Maskenpflicht sorgt für Stress in Saarbrücker Bussen
Drei Monate nach der Einführung ist die Pflicht, einen Mund-Nase-Schutz zu tragen, nach wie vor nur mühsam durchzusetzen. Ein schwerer Zwischenfall mit Regelbrechern in Saarbrücken liegt erst ein paar Tage zurück.
Die Aufforderungen des Fahrers verhallten am Donnerstag gegen 14 Uhr ungehört. Er wollte nicht hinnehmen, dass sich acht junge Leute in seinem Gelenkbus über die Maskenpflicht hinwegsetzen. Hinzu kam, dass kein Mitglied dieser Gruppe einen gültigen Fahrschein hatte, wie Saarbahn-Geschäftsführer Peter Edlinger am Dienstag auf SZ-Anfrage mitteilte. Nachdem die Durchsagen des Fahrers nichts bewirkt hatten, mussten die acht aussteigen. Für Edlinger war das die einzig richtige Entscheidung: „Wir übten unser Hausrecht aus.“
Zu Ende war die unerfreuliche Begegnung damit nicht. Ein Mitglied der Gruppe griff sich draußen eine Geh-Hilfe und schlug auf eine Seitenscheibe des Busses ein. Splitter drangen in die Unterarme eines 82 Jahre alten Fahrgastes ein.
Die jungen Leute liefen davon. Nicht alle entkamen der inzwischen alarmierten Polizei. Jetzt läuft ein Ermittlungsverfahren wegen gefährlicher Körperverletzung und Sachbeschädigung
(die SZ berichtete).
Das war der bisher schwerste Zwischenfall in einem Fahrzeug der Saarbahn GmbH nach einem Verstoß gegen die am 27. April im Zuge der Anti-Corona-Maßnahmen eingeführte Maskenpflicht.
Ärger mit uneinsichtigen Fahrgästen in den Bussen und Straßenbahnen des Unternehmens gab es dagegen schon, wie Saarbahn-Chef Edlinger weiter mitteilt. „Vereinzelt kam es zu Pöbeleien, wenn unser Personal auf die Maskenpflicht hinwies.“
Dabei kann sich niemand auf Unwissenheit berufen, wenn er in einem Fahrzeug der Saarbahn GmbH unterwegs ist. Das größte saarländische Verkehrsunternehmen lässt in seinen Bussen und Bahnen Durchsagen laufen. Aufkleber und Poster weisen zusätzlich auf die Maskenpflicht hin. Dabei sollte sie gut drei Monate nach der Einführung mittlerweile eine Selbstverständlichkeit sein, meint Edlinger.
Außerdem seien Kontrolleurinnen und Kontrolleure ebenso wie das Fahrpersonal angehalten, die Kundinnen und Kunden auf die Tragepflicht hinzuweisen. Genau das tat ja auch der Fahrer am vergangenen Donnerstag. Er erholt sich inzwischen von dem Schock.
Und was empfiehlt der Saarbahn-Chef Fahrgästen, sollten sie in ihrer Umgebung einen Verstoß gegen die Maskenpflicht bemerken? Edlinger: „Die meisten Fahrgäste, die angesprochen werden, reagieren einsichtig. Aber auf jeden Fall empfehlen wir, Konfrontationen zu vermeiden.“
„Je nachlässiger wir beim Einhalten der Corona-Schutzmaßnahmen sind, desto mehr Personen werden sich infizieren.“Peter Edlinger Geschäftsführer der Saarbahn
„Wir sind noch nicht über diese Pandemie hinweg.“Thorsten Gundacker-Dollak Geschäftsführer der Völklinger Verkehrsbetriebe, über die Notwendigkeit, die Maskenpflicht einzuhalten
Dabei liegt der Nutzen der Masken aus Sicht des Saarbahn-Chefs ebenso auf der Hand wie die Folgen massenhafter Regelverstöße. „Je nachlässiger wir beim Einhalten der Corona-Schutzmaßnahmen sind, desto mehr Personen werden sich infizieren. Deshalb appellieren wir an die Vernunft unserer Fahrgäste. Bitte tragen Sie zum Wohle aller eine Mund-Nasen-Bedeckung, nur so machen wir den öffentlichen Personennahverkehr sicherer.“
Thorsten Gundacker-Dollak, Geschäftsführer der Völklinger Verkehrsbetriebe (VVB), stellt fest, es werde zunehmend schwieriger, die Maskenpflicht in den Bussen durchzusetzen. Erst vorigen Sonntag hätten mehrere Jugendliche versucht, sich über die Pflicht hinwegzusetzen. Erfolglos, wie der Chef der VVB anfügt. Und einen so schweren Zwischenfall wie den in der Saarbrücker Innenstadt habe es in den Bussen seines Unternehmens bisher nicht gegeben.
Gundacker-Dollak sagt, es sei jungen Leuten schwer zu vermitteln, warum sie in der Schule ohne Mund-Nase-Schutz nebeneinander sitzen dürfen – in Bussen und anderen öffentlichen Verkehrsmitteln
dagegen gezwungen sind, ihn zu tragen. Es sei unabdingbar, die Anti-Corona-Regeln in den öffentlichen Verkehrsmitteln einzuhalten. Gerade wegen der Bedeutung der Busse und Bahnen für den Klimaschutz. Und gerade angesichts der aktuellen Herausforderungen. „Wir sind noch nicht über diese Pandemie hinweg.“