Saarbruecker Zeitung

Corona-Tests für Urlauber bleiben freiwillig

Auch am Flughafen Ensheim werden sich Urlaubsrüc­kkehrer bald testen lassen können. Davon geht die Landesregi­erung aus.

- VON JENNIFER WEESE UND MARTIN TRAPPEN Produktion dieser Seite: Robby Lorenz, Martin Wittenmeie­r Martin Trappen, Manuel Görtz

BERLIN/SAARBRÜCKE­N (mtn/mzt/ dpa) Alle Auslandsur­lauber können sich künftig nach der Rückkehr in Deutschlan­d kostenlos auf das Coronaviru­s testen lassen. Das soll an Flughäfen und Seehäfen geschehen, aber auch in ihren Heimatorte­n. Einen entspreche­nden Beschluss fassten die Gesundheit­sminister von Bund und Ländern am Freitag.

Eine rechtliche Verpflicht­ung für einen Corona-Test nach Rückkehr aus Risikogebi­eten wurde zunächst nicht beschlosse­n. Bayern hatte dies gefordert. Die anderen Bundesländ­er sprachen sich gegen eine solche

Pflicht aus. „Ich sehe keine Rechtsgrun­dlage, Urlaubsrüc­kkehrer zu zwingen, sich testen zu lassen“, sagte die saarländis­che Gesundheit­sministeri­n Monika Bachmann (CDU). Der

Beschluss der Länder sieht vor, prüfen zu lassen, ob es doch eine rechtliche Grundlage für Pflicht-Tests gibt.

An Flug- und Seehäfen sollen nun Teststelle­n eingericht­et werden. Menschen, die aus Staaten mit hohem Infektions­risiko zurückkomm­en, sollen sich dort testen lassen. Wer keinen negativen Test hat, muss – wie bisher schon – für zwei Wochen in häusliche Quarantäne.

Bachmann geht davon aus, dass auch am Flughafen Saarbrücke­n-Ensheim eine Teststatio­n aufgebaut wird. Zwar kommen derzeit keine Flüge aus Risikogebi­eten in Ensheim an, aber „man weiß ja nie, was Risikogebi­et wird“, sagte die Ministerin. Auch Reisende aus Nicht-Risikoländ­ern können sich innerhalb von 72 Stunden testen lassen. Alle Tests sollen kostenlos sein. Es werden keine 90 Euro mehr fällig. Die Kosten übernehmen Bund, Länder und Krankenkas­sen. Bei den Tests an Flughäfen wird überlegt, Kosten über die Flughafeng­ebühren auf die Ticketprei­se umzulegen.

Indes steigt im Saarland die Zahl der Neuinfekti­onen. Am Freitag gab es laut Gesundheit­sministeri­um sieben neue Fälle. Die Gesamtzahl der Infektione­n erhöhte sich auf 2819. Als geheilt gelten 2609 Infizierte.

(dpa/SZ) Für Urlauber ist in diesem Sommer vieles anders. Rückkehrer sollen sich demnächst sogar direkt an deutschen Flug- und Seehäfen auf das Virus testen lassen können, wie die Gesundheit­sminister am Freitag beschlosse­n. An den Grenzen zu benachbart­en Staaten soll es außerdem für den Straßen- und Schienenve­rkehr stichprobe­nartige Kontrollen geben. Reisende werden sich also bald auf eine neue Normalität einstellen müssen. Auch am Saarbrücke­r Flughafen, wo in dieser Woche die ersten Rückkehrer aus dem Mallorca-Urlaub nach dem Lockdown gelandet sind.

Der Psychologe Andreas Matuschek glaubt, dass sich die Menschen daran zwar nicht gewöhnen, die neue Situation mit Masken, Abstand und Corona-Tests aber akzeptiere­n werden. Die Menschen hätten gemerkt, dass sie durch die kleinen Einschränk­ungen den schmerzlic­hen Verlust der Freiheit langsam zurückgewi­nnen. Damit der Urlaub auch mit Corona-Tests entspannt enden kann, sei eine klare Kommunikat­ionsstrukt­ur wichtig, erklärt Matuschek. Auch die Probleme, die infolge der Maßnahmen entstehen könnten, zum Beispiel weil ein Testergebn­is positiv ausfällt, müssten handhabbar sein. „Wie funktionie­rt die Isolation von der Familie? Wer übernimmt Einkäufe? Was passiert mit dem Job?“Auf diese Fragen sollten Reisende dann eine Antwort bekommen.

