Saarbruecker Zeitung

„Gold-Rosi“wird heute 70 Jahre alt

An diesem Mittwoch wird Ski-Legende Rosi Mittermaie­r 70 Jahre alt. Sie hat sich nie verbiegen lassen – auch heute nicht.

- VON THOMAS HÄBERLEIN

(sid) Eine Feier? Ach du liebe Zeit, bloß nicht! Rosi Mittermaie­r, seit den unvergessl­ichen Tagen bei den Olympische­n Winterspie­len 1976 in Innsbruck auf ewig die „Gold-Rosi“, sitzt auf ihrer Terrasse mit dem herrlichen Blick hinüber zur Zugspitze und schüttelt verständni­slos den Kopf. „Ich weiß nicht“, sagt sie, „warum jeden Menschen dieser Geburtstag interessie­rt, das ist ja furchtbar.“

Rosa Katharina Mittermaie­r, seit 1980 verheirate­te Neureuther, wird an diesem Mittwoch 70 Jahre alt. Ein Tag wie jeder andere für sie, nicht für Freunde – oder ihren Sohn. „Der Felix“sei ja auch so einer. „Da müssen wir was feiern“, habe der betont, „aber da habe ich gesagt: wieso? Wir sehen uns doch jeden Tag.“Felix Neureuther wohnt nebenan, und hinten beim Küchenausg­ang der Mutter stehen seine Müslischal­en.

Es hatte sich ja sogar ein Bus angesagt aus Reit im Winkl, ihrer Heimat, „mit 50 Leuten und dem Bürgermeis­ter“, auch da hat Rosi Mittermaie­r abgesagt – allerdings aus naheliegen­den Gründen: „In Zeiten von Corona muss man jetzt ja auch nichts herausford­ern.“Geht es nach ihr, wird sie den Tag bei sich im Garten genießen, in diesem Idyll am Rande von Garmisch – falls sie nicht ihr Mann doch noch überrascht.

Rosi Mittermaie­r findet, Aufmerksam­keit habe sie schon genug erfahren, seit sie 1976 in Abfahrt und Slalom zu Gold und im Riesenslal­om zu Silber fuhr. Deutschlan­d drehte danach durch, auch wegen des immensen Trubels trat die „Gold-Rosi“damals am Saisonende zurück – als 25-Jährige. „Wenn ich heute daran denke, dass ich das alles ausgehalte­n habe, kann ich mir das nicht mehr vorstellen. Ich steh ja viel durch, aber das war krass.“

Das neue Leben fand Rosi Mittermaie­r „spannend“, schließlic­h hatte sie als Sportlerin „schon alles gesehen“. Vermisst hat sie das alte Leben trotzdem, es habe sie „gejuckt“, wieder Rennen zu fahren, weil ihr die Freunde aus dem Sport und ihr gewohntes Umfeld fehlten. An ein Comeback, beteuert sie, habe sie dennoch nie gedacht, auch weil sie das Glück, sich nie schwer verletzt zu haben, nicht herausford­ern wollte.

Dass Rosi Mittermaie­r über die Jahrzehnte populär geblieben ist, die „Gold-Rosi“der Nation gewisserma­ßen, hat wohl viel damit zu tun, dass sie noch immer so ist, wie sie ist: stets freundlich und bescheiden, immer hilfsberei­t, für jede gute Sache zu haben. Sie ist eine Seele von Mensch. Der Sport hat ihr Werte wie Freundscha­ft und Fairness vermittelt, diese Werte hält sie hoch.

Soll aber nur keiner glauben, dass die liebenswer­te Rosi nicht auch mal grantig werden kann. „Ungerechti­gkeit“, sagt sie mit energische­m Ton, könne sie überhaupt nicht leiden. Daher hält sie auch Doping im Sport schlichtwe­g für „Betrug“, gegen den sie „ganz strikt“vorgehen würde. Und weil das in ihren Augen nicht geschieht, ist sie auch „wirklich sehr enttäuscht“vom Internatio­nalen Olympische­n Komitee (IOC).

Ansonsten ruht Rosi Mittermaie­r freilich in sich. Sie nimmt das Leben, wie es kommt. Auch wenn es mal Zwischenfä­lle gibt wie Ende Januar, als sie sich bei einem Sturz auf einer Eisplatte das linke Handgelenk brach. Danach hat sie einfach alles nur mit rechts gemacht, die mittlerwei­le drei Enkel auf dem Arm getragen, „sogar Fenster geputzt“, so lange, bis die Bizepssehn­e riss. Sie lacht über solche Missgeschi­cke.

Ihr Leben kann Rosi Mittermaie­r genießen, sie sieht es schon jetzt als erfüllt an: „Ich habe ja auch schon alles gemacht, alles ausprobier­t.“Gleitschir­mfliegen, Fallschirm­springen, Tauchen, Surfen auf Hawaii. Autorennen ist sie gefahren und Motorrad. „Ich plane nichts“, sagt sie: „Ich kann das auch nicht, ich habe es aber auch nie gebraucht, ich hatte immer das Glück, dass ich Leute hatte, die das für mich tun.“

Und was den Mittwoch angeht: Ihr Mann Christian hat zur Sicherheit ein paar Hotels in Südtirol ausgespäht. Denn: „Ich bin gerne spontan“, sagt Rosi Mittermaie­r, „und im Nachhinein ist es ja immer ganz schön, wenn man überrascht wird.“

„Im Nachhinein ist es ja immer ganz schön, wenn man überrascht wird.“Rosi Mittermeie­r deutsche Ski-Legende

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FOTO: WARMUTH/DPA Die ehemalige Skirennläu­ferin Rosi Mittermaie­r feiert an diesem Mittwoch ihren 70. Geburtstag. Über Jahrzehnte ist sie populär geblieben, weil sie stets freundlich, bescheiden und hilfsberei­t auftrat.

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