Projekt im Nordsaarland bekommt, entscheidet sich im Herbst (die SZ berichtete). Es wäre das erste große private Krankenhaus im Saarland (siehe Infobox). Gesundheitsministerin Monika Bachmann (CDU) hat stets für eine „saarländische Lösung“mit hiesigen Trägern geworben, das Engagement privater Träger aber auch nicht ausgeschlossen.
Auch Waderns Bürgermeister Jochen Kuttler (Pro Hochwald) tut das nicht. „Ich halte es für richtig, alle Angebote auf den Tisch zu legen und dann abzuwägen, was das sinnvollste und zukunftsweisendste für die Region ist“, sagt er. Die Bürgerinitiative Nordsaarlandklinik ist der Ansicht, das Ameos-Konzept komme dem Modell einer Nordsaarlandklinik sehr nahe. Der Optimismus wird außerhalb des Hochwalds aber nicht geteilt – nicht nur, weil dann die Kliniken in Losheim und Lebach schließen müssten.
Es gibt aber auch Vorbehalte, die mit dem Träger an sich zu tun haben. Ameos (rund 16 000 Beschäftigte) ist nach Informationen der Gewerkschaft Verdi mehrheitlich im Besitz des Private-Equity-Fonds Carlyle. „Das Unternehmen fällt immer wieder durch rabiates Vorgehen gegen Beschäftigtenrechte auf“, heißt es bei Verdi, die Rede ist von „skrupellosen Management-Methoden und Profit-Maximierung“auf Kosten der Versorgungsqualität. Die SPD im Landtag ist daher strikt gegen einen großen privaten Krankenhausbetreiber im Saarland.
Das Unternehmen weist die Vorwürfe zurück: „Unsere Mitarbeitenden sind uns wichtig, und wir versuchen, tragfähige Lösungen, die nachhaltig und zukunftssicher sind, für faire und marktgerechte Konditionen gemeinsam zu erarbeiten“, sagte ein Sprecher. Diese Ergebnisse stünden aber nicht immer im Einklang mit den generellen politischen Interessen der Gewerkschaften.
Was bisher bekannt ist: Ameos würde im Raum Wadern gerne ein 200-Betten-Haus bauen, wenn das Land 50 bis 60 Millionen der auf 70 Millionen Euro geschätzten Investitionskosten übernimmt. Die Betten würden sich dann auf folgende Abteilungen verteilen: Innere Medizin (Schwerpunkte Pneumologie, Onkologie, Diabetologie und Gastroenterologie), Kardiologie,
Die Gewerkschaft beklagt skrupellose Management-Methoden, das Unternehmen
widerspricht.
Chirurgie, Orthopädie, Neurologie, Urologie, Dermatologie und Geriatrie. Die starke Ausdifferenzierung bedeutet, dass die Abteilungen entsprechend klein ausfallen müssten – die Fixkosten für Chefärzte oder Nachtdienste pro Bett also vergleichsweise hoch wären. „Das ist wirtschaftlich gar nicht machbar“, sagt ein erfahrener Klinik-Manager aus dem Saarland. Zudem seien zahlreiche der geplanten Angebote längst in St. Wendel und Merzig vorhanden. „Das wären lauter neue
Doppelstrukturen.“Es sei denn, man nähme St. Wendel und Merzig im Krankenhausplan einen gehörigen Teil der Betten ab, was die SHG und Marienhaus wohl nicht kampflos akzeptieren würden.
An die Umsetzbarkeit der Pläne glauben mehrere von der SZ befragte Klinik-Geschäftsführer und Verwaltungsdirektoren auch deshalb nicht, weil sich für ein Krankenhaus im Hochwald nicht genügend Oberärzte und Chefärzte finden ließen. Selbst Kliniken in Saarbrücken hätten heute schon Probleme, Stellen zu besetzen. Je weiter man nach Norden gehe, desto schwieriger werde es. Das Gesundheitsministerium hält es ebenfalls für „fraglich, ob sich ausreichend medizinisches Personal für den ländlichen Raum finden lässt“.
Schaut man sich die 51 Standorte von Ameos an, fällt auf, dass sich diese ganz überwiegend in ländlichen Gegenden ballen. Deshalb sind saarländische Krankenhaus-Chefs überzeugt, dass Ameos vorhabe,
auch im Saarland langfristig andere Häuser übernehmen. Dass Ameos auf Expansionskurs ist, bestätigt das Unternehmen selbst, es bezeichnet sich als „wachstumsstark“.
Zu den Plänen für Wadern will sich die Unternehmenszentrale nicht äußern. „Wir beantworten grundsätzlich keine Fragen zu Projekten oder Erwerbsverfahren“, sagte ein Sprecher. „Es liegt nicht in unserem Interesse, unfertige Lösungsvorschläge oder Optionen in aller Öffentlichkeit zu diskutieren.“