Zusammenhang diskutieren
Die Themen Gewalt gegen Polizisten, von Polizisten, rechtsextreme Netzwerke bei Polizei und Bundeswehr sollten im Zusammenhang diskutiert werden. Polizist zu sein, heißt auch, mit eigenen Widersprüchen zu leben. Ich frage mich, wie sich ein Polizist fühlt, der Atomkraftgegner ist und bei Demos gegen Atomkraft eingesetzt wird, oder ein Soldat, der in Kriegseinsätze entsandt wird, die nicht seiner Überzeugung entsprechen. Polizei und Militär werden in Diktaturen und Demokratien zur Durchsetzung politischer und wirtschaftlicher Interessen auch missbraucht und müssen für politische Fehlentwicklungen den Kopf hinhalten. So äußern sich der Frust der Polizei einerseits und der Frust gesellschaftlicher Gruppen gegen den Staat andererseits immer häufiger in Übergriffen. Polizisten machen Erfahrungen mit unterschiedlichen Gruppierungen, auch mit Migranten, die die Vorstellungskraft der politisch Verantwortlichen überfordern. Dass sich diese Erfahrungen in der täglichen Arbeit niederschlagen, ist zumindest nachvollziehbar. Immer häufiger finden sich Polizisten bei Kontrollen und Auseinandersetzungen auch mit Migranten in bedrohlichen Situationen. Wenn es normal wird, dass Polizisten, gleich von wem, als „Rassisten“oder „Nazis“gescholten werden, ist das eine gefährliche Entwicklung, die dazu führen kann, dass Polizisten ihre Aufgabe nicht mehr wahrnehmen aus Angst vor körperlichen Übergriffen. Drohschreiben gegen Migranten oder Menschen, die sich für Integration und Verständigung einsetzen, sind ebenso inakzeptabel. Als ich 1968 als Freiwilliger zur Bundeswehr ging, wurden wir Rekruten hin und wieder von rechtslastigen Vorgesetzten kommandiert. Damals hat kein Hahn danach gekräht. Wir sollten nicht vergessen, dass am Aufbau von Polizei und Militär nach 1945 auch altgediente Nationalsozialisten beteiligt waren, was bis heute Nachwirkungen hat.