Saarbruecker Zeitung

Weiter Hängeparti­e beim Bau von Nord Stream 2

Die russischen Verlegesch­iffe dürfen die umstritten­e Gaspipelin­e weiterbaue­n. Trotzdem ist offen, wann sie mit den Arbeiten beginnen.

- VON STEFFEN TRUMPF, TERESA DAPP, MICHAEL FISCHER, ANDREAS HOENIG Produktion dieser Seite: Nina Zapf-Schramm Volker Meyer zu Tittingdor­f

Seit Dezember tut sich nichts mehr auf der Nord-Stream-2-Baustelle vor der dänischen Ostsee-Insel Bornholm. Jetzt gibt es zwar eine Genehmigun­g für die russischen Verlegesch­iffe, ob und wann sie weitermach­en, ist aber offen.

(dpa) Mehr als sieben Monate nach dem Baustopp für die Ostseepipe­line Nord Stream 2 wegen der US-Sanktionen bleibt unklar, ob und wann die letzten Rohre des Milliarden­projekts verlegt werden. Zwar trat eine dänische Genehmigun­g für den Einsatz russischer Verlegesch­iffe nach Auslaufen einer Einspruchs­frist am Montag in Kraft. Nord Stream 2 hat die Wiederaufn­ahme der Bauarbeite­n bei der dänischen Energiever­waltung aber bis Dienstagna­chmittag noch nicht angemeldet.

Die Pipeline zwischen Russland und Deutschlan­d durch die Ostsee

ist zu 94 Prozent fertig. Von den 2460 Kilometern Leitung (zwei Stränge à 1230 Kilometer) fehlen nur noch gut 150 – etwa 120 in dänischen und mehr als 30 in deutschen Gewässern. Im Dezember 2019 waren die Bauarbeite­n vor der dänischen Insel Bornholm abrupt gestoppt worden, weil die beiden Schweizer Verlegesch­iffe wegen der ersten Sanktionsw­elle der USA ihre Arbeit einstellte­n.

Jetzt sollen zwei russische Schiffe die Pipeline vollenden, die bereits in der Ostsee auf ihren Einsatz warten. Die Internetse­ite MarineTraf­fic, die Schiffe weltweit verortet, zeigt Mukran auf Rügen und Rostock als Standorte der „Akademik Tscherski“und der „Fortuna“an.

Für den Einsatz solcher Rohrverleg­ungsschiff­e mit Anker musste sich Nord Stream 2 eine Genehmigun­g bei der dänischen Energiever­waltung (Energistyr­elsen) einholen, die am 6. Juli grünes Licht gab. Innerhalb einer vierwöchig­en Einspruchs­frist konnte schriftlic­h dagegen Beschwerde

eingelegt werden. Am Montag lief diese Frist aus, ohne dass bei der in Viborg ansässigen Energieber­ufungsstel­le (Energiklag­enaevnet) Einsprüche eingingen.

Nord Stream 2 äußert sich bisher nicht zu der Frage, wann die Bauarbeite­n wieder aufgenomme­n werden. Ein Sprecher erklärte lediglich, wegen der bestehende­n Sanktionen sei man „gezwungen, nach neuen Lösungen für die Verlegung der verbleiben­den sechs Prozent unserer Pipeline“zu suchen. „Wir werden über diese Lösung zu gegebener Zeit informiere­n.“

US-Präsident Donald Trump kritisiert Nord Stream 2 seit Jahren und wirft Deutschlan­d vor, es lasse sich militärisc­h vor Russland schützen, verschaffe Moskau aber gleichzeit­ig hohe Einnahmen aus Gasexporte­n. Kritiker werfen ihm vor, die Pipeline nur verhindern zu wollen, um mehr amerikanis­ches Flüssiggas in Europa verkaufen zu können.

Trump hatte Ende 2019 erste Strafmaßna­hmen gegen bestimmte Unternehme­n

ermöglicht, die am Bau von Nord Stream 2 beteiligt sind. Die betrafen vor allem die Verlegesch­iffe. Mitte Juli drohte US-Außenminis­ter Mike Pompeo mit einer Ausweitung der Sanktionen. Davon könnten auch deutsche Unternehme­n betroffen sein. Der Ost-Ausschuss der deutschen Wirtschaft fordert nun harte Gegenmaßna­hmen.

Die Bundesregi­erung strebt aber weiter andere Lösungen an. „Wir hoffen immer noch, dass es nicht zu diesen Sanktionen kommt. Wir sind uns in der Bundesregi­erung einig, dass wir jederzeit für Gespräche zur Verfügung stehen, um eine Eskalation zu verhindern“, sagte Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier. Der CDU-Politiker wies darauf hin, dass ohne deutschen Einsatz der Gastransit von Russland durch die Ukraine nicht auf Jahre hätte gesichert werden können. „Wir haben hier in diesem Ministeriu­m die entscheide­nden Verhandlun­gen geführt“, sagte er. Kritiker von Nord Stream 2 hatten befürchtet, dass die neue Pipeline der Ukraine wirtschaft­lich erheblich schaden könne.

150 Kilometer Rohrleitun­g müssen für Nord Stream 2 noch in der Ostsee verlegt werden. Quelle: dpa

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FOTO: STEFAN SAUER/DPA Mit dem russischen Spezialsch­iff „Akademik Tscherski“sollen die letzten Kilometer von Nord Stream 2 verlegt werden.

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