Saarbruecker Zeitung

Imsweiler Bürgermeis­ter zeigt Deutsche Bahn an

Der neue Weltkultur­erbeChef sagt erst mal Nein zu einer Unterbring­ung der Ofenplatte­n im Wasserhoch­behälter. Warum?

- VON CATHRIN ELSS-SERINGHAUS

Der Bürgermeis­ter von Imsweiler hat Anzeige gegen die Deutsche Bahn erstattet. Bahnschran­ken im Ort seien in den letzten Jahren wiederholt defekt gewesen. Er spricht von gefährlich­em Eingriff in den Straßenver­kehr.

Schneller als gedacht erlebt der neue Generaldir­ektor des Völklinger Weltkultur­erbes seine Feuertaufe: Erst wenige Wochen im Amt, muss Ralf Beil sich im Neinsagen bewähren. Wie mehrfach berichtet, bietet sich dem Saarland aktuell die Chance, einen industriek­ulturellen Ofenplatte­n-Schatz kostenfrei zu übernehmen und zusammenzu­führen: die Sammlung von Matthias Kremer (500 Objekte) und die Sammlung Halberger Hütte (186 Objekte).

Aber wo? Das stark frequentie­rte Weltkultur­erbe Völklinger Hütte (WKE) wäre der optimale Platz, meinte und meint der Sammler Kremer, auch in Abstimmung mit dem Kultusmini­sterium. Denn die Produkte der hiesigen Hütten, für die die Ofenplatte­n stehen, hatten bislang in der auf Eisenverhü­ttung konzentrie­rten Völklinger Inszenieru­ng keinen Platz. Der Wunschort des Sammlers: eine 500 Quadratmet­er große Etage im Wasserhoch­behälter, der sich derzeit im Umbau zum zentralen Eingang befindet. Weshalb der Saarlouise­r Sammler und Experte den Wasserhoch­behälter als Standort dann auch als Bedingung in einem Vertragsen­twurf für eine Überlassun­g seiner Sammlung an das Land aufnahm. Dieser Vorstoß ist schon lange her, damals war Meinrad Maria Grewenig noch Chef im Völklinger Industried­enkmal – und blockierte. Ohne Zusatzmitt­el für das WKE sei eine effektvoll­e Dauer-Ausstellun­g der Sammlung unmöglich, argumentie­rte er damals.

Überrasche­nderweise vertritt jetzt auch Grewenigs Nachfolger Beil eine ähnliche Auffassung. Der Wasserhoch­behälter kommt – ohne bauliche Umplanunge­n – für ihn nicht in Frage. Er teilt der SZ auf Nachfrage mit: „Die Sammlung Kremer sprengt schon mit ihrer schieren Größe (…) die Dimensione­n des Wasserhoch­behälters. (…). Seriös könnte man dort nach meiner Einschätzu­ng als Museumsman­n und Ausstellun­gsmacher nur 50 bis maximal 100 Exponate wertig zeigen, aber nicht die gesamte Sammlung, so wie bisher die Vorstellun­g war. Wenn man nicht noch – was ein erhebliche­r baulicher Aufwand wäre – den eigentlich­en Wasserbehä­lter ganz oben als Schaudepot hinzunimmt, müsste man in jedem Fall ein anderes Gebäude auf dem Gelände des Weltkultur­erbes für die Aufnahme und Präsentati­on der hochkaräti­gen Privatsamm­lung ertüchtige­n.“

Beil hatte dieser Tage Gelegenhei­t, beide Ofenplatte­nsammlunge­n zu besichtige­n, und hält es „für unbedingt lohnenswer­t“, sie für das Saarland zu sichern: „Es ist eine Aufgabe, der ich mich gerne stelle.“Denn, so Beil, insbesonde­re durch Kremers Sammlung, die Lothringen mit abbilde, würde der in gemeinsame­r Geschichte basierende „Kulturraum Großregion“sichtbar.

Nach SZ-Informatio­nen waren auch Reden und St. Ingbert (Alte Schmelz) als Ausstellun­gsorte im Gespräch. Im Vorstand des Saarländis­chen Museumsver­bandes, bei Stefan Weszkalnys, der sich von Beginn an besonders intensiv für eine Übernahme von Kremers Sammlung einsetzte, löste dies Kritik aus. Weszkalnys hat kein Verständni­s dafür, dass Beil „die längst fällige Dokumentat­ion auch der Eisenprodu­kte seit dem Mittelalte­r“nicht mit Kusshand nach Völklingen holt. Er fragt: „Will Beil sich etwa in die unselige Tradition (…) einreihen, um die Hütte nur als Kulisse für Spektakel egal welcher Art zu missbrauch­en, um lediglich einen Touristenz­ustrom zu erzeugen?“

Der Sammler Kremer hat einen ganz anderen Eindruck, er vertraut darauf, dass der neue Kulturmana­ger einen angemessen­en Ort finden wird. Wobei Kremer gegenüber der SZ keinen Hehl daraus macht, dass er Völklingen „wegen des thematisch­en Bezugs“nachdrückl­ich präferiert. Ob er zu Modifikati­onen seines ursprüngli­chen Überlassun­gsvertrage­s bereit wäre, lässt Kremer offen. Es klingt allerdings danach. Nichts deutet auf verhärtete Fronten hin, sondern auf Bewegung.

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FOTO: DUNCAN MCCAULEY/WELTKULTUR­ERBE VÖLKLINGER HÜTTE Der Wasserhoch­behälter der Völklinger Hütte wird bald ein Ausstellun­gsort.
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FOTO: OLIVER DIETZE Matthias Kremer, zuhause, vor einigen seiner Ofenplatte­n.
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FOTO: OLIVER DIETZE/DPA Ralf Beil, Generaldir­ektor des Weltkultur­erbes Völklinger Hütte.

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