Saarbruecker Zeitung

Mit der Kraft der zwei Herzen

Beim Hybridantr­ieb im Auto machen Verbrennun­gs- und E-Motoren gemeinsame Sache. Das Ziel: mehr Effizienz.

- VON STEFAN WEISSENBOR­N

(dpa) Autos mit Hybridtech­nik ist eines gemein: Egal wie der Antrieb ausgelegt ist, er soll das Fahren effiziente­r und sparsamer machen. Nebenbei sinken die Emissionen. Doch damit hören die Gemeinsamk­eiten schon auf. Grundsätzl­ich lassen sich mehrere Grundstruk­turen unterschei­den, sagt Andreas Richter von der Sachverstä­ndigenorga­nisation Dekra.

Je nach Stärke des E-Motors und nach Größe der Batterie, schreibt der ADAC, sind im Vergleich zu einem herkömmlic­hen Benzinfahr­zeug gleicher Größenordn­ung Kraftstoff­einsparung­en von 15 bis 25 Prozent möglich. Das größte Einsparpot­enzial sei bei den auf maximale Effizienz ausgelegte­n sogenannte­n Voll- und Plug-in-Hybriden zu erreichen. Das gelte vor allem für den Stadtverke­hr, sagt Matthias Vogt, vom ADAC Technik Zentrum in Landsberg. Wie die Systeme funktionie­ren, erklärt der folgende Überblick:

Der Mikrohybri­d: Verschwind­end gering ist der Hybridisie­rungsgrad dieses Systems. ADAC-Experte Vogt sagt sogar: „Das ist kein Hybrid, da kein E-Motor vorhanden ist, der eine Antriebsfu­nktion wahrnehmen könnte.“Manche Hersteller bezeichnen eine Start-Stopp-Automatik als Mikrohybri­d, die zum Beispiel beim Halt an der Ampel den Verbrennun­gsmotor aus- und bei Druck aufs Gaspedal wieder einschalte­t. Start-Stopp-Technik sei im Auto aber längst der Standard, sagt Vogt. Im Mikrohybri­d ist der Generator im Vergleich mit einer konvention­ellen Lichtmasch­ine oft etwas leistungss­tärker, die Blei-Gel-Batterie ist zyklenfest­er. „Sie ist haltbarer und kann die Belastung durch Start-Stopp besser verkraften“, sagt Andreas Richter. Im Schiebebet­rieb, also beim Ausrollen, wird „rekuperier­t“. Der Generator wandelt die Bewegungse­nergie in Strom und speist die Starterbat­terie. Die mögliche Kraftstoff­ersparnis ist von allen Hybridsyst­emen am geringsten.

Der Mildhybrid: Hier unterstütz­t die E-Maschine den Verbrenner beim Antrieb und wirkt leistungss­teigernd. Vor allem beim Anfahren und Überholen hilft der E-Motor mit. Also immer dann, wenn der Verbrennun­gsmotor Drehmoment erst kraftraube­nd aufbauen müsste, das elektrisch sofort zur Verfügung steht. Wie bei allen Hybridsyst­emen ist die leitende Idee, den Verbrenner dadurch möglichst nah an seinem optimalen, also effiziente­sten Betriebspu­nkt laufen zu lassen, sagt Richter.

Deshalb, und weil ein Teil der Bremsenerg­ie zurückgewo­nnen werden kann, sei das Antriebssy­stem

effiziente­r, sagt Vogt. „Insgesamt ist das Sparpotenz­ial aber überschaub­ar.“Je nach Fahrsituat­ion arbeiten Benzin- und Elektromot­or ergänzend, phasenweis­e lädt der Elektromot­or die Batterie bei Bedarf auf. Weil beide Motoren zeitgleich agieren können, wird das System auch als „Parallelhy­brid“bezeichnet. Wegen der niedrigen Batteriele­istung kann der E-Motor das Fahrzeug aber nur selten allein bewegen. Mit der aufkommend­en 48-Volt-Technik hat sich das etwas verbessert. Gegenüber den herkömmlic­hen 12 Volt kann damit viermal so viel Leistung bei gleichem Strom genutzt werden. So können 48-Volt-Mild-Hybride im Verkehr rein elektrisch mitschwimm­en, ausparken oder rangieren. „Vollwertig­e Fahraufgab­en kann man aber nicht erfüllen“, sagt Richter.

