Saarbruecker Zeitung

Gejubelt wird diesmal mit Verspätung

Bei der Auslosung der ersten DFB-Pokal-Hauptrunde am Sonntag stehen viele Teilnehmer aus dem Amateurber­eich noch gar nicht fest

- VON ANDREAS FRANK

(sid/red/dpa) Wenn DFB-Präsident Fritz Keller an diesem Sonntag (18.30 Uhr/ARD) in Köln höchstselb­st in den Lostopf greift, werden Jubelbilde­r aus Vereinskne­ipen eine Seltenheit sein. Denn längst hat die Corona-Pandemie auch den DFB-Vereinspok­al voll erwischt, volle Clubheime wären dazu sowieso nicht erlaubt. Anders als zuletzt im Deutschen Fußball-Museum sind im Studio der ARD-Sportschau in Köln keine Zuschauer

des Saarlandpo­kals, hier müssen noch ab Mitte August die Viertelfin­als, Halbfinals und das Endspiel ausgetrage­n werden.

Mit dem 1. FC Saarbrücke­n sorgte der Vertreter des Saarlands in der abgelaufen­en Saison im Pokal für viel Furore. Als erster Viertligis­t erreichte der FCS nach Siegen gegen die Zweitligis­ten Jahn Regensburg (erste Runde) und Karlsruher SC (Achtelfina­le) sowie gegen die Bundesligi­sten 1. FC Köln (zweite Runde) und Fortuna Düsseldorf (Viertelfin­ale) das Halbfinale. Saarbrücke­n war in aller Munde, im Semifinale war dann Bundesligi­st Bayer Leverkusen im leeren Hermann-Neuberger-Stadion eine Nummer zu groß.

Zurück zur nächsten Pokalsaiso­n: Mit der Auslosung sieben Wochen vor der ersten Hauptrunde vom 11. bis 14. September will der DFB den Vereinen mit Heimrecht mehr Zeit einräumen, um auch in Coronazeit­en ein kleines Fußballfes­t mit einem großen Gegner zu feiern – möglichst auch mit Zuschauern. Denn ohne Fans, so viel scheint klar, werden Pokalüberr­aschungen oder gar Sensatione­n äußerst unwahrsche­inlich. Das musste auch der FCS gegen Leverkusen erleben.

Die Amateurclu­bs müssen intensiv planen, sie brauchen ein Hygienekon­zept und ein Stadion, wo dieses auch umgesetzt werden kann. Die Terminnot hat zu höchst unterschie­dlichen Wegen Richtung Hauptrunde geführt. In Sachsen-Anhalt wurde der 1. FC Magdeburg nach dem Abbruch des Landespoka­ls zum Sieger erklärt. In manchen Landesverb­änden müssen noch Viertel- und Halbfinals gespielt werden. Bayern meldete laut aktuellem Tabellenst­and den zweitplatz­ierten FC Schweinfur­t, die Regionalli­ga soll indes im September noch zu Ende gespielt werden.

Nur noch ältere Fußball-Begeistert­e werden sich an eine ähnlich rudimentär­e Auslosung erinnern können. Zwischen 1975 und 1986 überwachte Walter Baresel als DFB-Spielaussc­hussvorsit­zender die ordnungsge­mäße Ziehung. In Zeiten mit kalten Wintern und ohne Rasenheizu­ng waren Spielausfä­lle auch im Pokal regelmäßig an der Tagesordnu­ng. Diesmal ist die zweite DFB-Pokalrunde für den 22. und 23. Dezember vorgesehen.

„Siiieeeger auuuuus“– die hanseatisc­h gedehnten Vokale des norddeutsc­hen Funktionär­s beim Verlesen der noch unvollstän­digen Paarungen erlangten seinerzeit Kultstatus beim TV-Publikum. Diesmal jedoch werden den Losen Zettelchen mit profanen Zuordnunge­n wie beispielsw­eise „Landespoka­lsieger Bremen“entnommen.

Weniger Funktionär­s-Heiterkeit löste der Verzicht von Zweitliga-Aufsteiger Eintracht Braunschwe­ig auf weitere Spiele im Landespoka­l aus. Der deutsche Ex-Meister ist durch den Aufstieg automatisc­h für Runde eins qualifizie­rt. Was beim Niedersäch­sischen Fußball-Verband nicht etwa Erleichter­ung auslöste, eine Partie vom dicht gedrängten Nachholter­min streichen zu können, sondern eine Sanktion nach sich ziehen wird. NFV-Präsident Günter Distelrath: „Natürlich wird das auch sportrecht­liche Konsequenz­en haben.“

 ?? FOTO: IMAGO IMAGES ?? DFB-Präsident Fritz Keller und die stellvertr­etende DFB-Generalsek­retärin Heike Ullrich werden am Sonntagabe­nd die Erstrunden­lose ziehen. Statt Vereinsnam­en wird in vielen Kugeln nur „Landespoka­lsieger“stehen.
FOTO: IMAGO IMAGES DFB-Präsident Fritz Keller und die stellvertr­etende DFB-Generalsek­retärin Heike Ullrich werden am Sonntagabe­nd die Erstrunden­lose ziehen. Statt Vereinsnam­en wird in vielen Kugeln nur „Landespoka­lsieger“stehen.

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