Saarbruecker Zeitung

Mehr Stimmrecht­e für kleinere Sportverbä­nde?

- VON PATRIC CORDIER UND MARK WEISHAUPT

Am kommenden Dienstag findet in Bous eine außerorden­tliche Mitglieder­versammlun­g des Landesspor­tverbandes für das Saarland statt. Dabei soll über mehr Stimmrecht­e für die kleineren Sportfachv­erbände abgestimmt werden.

Mehr Stimmrecht­e für die kleineren Sportfachv­erbände im Verhältnis zu den großen wie Fußball oder Turnen – das ist der Hauptpunkt der außerorden­tlichen Mitglieder­versammlun­g des LSVS am kommenden Dienstag. Derweil stockt weiter das Verfahren um die Suche nach den beiden neuen Vorständen.

Die Seele baumeln lassen. Kraft tanken. Die vergangene­n Monate sind auch an Adrian Zöhler, dem Präsidente­n des Landesspor­tverbands für das Saarland (LSVS) nicht spurlos vorrüberge­gangen. „Das Pensum als LSVS-Präsident und die Arbeit beim Saarländis­chen Fußball-Verband nach dem Rücktritt von Franz-Josef Schumann als Präsident war ohnehin ambitionie­rt“, sagt SFV-Vize Zöhler, „hinzu kam jetzt die Corona-Krise mit ihren Herausford­erungen. Ich denke aber, wir haben das recht gut gemeistert.“

Zwar hatte er seiner Familie versproche­n, während des Urlaubs im Allgäu das Mobiltelef­on weitgehend auszulasse­n, ein paar Gespräche zur Vorbereitu­ng der außerorden­tlichen Mitglieder­versammung des LSVS am kommenden Dienstag ab 18 Uhr in Bous mussten aber doch geführt werden. Zumal es seine letzte Sitzung als LSVS-Präsident sein könnte. „Im Januar haben wir einen Aufsichtsr­at gewählt, der zwei hauptamtli­che Vorstände berufen wird. Das Verfahren läuft“, erinnert Zöhler. In dem Moment, in dem beide Vorstände die Arbeit aufnehmen, endet die Amtszeit des jetzigen Präsidiums. Heinz König, der aktuelle Aufsichtsr­atsvorsitz­ende, wird dann LSVS-Präsident.

Zum wichtigste­n Punkt auf der Tagesordnu­ng für die Versammlun­g in

Bous am Dienstag sagt Zöhler: „Laut LSVS-Gesetz müssen wir vorher noch die Satzung ändern, bezüglich der Delegierte­n- und Stimmenzah­l in der Mitglieder­versammlun­g auf höchstens 101. Dies geschieht entspreche­nd der Mitglieder­stärke und gilt ab der darauf folgenden Mitglieder­versammlun­g.“Bislang hatte jeder Fachverban­d bis 2000 Mitglieder zwei Stimmen und für je weitere 2000 Mitglieder eine weitere Stimme.

Der neue Vorschlag besagt, dass jeder Einzelverb­and künftig zunächst eine Stimme erhält, die danach von den 101 Sitzen verbleiben­den werden dann über eine Quotenrege­lung aufgefüllt. Das stärkt vor allem die kleineren Verbände und schwächt die Position der großen. Der Saarländis­che Fußball-Verband, dessen Vize-Präsident Zöhler ist, hat künftig dann nur noch 14 statt bislang 49 Stimmen. In Bous sollen darüber noch einmal insgesamt 280 Delegierte abstimmen. „Der SFV stellt rund 27 Prozent der Mitglieder im LSVS und hat dann 14 Prozent der Stimmen in der Mitglieder­versammlun­g. Vorher waren es 18 Prozent“, rechnet Zöhler vor, „ich halte es für absolut in Ordnung, dass die kleineren Verbände nun mehr Mitsprache­möglichkei­t haben. Dieser Vorschlag ist ein guter Kompromiss.“

Bei der außerorden­tlichen Mitglieder­versammlun­g am 26. Januar 2020 konnte kein Beschluss zur Lösung des Problems gefasst werden. „Wenn das am Dienstag erneut geschehen sollte, würde das Verfahren von vorne beginnen, und wir müssten uns in einigen Wochen erneut treffen. Darum hoffe ich, dass es die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit geben wird“, sagte der LSVS-Präsident, der den Verband auf einem guten Weg aus der Krise sieht: „Wir haben im vergangene­n Jahr einen Gewinn von 200 000 Euro erzielt. Wir halten uns streng an die Sanierungs­vorgaben.“

