Gejubelt wird diesmal mit Verspätung
Bei der Auslosung der ersten DFB-Pokal-Hauptrunde am Sonntag stehen viele Teilnehmer aus dem Amateurbereich noch gar nicht fest
(sid/red/dpa) Wenn DFB-Präsident Fritz Keller an diesem Sonntag (18.30 Uhr/ARD) in Köln höchstselbst in den Lostopf greift, werden Jubelbilder aus Vereinskneipen eine Seltenheit sein. Denn längst hat die Corona-Pandemie auch den DFB-Vereinspokal voll erwischt, volle Clubheime wären dazu sowieso nicht erlaubt. Anders als zuletzt im Deutschen Fußball-Museum sind im Studio der ARD-Sportschau in Köln keine Zuschauer
des Saarlandpokals, hier müssen noch ab Mitte August die Viertelfinals, Halbfinals und das Endspiel ausgetragen werden.
Mit dem 1. FC Saarbrücken sorgte der Vertreter des Saarlands in der abgelaufenen Saison im Pokal für viel Furore. Als erster Viertligist erreichte der FCS nach Siegen gegen die Zweitligisten Jahn Regensburg (erste Runde) und Karlsruher SC (Achtelfinale) sowie gegen die Bundesligisten 1. FC Köln (zweite Runde) und Fortuna Düsseldorf (Viertelfinale) das Halbfinale. Saarbrücken war in aller Munde, im Semifinale war dann Bundesligist Bayer Leverkusen im leeren Hermann-Neuberger-Stadion eine Nummer zu groß.
Zurück zur nächsten Pokalsaison: Mit der Auslosung sieben Wochen vor der ersten Hauptrunde vom 11. bis 14. September will der DFB den Vereinen mit Heimrecht mehr Zeit einräumen, um auch in Coronazeiten ein kleines Fußballfest mit einem großen Gegner zu feiern – möglichst auch mit Zuschauern. Denn ohne Fans, so viel scheint klar, werden Pokalüberraschungen oder gar Sensationen äußerst unwahrscheinlich. Das musste auch der FCS gegen Leverkusen erleben.
Die Amateurclubs müssen intensiv planen, sie brauchen ein Hygienekonzept und ein Stadion, wo dieses auch umgesetzt werden kann. Die Terminnot hat zu höchst unterschiedlichen Wegen Richtung Hauptrunde geführt. In Sachsen-Anhalt wurde der 1. FC Magdeburg nach dem Abbruch des Landespokals zum Sieger erklärt. In manchen Landesverbänden müssen noch Viertel- und Halbfinals gespielt werden. Bayern meldete laut aktuellem Tabellenstand den zweitplatzierten FC Schweinfurt, die Regionalliga soll indes im September noch zu Ende gespielt werden.
Nur noch ältere Fußball-Begeisterte werden sich an eine ähnlich rudimentäre Auslosung erinnern können. Zwischen 1975 und 1986 überwachte Walter Baresel als DFB-Spielausschussvorsitzender die ordnungsgemäße Ziehung. In Zeiten mit kalten Wintern und ohne Rasenheizung waren Spielausfälle auch im Pokal regelmäßig an der Tagesordnung. Diesmal ist die zweite DFB-Pokalrunde für den 22. und 23. Dezember vorgesehen.
„Siiieeeger auuuuus“– die hanseatisch gedehnten Vokale des norddeutschen Funktionärs beim Verlesen der noch unvollständigen Paarungen erlangten seinerzeit Kultstatus beim TV-Publikum. Diesmal jedoch werden den Losen Zettelchen mit profanen Zuordnungen wie beispielsweise „Landespokalsieger Bremen“entnommen.
Weniger Funktionärs-Heiterkeit löste der Verzicht von Zweitliga-Aufsteiger Eintracht Braunschweig auf weitere Spiele im Landespokal aus. Der deutsche Ex-Meister ist durch den Aufstieg automatisch für Runde eins qualifiziert. Was beim Niedersächsischen Fußball-Verband nicht etwa Erleichterung auslöste, eine Partie vom dicht gedrängten Nachholtermin streichen zu können, sondern eine Sanktion nach sich ziehen wird. NFV-Präsident Günter Distelrath: „Natürlich wird das auch sportrechtliche Konsequenzen haben.“