Mehr Stimmrechte für kleinere Sportverbände?
Am kommenden Dienstag findet in Bous eine außerordentliche Mitgliederversammlung des Landessportverbandes für das Saarland statt. Dabei soll über mehr Stimmrechte für die kleineren Sportfachverbände abgestimmt werden.
Mehr Stimmrechte für die kleineren Sportfachverbände im Verhältnis zu den großen wie Fußball oder Turnen – das ist der Hauptpunkt der außerordentlichen Mitgliederversammlung des LSVS am kommenden Dienstag. Derweil stockt weiter das Verfahren um die Suche nach den beiden neuen Vorständen.
Die Seele baumeln lassen. Kraft tanken. Die vergangenen Monate sind auch an Adrian Zöhler, dem Präsidenten des Landessportverbands für das Saarland (LSVS) nicht spurlos vorrübergegangen. „Das Pensum als LSVS-Präsident und die Arbeit beim Saarländischen Fußball-Verband nach dem Rücktritt von Franz-Josef Schumann als Präsident war ohnehin ambitioniert“, sagt SFV-Vize Zöhler, „hinzu kam jetzt die Corona-Krise mit ihren Herausforderungen. Ich denke aber, wir haben das recht gut gemeistert.“
Zwar hatte er seiner Familie versprochen, während des Urlaubs im Allgäu das Mobiltelefon weitgehend auszulassen, ein paar Gespräche zur Vorbereitung der außerordentlichen Mitgliederversammung des LSVS am kommenden Dienstag ab 18 Uhr in Bous mussten aber doch geführt werden. Zumal es seine letzte Sitzung als LSVS-Präsident sein könnte. „Im Januar haben wir einen Aufsichtsrat gewählt, der zwei hauptamtliche Vorstände berufen wird. Das Verfahren läuft“, erinnert Zöhler. In dem Moment, in dem beide Vorstände die Arbeit aufnehmen, endet die Amtszeit des jetzigen Präsidiums. Heinz König, der aktuelle Aufsichtsratsvorsitzende, wird dann LSVS-Präsident.
Zum wichtigsten Punkt auf der Tagesordnung für die Versammlung in
Bous am Dienstag sagt Zöhler: „Laut LSVS-Gesetz müssen wir vorher noch die Satzung ändern, bezüglich der Delegierten- und Stimmenzahl in der Mitgliederversammlung auf höchstens 101. Dies geschieht entsprechend der Mitgliederstärke und gilt ab der darauf folgenden Mitgliederversammlung.“Bislang hatte jeder Fachverband bis 2000 Mitglieder zwei Stimmen und für je weitere 2000 Mitglieder eine weitere Stimme.
Der neue Vorschlag besagt, dass jeder Einzelverband künftig zunächst eine Stimme erhält, die danach von den 101 Sitzen verbleibenden werden dann über eine Quotenregelung aufgefüllt. Das stärkt vor allem die kleineren Verbände und schwächt die Position der großen. Der Saarländische Fußball-Verband, dessen Vize-Präsident Zöhler ist, hat künftig dann nur noch 14 statt bislang 49 Stimmen. In Bous sollen darüber noch einmal insgesamt 280 Delegierte abstimmen. „Der SFV stellt rund 27 Prozent der Mitglieder im LSVS und hat dann 14 Prozent der Stimmen in der Mitgliederversammlung. Vorher waren es 18 Prozent“, rechnet Zöhler vor, „ich halte es für absolut in Ordnung, dass die kleineren Verbände nun mehr Mitsprachemöglichkeit haben. Dieser Vorschlag ist ein guter Kompromiss.“
Bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung am 26. Januar 2020 konnte kein Beschluss zur Lösung des Problems gefasst werden. „Wenn das am Dienstag erneut geschehen sollte, würde das Verfahren von vorne beginnen, und wir müssten uns in einigen Wochen erneut treffen. Darum hoffe ich, dass es die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit geben wird“, sagte der LSVS-Präsident, der den Verband auf einem guten Weg aus der Krise sieht: „Wir haben im vergangenen Jahr einen Gewinn von 200 000 Euro erzielt. Wir halten uns streng an die Sanierungsvorgaben.“
Dennoch wird auch in den Sport investiert. In der kommenden Woche soll der Architektenwettbewerb für den Neubau der maroden Handballhalle beginnen. „Vorgesehen ist eine doppelstöckige, multifunktionale Sporthalle“, sagt Zöhler und erklärt die Finanzierung: „Im Kredit von über 14 Millionen Euro, den der LSVS bekanntermaßen aufnehmen musste, waren auch neun Millionen für die Sportstätten vorgesehen. Hinzu kommen dann Fördermittel der Sportplanungskomission.“Auch in der Mensa wird derzeit nach einem Wasserschaden in der Küche gearbeitet und gleichzeitig umgebaut. Dies wird allerdings aus Mitteln des laufenden Haushalts bestritten.
Mit Udo Genetsch und Bodo Wilhelmi haben zuletzt zwei Mitglieder des Aufsichtsrats innerhalb kurzer Zeit ihre Ämter zurückgegeben. Für Zöhler kein Anzeichen für schlechte Stimmung im Verband. „Bodo hatte persönliche Gründe, die nur er selbst äußern sollte“, sagt Zöhler, „Udo ist nach vielen Jahren an der Spitze zurückgetreten, weil sich die Saarländische Sportjugend neu aufstellt.“Die Plätze im Aufsichtsrat sind personen- und nicht verbandsbezogen. Das bedeutet: Sie können nicht einfach nachpersonalisiert werden, sondern bleiben für die restliche Amtszeit bis 2023 unbesetzt. „Dennoch ist der Aufsichtsrat voll handlungsfähig“, sagt Zöhler zu dem Gremium, das nach der Einsetzung der neuen Vorstände deren Arbeit beaufsichtigen soll.
Heinz König, Zöhlers baldiger Nachfolger im Amt des LSVS-Präsidenten, sagt zu den beiden künftigen Vorständen: „Wir haben überragende Persönlichkeiten für diese Aufgabe gewinnen können.“Die bundesweite Ausschreibung hatte 50 Bewerberinnen und Bewerber interessiert. „Es sind die Besten der Besten übriggeblieben“, sagt König, „der Aufsichtsrat hat seine Arbeit soweit erledigt.“Jetzt liegt es beim aktuellen Präsidium und Sanierer Michael J.W. Blank, die anstehenden rechtlichen und organisatorischen Fragen zu klären.
Blank, der sogenannte Chief Restructuring
Officer (kurz CRO) beim LSVS, hatte nach SZ-Informationen sein Veto gegen das Verfahren zur Suche der beiden Vorstände eingelegt. Hintergrund ist offenbar die Tatsache, dass Karin Becker, die aktuelle Hauptgeschäftsführerin des LSVS, ihr Interesse an einem der beiden neuen Vorstandsposten bekundet, vom Aufsichtsrat des LSVS aber nicht berücksichtigt worden sein soll. Blank und Becker arbeiten seit dem Beginn des LSVS-Finanzskandals und Blanks Einstieg beim LSVS zusammen.
Aufsichtsrats-Chef König hält sich zu dieser Thematik bedeckt. Er bleibt aber bei seiner Linie, will die Verträge der beiden neuen Vorstände schnellstmöglich unterzeichnen und sagt: „Am Ende haben wir zwei Vorstände, und die Zeiten ändern sich.“
„Ich halte es für absolut in Ordnung, dass die kleineren Verbände nun mehr Mitsprachemöglichkeit haben. Dieser Vorschlag
ist ein guter Kompromiss.“
Adrian Zöhler
LSVS-Präsident