Die pittoreske Studentenstadt am Neckar
Tübingen ist im In- und Ausland für seine Universität bekannt, hat aber Besuchern weit mehr als Bildung zu bieten.
Die Neckarmauer am Rande der Tübinger Altstadt ist nicht nur ein wunderschönes Fotomotiv, sondern auch ein beliebter Treffpunkt. Sowohl bei Einheimischen als auch bei Touristen. Denn wer es sich auf dem Mauerwerk gemütlich macht, hat alles im Blick, was die etwa 40 Kilometer südlich von Stuttgart liegende Studentenstadt zu bieten hat.
Während die Füße über der Mauer baumeln, lässt sich entspannt das Treiben auf dem Neckar beobachten. Dort drängen sich im Sommer etliche Tretboote und sogenannte Stocherkähne – Flachboote, die ein wenig an die venezianischen Gondeln erinnern und mithilfe einer langen Stange fortbewegt werden.
Lange Zeit war das Fahren auf den Kähnen Studenten vorbehalten, seit rund 30 Jahren bietet der Tübinger Bürger- und Verkehrsverein aber auch öffentliche Touren an. Eine Fahrt kostet zwölf Euro pro Person und dauert etwa eine Stunde.
Jedes Jahr findet rund um die Neckarinsel das traditionelle Stocherkahnrennen statt, das über zehntausend Besucher anzieht. Etwa 60 Mannschaften nehmen an dem Rennen teil, wobei ein Team aus jeweils acht Teilnehmern besteht. Einer stochert, sechs beschleunigen den Kahn mit ihren Händen und einer ist die „Bugsau“, die andere Kähne wegschiebt, damit das eigene Boot schneller vorankommt.
Die Gewinner des Rennens erhalten ein Fass Bier, die Verlierer müssen jeweils einen halben Liter Lebertran trinken.
Auf der anderen Seite der Neckarmauer reihen sich die Fachwerkhäuser aneinander. Schief, krumm und bunt. Hinter dieser Häuserfront verbirgt sich das Herz der Stadt: der Tübinger Marktplatz. Um dorthin zu gelangen, müssen Besucher einfach den schmalen, gepflasterten Gassen folgen, die sich durch die gesamte Altstadt ziehen. Entlang des hügeligen Weges bieten sich mehrere Cafés für eine kurze Verschnaufpause an.
Ein besonderes Erlebnis ist der Besuch des Cafés Binder. Das Kaffeehaus ist urgemütlich, hat eine schöne wenn auch winzige Terrasse und die Bedienung serviert Frühstück und Kaffee noch ganz nach alter Schule in weißer langer Schürze.
Außerdem gilt der Kuchen als der beste der Stadt.
Gut gestärkt geht’s nun weiter in Richtung Marktplatz. Dort angekommen sticht sofort das zweitbeliebteste Fotomotiv der Stadt ins Auge: das knapp 600 Jahre alte Rathaus, das Besucher vor allem mit seiner bunten Fassade beeindruckt. Mit etwas Glück findet auf dem Platz gerade der umbrisch-provenzalische Markt statt. Oder das internationale
Tübingen
BADEN-WÜRTTEMBERG Schokoladenfestival „chocolART“. Veranstaltungen, für die Tübingen weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt ist. Aber auch der Wochenmarkt, auf dem Bauern aus der Region jeden Montag, Mittwoch, Freitag und Samstag ihre Produkte verkaufen, ist einen Besuch wert.
Sobald die Glocken der Stiftskirche St. Georg zwölfmal läuten, ist es Zeit, im nahegelegenen Restaurant
Mauganeschtle einzukehren, wo schwäbische Spezialitäten wie Kässpätzle mit Butterzwiebeln, Maultaschen mit Rinderkraftbrühe und Kartoffelsalat und „Zwiebelrostbroada“mit Lembergersoße auf der Karte stehen. Beim Essen schauen die Gäste direkt auf das Schloss Hohentübingen, das das Museum der Universität Tübingen beherbergt. Außerdem haben Besucher von dort aus den besten Blick auf das 90 000-Einwohner-Städtchen und seine Umgebung.
Beispielsweise ist in der Ferne, mitten im Grünen, der Schwärzlocher Hof zu sehen. Wem nach dem deftigen Mittagessen nach Bewegung ist, der kann den Weg vom Mauganeschtle zu dem Hof im Tübinger Umland in etwa einer halben Stunde zu Fuß zurücklegen. Während Erwachsene im Biergarten der Gaststätte eine kühle Mostbowle zu sich nehmen können und den Ausblick auf das Ammertal genießen, können sich Kinder auf dem Spielplatz auszutoben oder sich die Tiere anzuschauen: neben Pferden und Kühen leben auch Gänse und mehrere Pfauen auf dem idyllischen Bauernhof.
Zurück in der Stadt klingt der Abend am besten bei einem Glas Wein im Tübinger Altstadt-Besen ausklingen. Wer im stets gut besuchten Besen keinen Platz mehr bekommen sollte, der kann sich in einer der Kneipen der Stadt ein Bier oder einen Cocktail zum Mitnehmen kaufen und die Abendstunden am schönsten Ort der Stadt verbringen: auf der Neckarmauer.