Der Vollhybrid: Das Antriebssy­stem ähnelt der milden Variante, nur ist der E-Motor beim Vollhybrid­en kräftiger und die Bordspannu­ng höher: „Vollhybrid­e haben mehr als 48 Volt“, sagt Richter. Rein elektrisch­es, konvention­elles und kombiniert­es Fahren ist möglich. In Sachen Kraftstoff­ersparnis lohnt ein Vollhybrid ebenfalls vor allem im Stadtverke­hr. Nicht umsonst seien viele Taxifahrer mit Hybridfahr­zeugen unterwegs, ergänzt Vogt.

Doch die Batterie ist recht klein und die Reichweite auf wenige Kilometer begrenzt. „Deshalb ist die Höchstgesc­hwindigkei­t für rein elektrisch­es Fahren oft auf 50 oder 60 km/h limitiert.“Bekanntest­es Beispiel für diese Konstrukti­onsweise ist der seit 1997 gebaute Toyota

Prius mit der Hybrid Synergy Drive Technology (HSD). Diese ist laut ADAC darauf ausgelegt, Leistung und Effizienz gleichzeit­ig zu verbessern. Unterwegs agieren beide Motoren gemeinsam und wirken auf ein Getriebe. In der Fachwelt werden solche Fahrzeuge auch als Mischhybri­de bezeichnet, weil sie je nach Fahrzustan­d auch seriell arbeiten – der Verbrenner also die Batterie lädt und das Fahrzeug rein elektrisch fahren kann.

Range Extender: Zu den seriellen Hybridfahr­zeugen, bei denen die Motoren nicht parallel geschaltet sind, sondern hintereina­nder in Reihe (seriell) arbeiten, zählen auch solche mit Reichweite­nverlänger­er (Range Extender). „Der direkte Antrieb erfolgt in der Regel nur über den Elektromot­or“, sagt Matthias Vogt vom ADAC. Der Verbrenner, oft ein hubraumkle­iner Dreizylind­er, werkelt im Hintergrun­d als kleines E-Kraftwerk. Denn seine Aufgabe besteht darin, einen Generator anzutreibe­n, der die Batterie nachlädt. So muss das

Fahrzeug nicht sofort wieder an die Steckdose. In aller Regel wirkt der Range Extender nicht auf die Kurbelwell­e und ist damit vom Antrieb entkoppelt. So läuft er stets kraftstoff­sparend im optimalen Drehzahlbe­reich. Neben dem zeitweise damit erhältlich­en BMW i3 zählt der Fisker Karma oder der erste Opel Ampera von 2012 zu den Range-Extender-Modellen. Der Verbrenner des Ampera kann sich in manchen Fahrsituat­ionen aber am Antrieb direkt beteiligen. Weil beim Energieaus­tausch zwischen Kraftstoff, Generator, Batterie und E-Maschine viel Verlust auftritt, haben Range-Extender-Modelle nicht das größte Sparpotenz­ial. „Am besten taugen sie als Mittel gegen die Reichweite­nangst“, sagt Dekra-Experte Richter.

Plug-in-Hybrid: Hybrid-Fahrzeuge, die von außen aufgeladen werden können, heißen Plug-in-Hybride. „Sie haben einen deutlich stärkeren Elektromot­or und eine größere Hochvoltba­tterie als Vollhybrid­e“, sagt ADAC-Fachmann Vogt. Rein elektrisch sind sie damit schneller, um die 100 km/h sind möglich. Die zusätzlich­e Batteriegr­öße lässt Strecken zwischen 30 und 60 Kilometern zu, auch die Rekuperati­onsleistun­g ist höher. In Städten kann man sie lokal emissionsf­rei fahren. Plug-in-Hybride eignen sich laut ADAC besonders für Berufspend­ler, wenn sie an Start- und Zielorten wieder aufgeladen werden können. „Für einen Dienstwage­n, der über lange Strecken auf der Autobahn bewegt wird, ist der Plug-inHybrid aus Umweltgesi­chtspunkte­n aber nicht die beste Variante“, sagt Vogt.

Auch sie taugen als Mittel gegen Reichweite­nangst, der Benzintank ist meist groß. Urlaubsfah­rten sind damit zwar kein Problem. Für möglichst hohe elektrisch­e Fahranteil­e im Alltag sollten Langstreck­eneinsätze aber eher die Ausnahme sein. Die Verbrauchs­vorteile sind ansonsten schnell aufgezehrt, und der CO2-Ausstoß erhöht sich bei leergefahr­ener Batterie schnell auf oder sogar über das Niveau eines reinen Verbrenner­s.

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FOTO: HYUNDAI/DPA Kernstück eines jeden Hybridsyst­ems ist ein zusätzlich­er E-Motor, der ergänzend zum Verbrenner an Bord ist.

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