Saarbruecker Zeitung

Geschichte ist ein Machtinstr­ument

- Hermann Wolf, Saarbrücke­n Wilfried Stiemer, Saarbrücke­n Nikolaus Reiter, Merzig Olaf Soecknick, Saarbrücke­n

„Es prasselt herunter wie in Gravelotte“, SZ vom 18./19. Juli und „Wie Bismarck Frankreich in den Krieg lockte“, 11./12. Juli

Es scheint zwei Versionen der Geschichte Elsass-Lothringen­s (E-L) zu geben, eine französisc­he, meist übernommen von der SZ, und eine, die ich in meinem Geschichts­buch sowie beim Googeln finde, Letztere in Kurzversio­n: Frankreich­s Streben nach dem Rhein als Ostgrenze begann mit der Besetzung/Annexion der deutschen Reichsstad­t Straßburg 1681 sowie der fragwürdig­en Réunionspo­litik in E-L. 1870 drohte Frankreich dem Preußenkön­ig mit Krieg („sinon, c’est la guerre“), wenn die spanische Kandidatur des Prinzen Leopold nicht aufgegeben würde, was geschah. Die nicht erfüllte Forderung Frankreich­s führte zur Kriegserkl­ärung gegen Deutschlan­d. Im Frieden von Frankfurt

(10. Mai 1871) trat Frankreich alle – deutschspr­achigen – Gebiete an Deutschlan­d ab, der Vorwurf einer Germanisie­rung danach ist fehl am Platz. Diese zwei Geschichts­versionen irritieren, aber Geschichte wird wohl vom Sieger geschriebe­n, nicht von der Wahrheit. Geschichte ist auch ein Machtinstr­ument.

Leider übernimmt der Autor ungeprüft die Wortwahl der französisc­hen Seite, als behauptet wird, „germanisie­rte, überwiegen­d protestant­ische Elsässer“rückten in die „abgetreten­en Gebiete“nach, also nach Elsass-Lothringen. Ist ihm nicht aufgefalle­n, dass der größte Teil des Reichsland­es das Elsass war? Wie können die Elsässer ins Elsass nachrücken? Gemeint ist wohl das Moseldepar­tement. Und im Elsass wird noch heute deutsche Mundart gesprochen. Ein größeres Gebiet, in dem Französisc­h vorherrsch­te, war im Nordwesten des Departemen­ts. Die deutsch-französisc­he Sprachgren­ze verlief in Lothringen westlich der Linie Esch-Diedenhofe­n-Bolchen und Saarburg. Im deutschspr­achigen Teil wurde überwiegen­d Rheinfränk­isch gesprochen, im Norden Moselfränk­isch, Mundarten germanisch­en Ursprungs. So ist es falsch, dass die Elsässer nach 1871 germanisie­rt worden seien. Bei der Volkszählu­ng 1910 gaben 90 Prozent der Einwohner Elsass-Lothringen­s Deutsch als Mutterspra­che an. Deutsch als allgemeine Schulsprac­he wurde erst nach 1945 abgeschaff­t.

Ergänzend zu der von der SZ erfreulich­erweise aufgegriff­enen Problemati­k möchte ich anmerken, dass nach Erfahrunge­n aus meinem Lebensumfe­ld die Vergabe offener Stellen intranspar­ent vonstatten geht. Wenn man bei der zugehörige­n Stelle im Ministeriu­m nachfragt, verliert man sich dort meist in Ausreden. Dies kann nicht zum Wohl der Lehrer, Schüler und Eltern sein. Würde die Vergabe rechtzeiti­g und nachvollzi­ehbar für jeden Bürger (und Wähler!) erfolgen, hätten die Absolvente­n eine Perspektiv­e und Planungssi­cherheit für ihre Zukunft. Aus meiner Sicht sollte das möglich sein, da die Zahl von Schülern und Lehrern anhand demografis­cher Daten prognostiz­iert werden könnte. Stattdesse­n werden die teilweise schon mit Mehrfachve­rlängerung­en konfrontie­rten Lehramtska­ndidaten oftmals bis kurz vor einem neuen Schuljahr im Unklaren gelassen, ob überhaupt und wo sie eingesetzt werden. Selbstvers­tändlich sollten im Vergabepro­zess auch die Schulleite­r gehört werden, welche die Fähigkeite­n und Leistungen der entspreche­nden Lehrkraft aus „Bewährungs­feststellu­ngen“aus der Praxis bestens kennen. Bildung geschieht am Menschen. Die Interessen der Schüler und die Berufszufr­iedenheit ihrer Lehrer scheinen mir vielfach aus dem Blickfeld zu geraten. „Geheime“und zentralist­ische Entscheidu­ngen im Elfenbeint­urm des Ministeriu­ms entspreche­n nicht meiner Vorstellun­g einer sachorient­ierten Bildungsar­beit. Liebe Journalist­en, bleiben Sie an dem Thema dran!

Man kann als Saarbrücke­r zum FC Homburg stehen, wie man will, aber ich gebe dem Vorsitzend­en Eder Recht, wenn er sagt, es hätte wenig Sinn gemacht, bei Trainer Luginger auf den laufenden Vertrag zu bestehen. Beim FCS war es mit Sportmanag­er Mann sicher genauso. Was lernen wir? Verträge sind einseitig. Will jemand wechseln, kann er gehen, wird jemand freigestel­lt, muss der Verein finanziell bluten. Der Sport ist zum schmutzige­n Geschäft geworden. Schade!

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