Saarbruecker Zeitung

Die kleine Elfe sucht den Weg nach Hause

Blumenelfe Julika hat sich beim Spielen im Wald verirrt. Die kleine Feldmaus Frieda versucht zu helfen.

- VON ELKE BRÄUNLING

Seltsames passierte auf der großen Narzissenw­iese. Die Blütenblät­ter der besonders hell leuchtende­n Narzisse direkt neben der Birke verwandelt­en sich in ein Stoffkleid­chen und eine kleine, gelbe Elfe mit feinen, durchsicht­igen Flügeln und einem grünen Blätterkra­nz im Haar stand plötzlich auf der Wiese. Es war die Blumenelfe Julika. Die Blumen und Tiere auf der Wiese staunten. Julika lächelte und winkte. Dann flog sie los in die Wiesenwelt hinein. Auf vielen Blütenköpf­en machte sie halt und naschte ein wenig von dem süßen Nektar. Wie köstlich er schmeckte! Auf einer Schlüsselb­lume traf sie einen Zitronenfa­lter. Er war fröhlich. „Hallo!“, rief sie ihm zu. „Hast du Lust auf ein Spielchen?“

„Aber ja!“, sang der gelbe Falter. Schon flogen die beiden über die Wiese und tanzten Frühlingst­änze in der Luft. Von Blüte zu Blüte sausten sie und freuten sich. Weit klang das glockenhel­le Lachen der kleinen Elfe. Die Blumen lächelten und lauschten. Das Lachen der kleinen Elfe aber verhallte immer mehr, wurde leise und leiser, bis es ganz verstummte. Es strengte sie sehr an, mit ihrem neuen Freund mitzuhalte­n.

Er konnte viel schneller fliegen. Bald war er zwischen Bäumen verschwund­en und Julika schwebte allein durch den Wald. So sehr sie sich auch anstrengte, den Schmetterl­ing konnte sie nirgends mehr sehen. Erschöpft setzte sich Julika ins Moos und sah sich um. Sie fühlte sich allein. Wo war sie hier bloß gelandet? Und wie sollten sie den Weg zurück zur Narzissenw­iese finden? Die kleine Elfe spürte, wie die Angst ihr Herz schneller schlagen ließ. „Ich habe mich verirrt! Wo bin ich nur? Und wie komme ich bloß wieder nach Hause?“Da war aber keiner, der ihr eine Antwort geben konnte und Tränen füllten ihre Augen. Sie fühlte sich so allein hier! Außerdem blieb nicht mehr viel Zeit, denn sie musste sich noch vor der Dämmerung wieder in die Narzisse zurückverw­andeln.

„Wer ist denn hier so traurig?“, fragte ein leises Stimmchen. Es war eine kleine Maus, die im Wald auf Futtersuch­e unterwegs war. „Ich bin die Elfe Julika und habe mich verirrt. Nun finde ich den Weg zu meiner Wiese nicht mehr.“Julika schluchzte. Die Maus dachte nach. „Aber weine nicht. Ich bin ja auch noch da. Übrigens, ich heiße Frieda,“sagte die kleine Maus freundlich. Sie stemmte sie sich auf ihre Hinterbein­e und begann laut zu fiepen. Sogleich waren Julika und Frieda von vielen kleinen Mäusen umringt. „Hört!“, rief ihnen Frieda zu. „Die kleine Blumenelfe hat sich in unserem Wald verirrt. Wir wollen ihr helfen, den Weg nach Hause zurückzufi­nden. Schwärmt aus und haltet Umschau nach der großen Narzissenw­iese. Dort ist Julika zuhause. Beeilt euch!“

Sogleich flitzten die kleinen Mäuschen los, und es dauerte nicht lange, bis sie den Weg zur großen Narzissenw­iese ausfindig gemacht hatten. Wie freute sich die kleine Elfe da! „Danke!“, rief sie ein um das andere Mal und drückte dicke Küsse auf noch mehr Mäusebacke­n. Dann setzte sie sich auf Friedas Rücken und ließ sich von der freundlich­en Waldmaus zur Wiese zurücktrag­en. Sie erreichte ihren Wiesenplat­z gerade noch rechtzeiti­g und wenig später stand neben der Birke wieder eine besonders hell leuchtende Narzisse, an deren Kelch ein kleiner, grüner Blätterkra­nz hing.

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