Dennoch wird auch in den Sport investiert. In der kommenden Woche soll der Architekte­nwettbewer­b für den Neubau der maroden Handballha­lle beginnen. „Vorgesehen ist eine doppelstöc­kige, multifunkt­ionale Sporthalle“, sagt Zöhler und erklärt die Finanzieru­ng: „Im Kredit von über 14 Millionen Euro, den der LSVS bekannterm­aßen aufnehmen musste, waren auch neun Millionen für die Sportstätt­en vorgesehen. Hinzu kommen dann Fördermitt­el der Sportplanu­ngskomissi­on.“Auch in der Mensa wird derzeit nach einem Wasserscha­den in der Küche gearbeitet und gleichzeit­ig umgebaut. Dies wird allerdings aus Mitteln des laufenden Haushalts bestritten.

Mit Udo Genetsch und Bodo Wilhelmi haben zuletzt zwei Mitglieder des Aufsichtsr­ats innerhalb kurzer Zeit ihre Ämter zurückgege­ben. Für Zöhler kein Anzeichen für schlechte Stimmung im Verband. „Bodo hatte persönlich­e Gründe, die nur er selbst äußern sollte“, sagt Zöhler, „Udo ist nach vielen Jahren an der Spitze zurückgetr­eten, weil sich die Saarländis­che Sportjugen­d neu aufstellt.“Die Plätze im Aufsichtsr­at sind personen- und nicht verbandsbe­zogen. Das bedeutet: Sie können nicht einfach nachperson­alisiert werden, sondern bleiben für die restliche Amtszeit bis 2023 unbesetzt. „Dennoch ist der Aufsichtsr­at voll handlungsf­ähig“, sagt Zöhler zu dem Gremium, das nach der Einsetzung der neuen Vorstände deren Arbeit beaufsicht­igen soll.

Heinz König, Zöhlers baldiger Nachfolger im Amt des LSVS-Präsidente­n, sagt zu den beiden künftigen Vorständen: „Wir haben überragend­e Persönlich­keiten für diese Aufgabe gewinnen können.“Die bundesweit­e Ausschreib­ung hatte 50 Bewerberin­nen und Bewerber interessie­rt. „Es sind die Besten der Besten übriggebli­eben“, sagt König, „der Aufsichtsr­at hat seine Arbeit soweit erledigt.“Jetzt liegt es beim aktuellen Präsidium und Sanierer Michael J.W. Blank, die anstehende­n rechtliche­n und organisato­rischen Fragen zu klären.

Blank, der sogenannte Chief Restructur­ing

Officer (kurz CRO) beim LSVS, hatte nach SZ-Informatio­nen sein Veto gegen das Verfahren zur Suche der beiden Vorstände eingelegt. Hintergrun­d ist offenbar die Tatsache, dass Karin Becker, die aktuelle Hauptgesch­äftsführer­in des LSVS, ihr Interesse an einem der beiden neuen Vorstandsp­osten bekundet, vom Aufsichtsr­at des LSVS aber nicht berücksich­tigt worden sein soll. Blank und Becker arbeiten seit dem Beginn des LSVS-Finanzskan­dals und Blanks Einstieg beim LSVS zusammen.

Aufsichtsr­ats-Chef König hält sich zu dieser Thematik bedeckt. Er bleibt aber bei seiner Linie, will die Verträge der beiden neuen Vorstände schnellstm­öglich unterzeich­nen und sagt: „Am Ende haben wir zwei Vorstände, und die Zeiten ändern sich.“

„Ich halte es für absolut in Ordnung, dass die kleineren Verbände nun mehr Mitsprache­möglichkei­t haben. Dieser Vorschlag

ist ein guter Kompromiss.“

Adrian Zöhler

LSVS-Präsident

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FOTO: THOMAS WIECK Der LSVS-Präsident und sein baldiger Nachfolger: Adrian Zöhler (links) im Gespräch mit Heinz König, dem Aufsichtsr­ats-Chef des LSVS.

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