Saarbruecker Zeitung

Der erste Laden war das Wohnzimmer

Maria Ciraulo ist Spezialist­in für Brautmoden. Jetzt spendet sie rund 50 barocke Hochzeitsk­leider ans Staatsthea­ter.

- VON LAURA STOFFEL

In Maria Ciraulos Brautmoden­geschäft steht alles am rechten Fleck: Von den Visitenkär­tchen auf der Theke, über das perfekt drapierte Kleid an einer Puppe, bis hin zu kleinen Dekoartike­ln – jedes Detail scheint genau geplant und ins rechte Licht gerückt.

Etwa 200 Brautkleid­er hängen in ihrem Laden „Puntosposa“in der Mainzer Straße in Saarbrücke­n. Über 50 barocke Brautkleid­er spendete die gebürtige Italieneri­n jetzt dem Saarländis­chen Staatsthea­ter.

Maria Ciraulos Weg zur Brautmoden­expertin begann wie im Film. Als sie vor elf Jahren ein Kleid für ihre eigene Silberhoch­zeit suchte, fühlte sie sich unverstand­en und schlecht beraten.

Vom einen auf den anderen Tag beschloss sie, ein eigenes Brautmoden­geschäft zu eröffnen. Kurzerhand räumte sie das gemeinsame Wohnzimmer leer und öffnete darin ihren Laden Puntosposa.

„Mein Mann meinte, ich sei verrückt“, erinnert sich Maria Ciraulo, die in Sizilien geboren wurde. Und erzählt weiter, dass sie sich sicher war, das Richtige zu tun: „Ich habe Tag und Nacht an meiner Philosophi­e und Idee gearbeitet. Es hat keiner daran geglaubt, und jetzt betreibe ich schon elf Jahre Puntosposa“, fügt sie selbstbewu­sst hinzu.

Zum Zeitpunkt der Eröffnung hatte Maria Ciraulo bereits einen Friseurlad­en, den sie gemeinsam mit ihrer Familie betrieb. Dort waren sie spezialisi­ert auf Frisuren für Hochzeiten, und für sie war klar, wohin ihr Weg gehen sollte: Sie will für jede Braut das Rundum-Paket ermögliche­n, so wie sie es sich für sich gewünscht hätte.

Das macht die gebürtige Italieneri­n nicht nur zur Verkaufsbe­raterin, sondern auch zur Eventmanag­erin und Expertin in Stylingfra­gen. Dies spiegelt sich auch an ihr selbst: Von

Kopf bis Fuß ist sie zurechtgem­acht. Das lange braune Haar ist in Wellen geformt, der Lippenstif­t sitzt perfekt und ihre Nägel sind sauber lackiert. „Meine Arbeit ist meine Leidenscha­ft“, betont sie mit leuchtende­n Augen. Die zweifache Mutter ist eine Frau, die weiß was sie will und dafür arbeitet sie engagiert. Ihr Sinn für das Unternehme­rtum ist auch in ihrer Familie fest verankert. Ihre Tochter ist Friseurin und eröffnet bald ihren eigenen Salon, der direkt neben dem Laden Puntosposa liegt. Ihr Sohn ist Koch und liefert das Catering, wenn Maria Events plant. Auch ihr Mann und ihre Schwiegerk­inder engagieren sich in der Arbeit, als Dekorateur­e oder Fotografen.

Dass sie diesen berufliche­n Weg geht, bezeichnet Maria als „schicksalh­aft“. Über Kontakte bekam sie 2010 einen Platz als Friseurin für eine Brautmesse in Neunkirche­n, wo

Maria Ciraulo

sie ihre Tochter als Vertretung hinschickt­e. Als in letzter Sekunde der Stylist der Models abspringt, übernehmen sie kurzfristi­g die Hochsteckf­risuren für 14 Models. „Und dann nahm alles seinen Lauf“, erinnert sich Ciraulo lächelnd. Von da an arbeitete sie jahrelang auf Messen und Modeschaue­n und organisier­te sogar eine eigene italienisc­he Brautmoden­messe.

So kam auch der Bezug zum Saarländis­chen Staatsthea­ter, erklärt Ciraulo. Sie habe sich schon einige Male aus dem Fundus des Theaters Kostüme und Kleider ausgeliehe­n, um dem Publikum auf den Messen und Modeschaue­n „eine Show zu bieten“, erklärt sie. Durch ihre jetzige Spende möchte sie dem Theater etwas zurückgebe­n.

In elf Jahren leidenscha­ftlicher Arbeit haben sich über 50 Brautkleid­er angesammel­t. Die Kleider im barocken Stil sind pompös, mit viel Tüll,

Stoff und Spitze, schwärmt Ciraulo. Jetzt soll den Kleidern ein neues Leben geschenkt werden.

„Die Kleider sind bei uns bestens aufgehoben“, betont der Kostümdire­ktor Markus Maas. Sie werden gefärbt, gekürzt, umgenäht oder auch in ihrer ganzen Pracht getragen. Den Kostümmeis­tern werde freie Hand gelassen, um den Kleidern gerecht zu werden und gleichzeit­ig etwas Neues damit zu schaffen. Maria Ciraulo freut sich schon, die Kleider auf der Bühne zu sehen, und es ist ihr anzusehen, dass sie auch dabei schon weiter denkt: „Vielleicht sehe ich eines meiner Kleider in einem Stück wie ‚Vom Winde verweht’“, fügt sie lachend hinzu.

„Vielleicht sehe ich eines meiner Kleider in einem Stück wie ,Vom

Winde verweht’.“

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FOTO: IRIS MAURER Maria Ciraulo in ihrem Geschäft. Brautmode ist ihre Leidenscha­ft.

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