Saarbruecker Zeitung

Farbleucht­en in der Ärztekamme­r

Barbara Kirsch zeigt neue Arbeiten. Ob die 82-Jährige eine weitere Ausstellun­g angeht, ist noch offen.

- VON BRIGITTE QUACK Produktion dieser Seite: Michael Emmerich Marco Reuther

„Es ist verständli­ch, dass die Vernissage abgesagt wurde, aber schade finde ich es schon.“Barbara Kirsch bedauert, dass die für Mitte März geplante Vernissage ihrer Ausstellun­g „Entdeckung­sreise“in der Ärztekamme­r des Saarlandes nicht wie geplant stattfinde­n konnte. Immerhin: „Die Bilder hängen und sind während der Öffnungsze­iten zu betrachten“, und sie hofft, dass einige Besucher gezielt vorbeigehe­n. Zumal es ihre letzte Ausstellun­g sein könnte: „Der Aufwand ist schon sehr groß“, erzählt sie, und dass sie schließlic­h schon 82 Jahre alt sei. Doch man merkt es ihr nicht an, so vital und flexibel im Geiste wie sie ist. Das liegt wohl auch daran, dass sie sich immer wieder neuen Herausford­erungen stellt – in der Kunst wie im Leben.

30 Jahre war die Mutter zweier Söhne und inzwischen zweifache Großmutter im Schuldiens­t, zuletzt an der Ganztagesg­rundschule Weyersberg in Saarbrücke­n, wo sie mit ihren Schülern bei zahlreiche­n Malwettbew­erben erfolgreic­h war. Zudem leitete sie mehrere Jahre eine Seniorenma­lgruppe, war Dozentin für die Kulturwerk­statt Saarbrücke­n, betreute Kinder-Ferienmalk­urse und hat sich daneben stets weitergebi­ldet. Ihre Entdeckerf­reude lebte sie auf zahlreiche­n Reisen aus, etwa nach Afrika, Nord- und Südamerika und in viele Länder Europas. Voriges Jahr unternahm sie eine „wunderschö­ne Gartenreis­e“nach Südengland. Dass sie auch von Gärten fasziniert ist, zeigt sich nicht zuletzt in ihrem naturnahen, preisgekrö­nten Garten hinter und vor ihrem Haus.

Auch in der Kunst stellte sie sich stets neuen Aufgaben. So hat Barbara Kirsch ihre eigene Malerei im Laufe der Jahre kontinuier­lich weiterentw­ickelt. Obwohl sie eine klassische Ausbildung an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universitä­t in Frankfurt absolviert­e und das Zeichnen-Können als Basis jeder Malerei ansieht, arbeitet sie heute eher unkonventi­onell. Sehr experiment­ierfreudig geht die flotte Seniorin ans Werk, wenn sie ihre poetisch wirkenden Bildwelten erschafft: „Am Anfang stehen meist Strukturen, die ich mit Hilfe von Seidenpapi­er oder ungewöhnli­chen Drucktechn­iken auf den Malgrund aufbringe“, erzählt sie. „Von ihnen lasse ich mich leiten, wenn ich bestimmte Bildpartie­n ausarbeite, Linien

oder Formen hervorhole“.

Mit Pinsel und Zeichensti­ft tritt sie in eine Art Dialog mit dem Bild, das sich immer weiter wie aus einem Urgrund herausbild­et. Bis zu diesen herrlichen, farbdurcht­ränkten Bilduniver­sen, die in den letzten Jahren immer intensiver zu leuchten beginnen. Vielfach lassen sie in der Betrachtun­g eine urtümliche Natur mit knorrigen Bäumen, einen mäandernde­n Bachlauf, Meeresufer oder Bergrücken erkennen oder erahnen. Doch stets sind sie vom Abbildhaft­en weit entfernt und wirken stark visionär. Stimmungen teilen sich mit und verweisen auf eine sehr feinfühlig­e, musisch interessie­rte Frau, die sich nicht nur in der Bildenden Kunst bestens auskennt. Seit vielen Jahren gilt ihre Liebe auch der Musik: Meisterlic­h spielt sie auf Flöte und Klavier und als ausgebilde­te Sängerin war sie 20 Jahre Mitglied im Extrachor des Saarbrücke­r Staatsthea­ters. Kunst, Musik, Natur – das ist wohl in der Tat eine Kombinatio­n, welche die Lebensfreu­de lange zu erhalten vermag.

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FOTO: BRIGITTE QUACK Barbara Kirsch vor einigen ihrer Bilder in der Ärztekamme­r.

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