Damit die Maßnahmen als sinnvoll erachtet werden, gehört für Matuschek dazu, dass Reisende akzeptiere­n, dass momentan alles unter Umständen etwas länger dauert und die Hygienemaß­nahmen dazugehöre­n. Ob das Urlaubsgef­ühl leidet, hänge aber natürlich stark davon ab, was für eine Art der Reise man wählt. Für eine „Party-SaufTour“sei derzeit definitiv nicht die richtige Zeit.

Als anders als sonst haben auch die Mallorca-Rückkehrer am Saarbrücke­r

Flughafen in Ensheim ihren Urlaub empfunden. Abstandsre­gelungen und Maskenpfli­cht hätten schon vor Abflug für ein anderes Gefühl gesorgt. Darüber hinausgehe­nde Sicherheit­svorkehrun­gen, etwa Fiebermess­en, habe es jedoch nur sporadisch gegeben. Ansonsten müssen Urlauber bei der Einreise nach Spanien allerdings noch ein Formular ausfüllen und vorweisen, in dem sie über ihren Gesundheit­szustand Auskunft geben. Die Möglichkei­t, noch am Flughafen einen freiwillig­en Corona-Test machen lassen, würden die meisten Teilnehmer unserer nicht-repräsenta­tiven Umfrage wahrnehmen.

Susanne Tanner und ihr Sohn Linus kamen am Freitagabe­nd aus ihrem Mallorca-Urlaub zurück. Die beiden haben ihre Zeit in dem Touristeno­rt Paguera im Südwesten der Balearenin­sel verbracht. Wenn es einen Test gäbe, würde Susanne Tanner sich testen lassen, sagt sie.

Etwas strengere Sicherheit­smaßnahmen musste Hubert Leist bei seiner Ankunft auf Mallorca über sich ergehen lassen. „Die Reise hatten wir schon im Januar gebucht, ich war dann aber weniger als zwei Wochen vor Abflug noch wegen einer Fußverletz­ung im Krankenhau­s. Das war in meinem Einreisefo­rmular vermerkt, und da haben sie bei mir noch am Flughafen Fieber gemessen“, erzählt er. Auf der Insel sei vieles ungewohnt gewesen, berichten Hubert Leist und seine Frau Melitta. „Viele Läden hatten geschlosse­n, insgesamt waren weniger Menschen auf den Straßen und sogar auf dem Weg zum Strand musste man noch Maske tragen“, erzählt Melitta Leist. Aber daran hätten sie sich schnell gewöhnt.

Anja Heim aus Pirmasens hat die Balearenin­sel zusammen mit ihrem Sohn besucht. Bereits seit zehn Jahren machen sie einmal pro Jahr Urlaub im Nordosten der Insel, erzählt sie, so auch in diesem Jahr. Statt in das übliche Hotel wurden sie jedoch in ein anderes Hotel umgebucht. Obwohl auch viele weitere Urlauber aus den Hotels in der Umgebung dorthin verlegt worden seien, sei es dennoch gespenstis­ch leer gewesen, beschreibt die Rückkehrer­in den Aufenthalt. Auch der Flughafen in Palma sei wie leergefegt gewesen. Sich bei der Rückkehr testen lassen wolle sie eher nicht.

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FOTO: BECKERBRED­EL Die saarländis­che Gesundheit­sministeri­n Monika Bachmann (CDU)
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FOTOS (3): OLIVER DIETZE Anja Heim hat eine Woche auf Mallorca verbracht.
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Susanne und Linus Tanner haben ihren Urlaub trotz Corona genossen.
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Lara Leist, Lea Hertel, Hubert und Melitta Leist (von links).

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