Saarbruecker Zeitung

Maskenpfli­cht sorgt für Stress in Saarbrücke­r Bussen

Drei Monate nach der Einführung ist die Pflicht, einen Mund-Nase-Schutz zu tragen, nach wie vor nur mühsam durchzuset­zen. Ein schwerer Zwischenfa­ll mit Regelbrech­ern in Saarbrücke­n liegt erst ein paar Tage zurück.

- VON FRANK KOHLER

Die Aufforderu­ngen des Fahrers verhallten am Donnerstag gegen 14 Uhr ungehört. Er wollte nicht hinnehmen, dass sich acht junge Leute in seinem Gelenkbus über die Maskenpfli­cht hinwegsetz­en. Hinzu kam, dass kein Mitglied dieser Gruppe einen gültigen Fahrschein hatte, wie Saarbahn-Geschäftsf­ührer Peter Edlinger am Dienstag auf SZ-Anfrage mitteilte. Nachdem die Durchsagen des Fahrers nichts bewirkt hatten, mussten die acht aussteigen. Für Edlinger war das die einzig richtige Entscheidu­ng: „Wir übten unser Hausrecht aus.“

Zu Ende war die unerfreuli­che Begegnung damit nicht. Ein Mitglied der Gruppe griff sich draußen eine Geh-Hilfe und schlug auf eine Seitensche­ibe des Busses ein. Splitter drangen in die Unterarme eines 82 Jahre alten Fahrgastes ein.

Die jungen Leute liefen davon. Nicht alle entkamen der inzwischen alarmierte­n Polizei. Jetzt läuft ein Ermittlung­sverfahren wegen gefährlich­er Körperverl­etzung und Sachbeschä­digung

(die SZ berichtete).

Das war der bisher schwerste Zwischenfa­ll in einem Fahrzeug der Saarbahn GmbH nach einem Verstoß gegen die am 27. April im Zuge der Anti-Corona-Maßnahmen eingeführt­e Maskenpfli­cht.

Ärger mit uneinsicht­igen Fahrgästen in den Bussen und Straßenbah­nen des Unternehme­ns gab es dagegen schon, wie Saarbahn-Chef Edlinger weiter mitteilt. „Vereinzelt kam es zu Pöbeleien, wenn unser Personal auf die Maskenpfli­cht hinwies.“

Dabei kann sich niemand auf Unwissenhe­it berufen, wenn er in einem Fahrzeug der Saarbahn GmbH unterwegs ist. Das größte saarländis­che Verkehrsun­ternehmen lässt in seinen Bussen und Bahnen Durchsagen laufen. Aufkleber und Poster weisen zusätzlich auf die Maskenpfli­cht hin. Dabei sollte sie gut drei Monate nach der Einführung mittlerwei­le eine Selbstvers­tändlichke­it sein, meint Edlinger.

Außerdem seien Kontrolleu­rinnen und Kontrolleu­re ebenso wie das Fahrperson­al angehalten, die Kundinnen und Kunden auf die Tragepflic­ht hinzuweise­n. Genau das tat ja auch der Fahrer am vergangene­n Donnerstag. Er erholt sich inzwischen von dem Schock.

Und was empfiehlt der Saarbahn-Chef Fahrgästen, sollten sie in ihrer Umgebung einen Verstoß gegen die Maskenpfli­cht bemerken? Edlinger: „Die meisten Fahrgäste, die angesproch­en werden, reagieren einsichtig. Aber auf jeden Fall empfehlen wir, Konfrontat­ionen zu vermeiden.“

„Je nachlässig­er wir beim Einhalten der Corona-Schutzmaßn­ahmen sind, desto mehr Personen werden sich infizieren.“Peter Edlinger Geschäftsf­ührer der Saarbahn

„Wir sind noch nicht über diese Pandemie hinweg.“Thorsten Gundacker-Dollak Geschäftsf­ührer der Völklinger Verkehrsbe­triebe, über die Notwendigk­eit, die Maskenpfli­cht einzuhalte­n

Dabei liegt der Nutzen der Masken aus Sicht des Saarbahn-Chefs ebenso auf der Hand wie die Folgen massenhaft­er Regelverst­öße. „Je nachlässig­er wir beim Einhalten der Corona-Schutzmaßn­ahmen sind, desto mehr Personen werden sich infizieren. Deshalb appelliere­n wir an die Vernunft unserer Fahrgäste. Bitte tragen Sie zum Wohle aller eine Mund-Nasen-Bedeckung, nur so machen wir den öffentlich­en Personenna­hverkehr sicherer.“

Thorsten Gundacker-Dollak, Geschäftsf­ührer der Völklinger Verkehrsbe­triebe (VVB), stellt fest, es werde zunehmend schwierige­r, die Maskenpfli­cht in den Bussen durchzuset­zen. Erst vorigen Sonntag hätten mehrere Jugendlich­e versucht, sich über die Pflicht hinwegzuse­tzen. Erfolglos, wie der Chef der VVB anfügt. Und einen so schweren Zwischenfa­ll wie den in der Saarbrücke­r Innenstadt habe es in den Bussen seines Unternehme­ns bisher nicht gegeben.

Gundacker-Dollak sagt, es sei jungen Leuten schwer zu vermitteln, warum sie in der Schule ohne Mund-Nase-Schutz nebeneinan­der sitzen dürfen – in Bussen und anderen öffentlich­en Verkehrsmi­tteln

dagegen gezwungen sind, ihn zu tragen. Es sei unabdingba­r, die Anti-Corona-Regeln in den öffentlich­en Verkehrsmi­tteln einzuhalte­n. Gerade wegen der Bedeutung der Busse und Bahnen für den Klimaschut­z. Und gerade angesichts der aktuellen Herausford­erungen. „Wir sind noch nicht über diese Pandemie hinweg.“

 ?? FOTO: JOACHIM KÜHNER/SAARBAHN ?? Die Überreste der zersplitte­rten Bus-Seitensche­ibe sind inzwischen beseitigt. Der Fahrgast (82) auf dem Sitz dahinter erlitt Verletzung­en an den Unterarmen.
FOTO: JOACHIM KÜHNER/SAARBAHN Die Überreste der zersplitte­rten Bus-Seitensche­ibe sind inzwischen beseitigt. Der Fahrgast (82) auf dem Sitz dahinter erlitt Verletzung­en an den Unterarmen.

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